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Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten

Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten

Titel: Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bunch Cole
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Kilgour beschloß, die Kröte zu schlucken und Sten, wenn möglich, aufzurütteln.
    "Das sollte es auch", erwiderte er in gespielt gereiztem Ton. "Du hast allen Grund dazu."
    Dann fuhr er fort, Sten die Leviten zu lesen. Er rieb ihm unter die Nase, daß er ihm zum
    wiederholten Male das Essen versaut habe, und daß er ein so mieser Gesellschafter sei, daß Alex bereits an Mord oder Selbstmord gedacht habe, daß er sich wie ein Pubertierender benehme, und daß es höchste Zeit sei, daß Sten sieh an den Rest von Stolz erinnerte, über den er vielleicht noch verfügte und sich einmal überlegen solle, wie er mit anderen Leuten umging, zum Beispiel mit seinem ältesten und besten Freund Alex Kilgour.
    Anfangs kam sich Alex wie der letzte Dreck vor, weil er auf den Jungen, der ohnehin am Boden war, auch noch eintrat. Es dauerte jedoch nicht lange, da fand er Gefallen an dieser Tätigkeit. Sten war ihm wirklich auf die Nerven gegangen, verdammt noch mal, und das sollte er gefälligst wissen! Dann bemerkte er, daß Sten ihm nicht zuhörte, zumindest nicht mit voller Aufmerksamkeit. Er hielt den Kopf gesenkt und ballte die Fäuste, daß die Knöchel weiß hervortraten.
    "Ich hab's versaut!" zischte Sten. "Ich hab's von vorne bis hinten versaut!"
    "Stimmt", sagte Alex. "Wir haben es versaut, keine Frage. Aber du weißt genau wie ich, daß es nicht das erste Mal war. Und es wird auch nicht das letzte Mal gewesen sein."
    Er hatte die ganze Zeit über gewußt, was Sten umtrieb. Und mit der Öffnung, die ihm jetzt gelungen war, wollte er ihm eine Perspektive anbieten. Er redete von all den anderen Aufträgen, die schiefgelaufen waren, den Leichenhaufen, die sie hinterlassen hatten. Sie hatten in der Vergangenheit schon weitaus Schlimmeres erlebt, schon wesentlich größere Gemetzel mitgemacht oder sogar
    angezettelt. Alex wußte, daß er gegen den Wind pißte. Doch er mußte es wenigstens versuchen.
    Es handelte sich nicht um einen plötzlichen Anfall von Schuldgefühlen. Es ging zurück bis zu Stens Entschluß, seine Karriere vor sechs Jahren zu beenden. Der Konflikt mit den Tahn war mit Sicherheit der verlustreichste Krieg aller Zeiten gewesen, sowohl was Leben als auch Credits anging.
    Sogar auf ihrer eigenen, unendlich unwichtigen Ebene waren Sten und Alex damals gezwungen gewesen, so viele Leben zu opfern, daß sie den üblen Geschmack des Blutes nie wieder von sich waschen konnten. Sten war es leid, den Schlächter zu spielen, und deshalb hatte er nicht nur den Dienst quittiert, sondern auch der einzigen Familie, der einzigen lebenden Familie jedenfalls, die er hatte, den Rücken zugekehrt.
    Teilweise hing es auch mit Kilgours
    Entscheidung, den Dienst zu quittieren, zusammen.
    Doch Alex hatte Edinburgh, seine Familie und seine alten Freunde.
    Was die Sache diesmal für Sten so schlimm machte, den Preis des Schlächters zu zahlen, war sein langes, selbstauferlegtes Exil. Obwohl er sich die ganze Zeit über intensiv in Form gehalten hatte, legte er den Fehlschlag der Mission unweigerlich den eigenen, eingerosteten Fähigkeiten zur Last.
    Doch wenn er den Eindruck gehabt hatte, daß er nicht mehr fit genug sei, die Aktion zu leiten und durchzuführen, hätte er, moralisch gesehen, Ians Vorschlag ablehnen und ihm dabei helfen müssen, jemand anderen zu finden -
    jemand, der
    unverbraucht und nicht so verbittert war.
    Das alles breitete Alex vor Sten aus. Er redete ihm gut zu. Er beschimpfte ihn. Vergeblich. Alex wußte, daß er an Stens Stelle ebenso empfinden würde.
    Das Schweigen dauerte an. Es dauerte bis zum Ende der Reise. Und darüber hinaus.
    Cind nahm hoffnungsvoll an jedem der
    zahlreichen Feste teil, die die Bhor zu Ehren der zurückgekehrten Helden des Jann-Kriegs organisiert hatten. Sie konnte nicht wissen, daß ein Hauptgrund für die Bankette in Othos schwerfälligen Versuchen zu finden war, Sten aus seiner grübelnden Stimmung und seinen Selbstbezichtigungen zu erlösen. Sie bemerkte jedoch recht bald, wie ausgelaugt Sten wirkte, wie wenig er auf seine Umgebung reagierte, als wäre er in einer so tiefen Qual versunken, wie sie sich kein normales Wesen vorstellen konnte. Ihr erschien das als schrecklich tragisch -und sehr romantisch.
    Schließlich fand sie den Mut, in Stens erhabene Präsenz einzudringen. Nachdem sie sich reiflich überlegt hatte, wie sie vor ihn treten sollte, kaufte sie sich ein Kleid, bei dem sie rot wurde, wenn sie nur daran dachte, daß es jetzt in ihrem Spind hing. Als sie es endlich

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