Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Mein Vater erzählt - Gutkin, P: Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Me
dem Schulhof im Verlauf aufgestellt. Die großen Kinder standen vorne und die kleinsten hinten.
Die Pimpfe, die entweder eine Fanfare oder eine Trommel spielten, übten in der Turnhalle. Für die Musiker war das Üben sehr wichtig.
Wir übten nicht nur das Spielen der Musikinstrumente, sondern auch den richtigen Einsatz. Beim Marschieren trugen wir die Fanfaren waagerecht wie eine Tasche in der rechten Hand in Höhe des Oberschenkels. Hat jemand aus der Gruppe ein verabredetes Zeichen gegeben, stellten wir die Fanfare auf den rechten Oberschenkel auf und kurz danach wurde das Mundstück angesetzt und gespielt.
Von nun an musste ich und andere Jungen jeden Samstag pünktlich um zwei Uhr mittags zum Appell am Schlegelplätzchen antreten.Endlich war der Tag des ersten Antretens da. Der Fähnleinführer hat uns zunächst begrüßt.
Vierundsechzig aufgeregte Kinder, alle in Uniform, davon acht mit Fanfaren und acht mit Trommeln.
Da wir fleißig geübt hatten, konnten wir uns problemlos aufstellen. Ein jeder wusste, wer seine Nachbarn waren.
Der Fähnleinführer hat mit einer Trillerpfeife gepfiffen. Das war das Signal für uns zum Antreten.
Wir verließen die Sammelstelle auf dem Schlegelplätzchen und formierten uns auf der Eisenstraße, die um den Platz herum verlief, Richtung Bandelstraße (heute Vulkanstraße). Immer vier Kinder in einer Reihe. Vorweg die Trommler, dahinter die Fanfarenspieler und dahinter die anderen.
Dann ertönten die nächsten Kommandos des Fähnleinführers: „Fähnlein stillgestanden! Die Augen geradeaus! Rührt euch zum Uniformappell!“
Der Fähnleinführer kontrollierte die Anwesenheit.
Anwesenheit war Pflicht. Die Familie eines Pimpfes, der krank war oder zweimal unentschuldigt fehlte, bekam zur Strafe reduzierte Lebensmittelkarten. Ohne Lebensmittelkarten konnte man keine Lebensmittel kaufen und hatte somit nichts zu essen.
Ich war immer pünktlich auf dem Platz. Auch die anderen Kinder kamen lieber zu früh als zu spät, weil der Fähnleinführer sehr streng zu uns war.
Nun kontrollierte er stichprobenartig den Sitz der Uniformen. Dazu ging er durch die Reihen und meckerte hier und da an Kleinigkeitenherum. Peinlichst genau hat er zum Beispiel darauf geachtet, dass der dicke Lederknoten am Halstuch richtig sitzt.
© Bundesarchiv Bild - 146-1978-062-24 – Fotograf: ohne Angabe
Nun erschallten die Kommandos: „Fähnlein stillgestanden! Richtet Euch! Augen geradeaus! Fähnlein rechts um! Abteilung Marsch!“
Endlich ging’s los. Richtung Bandelstraße zum Rundmarsch durch Oberbilk.
Sollte ein Lied gesungen werden, rief der Junge rechtsaußen im ersten Glied: „Ein Lied!“
Schnell wurde nach hinten durchgegeben, welches Lied gesungen werden sollte. Der Einsatz erfolgte dann durch Handzeichen.
Der Spielmannszug verwendete das gleiche System.
Der Marsch, der geblasen werden sollte, wurde vom rechten Vordermann bekannt gegeben.
Dann gab er noch folgende Kommandos:
„Kommando eins!“
Das bedeutete, die Fanfahrentrompete auf dem Oberschenkel aufzusetzen.
„Kommando zwei!“
Das bedeutete, Mundstück auf die Fanfare aufsetzen und zugleich am Mund zum Blasen ansetzen.
Mit einem Handzeichen wurde das Signal zum Einsatz gegeben. Auch die Trommler richteten sich danach.
Fröhliche Lieder spielend sind wir ungefähr zwei Stunden lang als Einheit durch den Stadtteil Oberbilk marschiert – vorweg die Pimpfe mit den Musikinstrumenten.
Die Fenster rechts und links in den Straßen öffneten sich und die Leute jubelten uns zu. Das war schon ein tolles Gefühl.
Hummeln im Hintern
An einem Samstag hatte ich irgendwie Hummeln im Hintern.
Ich stand hinter einem der anderen Fanfarenbläser. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wer das war. Ohne dass er es bemerkte, habe ich ihm den Haken vom Schulterriemen hinten am Koppel (Gürtel) gelöst. Dann habe ich ihm versehentlich auf den Fuß getreten. Ich dachte mir, dass er sich bücken wird, um den Schmutz von denblank geputzten Schuhen zu entfernen. In dem Moment, als er sich planmäßig zu seinen Schuhen beugte, rutschte der Schultergürtel runter. Er fand schnell heraus wer daran schuld war. Es entstand ein heftiges Wortgefecht zwischen uns, während er den Gurt wieder am Koppel befestigte. Nun saß alles wieder wie vorher.
Doch mitten in unserem Wortstreit mussten wir antreten.
Der Fähnleinführer, der darauf aufmerksam geworden war, kam auf uns zu und brüllte: „Was ist hier los!?“
Der Junge berichtete: „Der Peter
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