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Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten

Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten

Titel: Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bunch Cole
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und her, bis jede Nahtstelle einen gequälten Schmerzensschrei von sich gab. Er setzte jeden einzelnen Trick ein, den er jemals gelernt hatte, und erfand noch einige dazu, um einer Entdeckung zu entkommen. Sobald er aus dem Gröbsten heraus war, setzte er ein "Hau ab, so schnell du kannst" an Mahoney ab, unterbrach den Kontakt sofort wieder und versuchte, sich unsichtbar zu machen.
    Mahoney mußte jetzt selbst für sich sorgen. "Der alte Haudegen ist schließlich kein Anfänger" dachte sich Alex, nicht ohne Sorge. Kilgour konnte Mahoney gut leiden, nicht zuletzt betrachtete er ihn als Verwandten von den gleichen gälischen Wurzeln. Alex hoffte, daß Ian mit heiler Haut davonkam. Momentan konnte er jedoch nicht viel für ihn tun. Falls sie alle überlebten, wollten sie sich an einem Nottreffpunkt einfinden. Falls. Diesmal war es nicht das Poppajoe. Sie waren sich einig gewesen, ihr Glück nicht zweimal am selben Ort zu strapazieren, wenn ihre Mission fehlschlug. Doch das lag jetzt in einer sehr fraglichen Zukunft.
    Kilgour nahm an, daß der Zorn des Kabinetts so groß war, daß sie alle Hebel in Bewegung setzen würden, um die Übeltäter zu erwischen. Er täuschte sich nicht. Wo sollten sie sich also verstecken? Wo konnten sie landen? Ein Versteck mußte zwei Grundvoraussetzungen erfüllen. Einmal durfte so schnell niemand auf die Idee kommen, sie dort zu suchen. Zum zweiten mußte gewährleistet sein, daß, sollte doch jemand auf die Idee kommen, er und Sten nicht verraten wurden.
    Es dauerte eine Zeitlang, bis sie einen solchen Ort gefunden hatten. Sten war keine große Hilfe. Wie auch? Den Jungen hatte es offensichtlich schwer erwischt. Alex hatte Sten auf dem Med-Tisch des winzigen Behandlungsraums des Einsatzschiffes festgeschnallt und ein Traumaprogramm
    eingegeben. Er vernahm das leise Zischen und Klicken der Medic-Roboter. Die Geräusche beruhigten ihn nicht sehr, dazu klangen sie viel zu aufgeregt. Nachdem er auf Warp gewechselt war und das Schiff kurz darauf wieder herausfallen ließ, um mögliche Verfolger abzuschütteln, kamen ihm die Geräusche ein bißchen leiser vor. Er warf einen Blick in die kleine Kabine und sah Sten auf dem Med-Tisch liegen. Nicht mehr ganz so bleich. Aber er war noch immer ohne Bewußtsein, der arme, kleine Bursche.
    Plötzlich dämmerte ihm das perfekte Versteck. Es hatte zwar etwas mit dem Begleichen einer alten Schuld zu tun, doch es gab nur wenige Wesen, die Sten mehr verpflichtet waren. Alex gab den Kurs Richtung Lupus-Cluster ein - zu den Bhor.
    Sie hatten bereits mehr als die Hälfte der Reise zurückgelegt, als Sten endlich wieder einigermaßen auf den Beinen war. Ein guter Gesellschafter war er deswegen noch lange nicht. Versteinertes Gesicht.
    Tödliches Schweigen. Er gab kaum etwas von sich, und wenn, dann höchstens hin und wieder ein Grunzen. Zunächst dachte Alex, es läge daran, daß er noch nicht ganz genesen war. Dann informierte ihn der Computer des Trauma-Centers, daß keine weitere Behandlung mehr nötig und Sten völlig wiederhergestellt sei. Schließlich mußte sich Kilgour eingestehen, daß sein Freund eine wesentlich tiefere Wunde davongetragen hatte als die körperlichen Blessuren, die ihn zeitweise außer Gefecht gesetzt hatten.
    Er hatte nicht die geringste Ahnung, wie er damit umgehen, wie er dieses Thema überhaupt zur Sprache bringen sollte. Also knirschte er mit den Zähnen und ließ es dabei bewenden.
    Eines Tages sprach Sten das Problem von sich aus an. Sie nahmen gerade schweigend ihr Abendessen ein. In letzter Zeit hatte sich Sten angewöhnt, beim Essen ständig auf den Teller zu starren. Sie redeten nicht miteinander, und sie sahen sich auch nicht an. Er achtete nicht einmal darauf, was er da in sich hineinschaufelte, als nähme er den Geschmack nicht einmal wahr. Kilgour betrachtete ihn aus dem Augenwinkel.
    Sten stopfte sich gerade mechanisch ein Stück von irgend etwas in den Mund, dann noch ein Stück.
    Plötzlich hielt er mitten im Kauen inne. Sein Gesicht lief vor aufgestautem Zorn rot an. Dann spuckte er das Essen aus, als handelte es sich um Gift, sprang auf und marschierte wütend hinaus. Diesmal, fand Alex, konnte er den Zwischenfall nicht einfach ignorieren. Er wartete einige Augenblicke und ging dann zu Stens Quartier. Die Tür stand offen; Sten ging aufgeregt auf und ab. Er reagierte die aufgestaute Energie ab. Alex wartete vor der Tür, bis Sten ihn bemerkte, stehenblieb und den Kopf schüttelte.
    "Tut mir leid, Alex", sagte er.

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