Sten 7 - Vortex - Zone der Verraeter
Cluster kam, ein Visum verlangte.
Er schickte Teams bewaffneter Gurkhas und Bhor aus, um alle Imperialen Bürger aufzusuchen und sie in die Sicherheit der Botschaft zu eskortieren.
Dank eines Gottes, der mit Gewißheit nicht aus dem Altai-Cluster stammte, hatte es sich bei den meisten Besuchern um Geschäftsleute gehandelt, die ein Gespür für brenzlige Situationen besaßen und sich rechtzeitig aus dem Staub gemacht hatten. Trotzdem gab es immer Ausnahmen von der Regel: das ältere Ehepaar, das sich in den Kopf gesetzt hatte, einen Teil des Universums kennenzulernen, den es noch nie besucht hatte; das Pärchen auf Hochzeitsreise, das sich Jochi offensichtlich aus einem hoffnungslos veralteten Reisefiche ausgesucht hatte. Sten konnte die alten Leute retten. Die Frischverheirateten erreichte er nicht mehr rechtzeitig.
Dann wurde die Botschaft selbst belagert. Zuerst rotteten sich lediglich kleine Gruppen von Jochianern vor der Botschaft zusammen, die jeden, der die Botschaft betreten oder verlassen wollte, mit Steinen bewarfen. Sten beratschlagte sich mit Kilgour. Alex stimmte seiner Einschätzung zu, daß die Situation sich zusehends verschärfte.
»Dann zeigen wir ihnen mal, wie man richtig Krawall macht.«
»Alles klar, Boß.«
Kilgour machte sich sogleich an die Arbeit. Die Gegenmaßnahmen auf das, was da vor ihrer Tür geschah, hätte er mittlerweile im Schlaf erledigen können. Es war beileibe nicht das erste Mal, daß er und Sten von einem »zivilen Mob«
auf einem »friedlichen Planeten« belagert wurden; sie hatten schon vor langer Zeit eine höchst effektive Verteidigungstaktik entworfen.
Dr. Iskras Handlanger J'Dean zufolge repräsentierten diese Leute den Zorn des aufgebrachten Volkes. Worüber sie sich eigentlich aufregten, danach fragte Sten schon gar nicht mehr.
J'Dean übermittelte ihm die Nachricht, daß Dr. Iskra, der zur Zeit leider überaus beschäftigt sei, nicht zögern würde, die Angelegenheit mit einem drastischen Truppeneinsatz aus der Welt zu schaffen, falls Sten das wünschte. >Genau<, dachte Sten. >Noch ein Massaker, das man eindeutig mir in die Schuhe schieben kann; ich weiß, daß diese Unterredung mitgeschnitten wird.<
»Nein«, lehnte er höflich ab. »Das Imperium wird nicht mit Waffengewalt gegen unschuldige Jochianer vorgehen, die aus freien Stücken ihrer politischen Meinung Ausdruck verleihen, was ihnen auch zusteht.« Dann unterbrach er die Verbindung.
Nicht einmal Iskras Manipulationsspezialisten würden aus dieser Aussage einen Befehl zum Abschlachten machen können.
Dann fingen Scharfschützen an, die Botschaft mit Projektilwaffen zu beschießen; Schützen, die zumindest ein Mindestmaß an Ausbildung genossen hatten. Eine Sekretärin erhielt einen Beinschuß, eine andere Angestellte erblindete zeitweilig, als ein Schuß sie knapp verfehlte und aus der Wand dicht neben ihr Staub und Steinchen in ihr Gesicht spritzen ließ.
Das reichte. Sten befahl sämtlichen Zivilisten, sich nur in den nach innen gelegenen Räumen aufzuhalten, und auch die Soldaten sollten bei Tageslicht nur die allernötigsten Tätigkeiten verrichten.
Die nächste Stufe würde zweifelsohne ein direkter Angriff sein.
Sten schickte alles Personal, das nicht dringend benötigt wurde, in die unterirdisch gelegenen Stockwerke der Botschaft.
Sämtliche Ein-und Ausgänge der Gebäude auf dem Areal wurden mit Leuten besetzt, die eine militärische Ausbildung mitgemacht hatten oder zumindest einigermaßen mit Waffen vertraut waren.
Die ganze Zeit über waren die Bhor damit beschäftigt, Kilgours Vorgaben auszuführen. Die ziemlich monströsen Kreaturen wurden meist als barbarische Mörder angesehen was sie natürlich auch waren -, doch sie verfügten auch über ein ungeahntes Geschick als Händler und Piloten. Das bedeutete, daß jeder von ihnen Talente als Mechaniker dritten Grades besaß, Eigenschaften, die inzwischen beinahe schon vererbt wurden. Jeder von ihnen konnte beispielsweise so ziemlich alles schweißen, inklusive radioaktiven Materials eigenhändig, sicher und mit einem Minimum an Abschirmung.
Oder eine kaputte Maschine reparieren, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Und das alles mit dem Werkzeug eines Hobbyhandwerkers und innerhalb kürzester Zeit.
Die Botschaft verfügte über zwei altmodische Modelle gepanzerter Fahrzeuge zur Aufstandsbekämpfung. Nachdem man ihnen die Kanonen abmontiert hatte, ließ Alex die alten Schüsseln mit einer Bewaffnung nach seinem Geschmack bestücken.
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