Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten
Chapelles Leben war Tag für Tag verzeichnet; plötzlich verschwindet er ungefähr einen Monat lang, und plötzlich taucht er mit einer Pistole wieder auf. Hast du vielleicht etwas übersehen? Mußtest du die Stadt verlassen, bevor du die fehlenden Stücke finden konntest?"
"Wieder negativ. Er verschwand. Alles, was ich in Erfahrung bringen konnte, war, daß er noch zweimal in Begleitung gesehen wurde, und zwar mit diesem Typen, der ziemlich reich aussah, und ziemlich ... ach du grüne Neune!" stieß Mahoney plötzlich erschrocken aus.
"Es ist nie verkehrt, die Fakten noch mal durchzukauen", sagte Alex mit interessiertem Blick.
"Fahren Sie fort, Flottenmarschall."
"Der reiche Bursche. Seine Führung, aber klar doch. Was ich mir bereits gedacht hatte, so dumm bin ich auch wieder nicht. Aber ich habe nie den MO
überprüft. Gauner benutzen immer den gleichen modus operandi. Das mache ich so, das macht ihr so, und das machte auch dieser Gauner dort. Ich finde es akzeptabel, dieser Erörterung Alk hinzuzufügen.
Mein Hirn fängt allmählich wieder an zu arbeiten."
"Ah." Sten hatte kapiert und holte für Mahoney den verlangten Drink herbei.
"Genau. Vergeßt mal den ganzen Dreck drumherum für einen Augenblick, als da wäre: Sullamora erledigte die Drecksarbeit bei der Verschwörung. Kam in der Explosion ums Leben.
Blubber, blubber, wen interessiert schon, ob es ein Unfall war oder nicht. Das Interessante daran ist, daß Tanz Sullamora viel zu gut war, um sich jemals mit demjenigen zu treffen, der den Finger am Abzug haben würde. Es mußte also einen Mittelsmann geben. Führung. Angenommenes Profil. Nimm das bitte auf."
Sten zog sich einen Recorder heran.
"Geheimdienstprofi. Etabliert -
sauberes,
klassisches Verfahren. Ausfindigmachung oder Heranziehung eines Psychopathen, der in die richtige Richtung gelenkt und mit der richtigen Waffe an den richtigen Ort gestellt wird. Chapelle hatte keinerlei Verbindung zur Organisation selbst, auch zu keiner hochrangigen Person innerhalb dieses Zirkels."
"Das kauf ich nich'", sagte Alex. Sowohl er als auch Sten hatten ihre professionellen Skeptikerhüte auf. Nichts war richtig, alles war falsch - die einzige Methode, einen Apparat zu durchdringen.
"Ich erkannte diese Möglichkeit schon damals.
Der Führungstyp war genau das, wonach ich suchte.
Hab nur nicht alles streng genug durchdacht. Kommt davon, daß ich während der letzten Jahre nur mit Soldaten zu tun hatte, und nicht mit Poltergeistern wie euch Clowns.
Wie auch immer. Professionell. Zuerst wanderte mein Blick Richtung Imperium. Mercury, Mantis, auch die Ehemaligen aus beiden Abteilungen.
Nichts."
"Beglaubigt.... Oder bist du nur sentimental und willst die alten Seilschaften schützen?"
"Der Imperator", sagte Mahoney ungewohnt barsch, "war mein Freund. Lösch das von der Aufnahme. Ich hab mich hinreißen lassen."
"Da draußen gibt es genügend Spionage-Profis, die noch nie etwas mit dem Imperium zu tun hatten und wahrscheinlich auch nie haben werden", sagte Kilgour.
"Genau. Jetzt aber zurück zu unserem MO. Ein kleiner Branchentrick. Du brauchst also ein sicheres Versteck, willst ein Team bereithalten oder hast etwas anderes Schändliches vor. In den Slums findet man kein Warenhaus, es sei denn, man ist Amateur oder Krimineller. Such dir lieber eine nette, wohlhabende, wenn möglich ungezwungene Gegend aus, wo sich niemand darum kümmert, wer kommt und wer geht, und sich alle damit rühmen, daß sie sich nur um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern."
"Aha. Der reiche Kerl - unser Führungskerl taucht in den Slums auf. Flüstert Chapelle, der sich schon immer zu Höherem berufen gefühlt hat, was ins Ohr. Läßt ihn verschwinden, natürlich immer noch auf der Erstwelt", überlegte Sten. "Der Kerl baut ihn auf, zeigt ihm einiges, besorgt ihm eine Waffe.. .'und das alles in einem netten, ordentlichen Haus in einer netten, sicheren, reichen Vorstadt.
Also wieder Erstwelt."
"Vergiß die Erstwelt", sagte Mahoney. "Sieh mir auf die Lippen und hör zu, was ich sage. MO, MO, MO. Wir alle greifen immer wieder auf das zurück, was schon einmal funktioniert hat. Reich... reich ...
reich. Wie viele Profis setzen das als Arbeitsmittel ein? So viele können es nicht sein, oder?"
"Wir leben in einem verdammt großen Universum", gab Sten zu bedenken. "Aber nein, richtig. Wir befinden uns hier ja in einer winzigen Subkultur."
"Mir sind schon ein paar Namen eingefallen."
"Prima. Du hast den Finger drauf, Ian. Du
Weitere Kostenlose Bücher