Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten
imperiumsumspannende Nachrichtensperre gedacht.
Gehen Sie weiter in dieser Richtung. Reagieren Sie nicht. Lassen Sie die Sache einfach im Sande verlaufen. Wir können die Urheber immer noch nach Belieben festnehmen. Außerdem könnte ein derartiger Angriff nach hinten losgehen. Unsere eigenen Verbündeten bekommen es womöglich mit der Angst zu tun. Ich bin sicher, daß Sie alle mit derlei Dingen vertraut sind. Ich möchte sie hier nur andeuten, damit kein auch noch so winziges Detail übersehen wird."
"Die Verbündeten soll der Teufel holen", fauchte eine Kraa.
"Wenn wir jetzt nicht handeln, kommen am Ende ein paar dieser Idioten noch auf die Idee, die Anschuldigungen könnten der Wahrheit
entsprechen", sagte Malperin.
"Schicken Sie die Flotte los", sagte Lovett.
Poyndex schickte die Flotte los. Doch noch während er ringsum Befehle austeilte, trommelte er seine vertrauenswürdigsten Mitarbeiter zusammen.
Jetzt galt es, sich im großen Stil den Rücken freizuhalten.
Wenn Poyndex nicht von den Ereignissen
überrollt werden wollte, mußte er ihnen stets einen Schritt voraus sein.
Kapitel 28
Der Imperiale Captain der Leibgarde (im
Ruhestand) Hosford erreichte die Hügelkuppe und ruhte sich auf seinen Stock gestützt aus. Er gewährte sich volle fünf Minuten zum Luftschnappen, bevor er auf der anderen Seite hinabstieg, das nächste Tal durchquerte und sich den nächsten Höhenzug vornahm. "Von wegen Auslaufen, dachte er. "Das sind die Ausläufer des verdammten Himalaya."
Er fühlte sich nicht nur zu fett und zu alt für diesen Auftrag, es handelte sich obendrein um eine völlig sinnlose und undankbare Mission.
Das Imperium hatte über zwei unsterbliche Einrichtungen verfügt. Eine Pistole und eine Bombe hatten eine davon doch als sterblich entlarvt. Die andere waren die Gurkhas.
Die Gurkhas waren die besten Soldaten, die jemals von einer Welt hervorgebracht wurden, egal ob von Menschen oder von einer anderen Spezies.
Die meisten Leute hofften, daß niemals irgendwo eine Spezies noch effektiverer Killer auftauchte, oder falls doch, daß sie ebenso unverrückbar auf der Seite des Imperiums stand wie die Gurkhas. Für die vielen, vielen Leute, die sie schon einmal in den Livies gesehen hatten, waren die Gurkhas und das Imperium eins.
Das Kabinett wollte die Gurkhas zurückhaben.
Einmal, weil sich die Mitglieder mit diesen absolut ergebenen, absolut unbestechlichen Soldaten als Leibwächter schmücken wollten, und zum anderen, um ihren Regierungsanspruch zu legitimieren.
Deshalb hatte man Captain Hosford losgeschickt.
Hosford war vor Jahren - vor einem ganzen Leben, vor mehreren Leben, wie es ihm schien -
Commander der Gurkha-Leibgarde in Arundel, dem Palast des Imperators, gewesen. Damals war er ein junger, vielversprechender Offizier, zu höchsten Rängen berufen, wie jeder, der als Captain der Garde auserwählt wurde.
Die Aufgabe war ehrenvoll und ließ dem jungen Offizier nicht viel Zeit für Privatleben, was auch Sten rasch herausfand, nachdem er Hosford auf seinem Posten abgelöst hatte.
Alles verlief vorbildlich - bis Hosford sich verliebte. Komplett, unsterblich. So sehr, daß er sogar die Wände seines Quartiers mit gemalten Porträts von Maeve tapezierte. Maeve sagte nie etwas, doch für Hosford gab es keinen Zweifel; er mußte sich entscheiden: seine Aufgabe oder sie.
Er zog an allen Drähten, um herauszukommen.
Die mächtigen Militärs waren jedoch überhaupt nicht damit einverstanden, wenn einer ihrer Auserwählten eigenmächtig die Pläne änderte, die sie für ihn geschmiedet hatten. Und so wurde ihm als einzige neue Stelle ein Abschiebeposten auf einer Pionierwelt angeboten. Hosford nahm an, und Maeve ging mit ihm.
Damit war seine Karriere in der Garde gestorben.
Er verzichtete auf seine Offizierslaufbahn, meldete sich auch nicht, als der Krieg mit den Tahn ausbrach, und zog statt dessen mit Maeve umher. Er hatte seine Reisen nicht großartig geplant, doch als er sie einmal nachverfolgte, fiel ihm auf, daß sie unweigerlich in einem völlig einleuchtenden Muster zur Erde führten.
Und zu den Gurkhas.
Die Gurkhas, die den Imperialen Dienst
überlebten, mochten zwar reiche Männer sein, doch Nepal selbst war nach wie vor eine sehr primitive Provinz. Dafür sorgte der König des Landes, der seine Erbfolge bis in die Zeit zurückverfolgen konnte, in der die Berggötter geboren worden waren.
Seine vornehmste Aufgabe bestand darin, Nepal und sein Volk zu beschützen. Das Land war
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