Sten 7 - Vortex - Zone der Verraeter
Wimper.
Sten nickte kaum merklich, und die Gurkhas machten in einer genau choreographierten Bewegung kehrt; mit dem gleichen gleichmäßigen Schritt marschierten sie hinter die Mauer des Botschaftsgeländes zurück. Die Bhor warteten, bis die Gurkhas hinter der Mauer waren, rissen die Gewehre vor die Brust und folgten den Gurkhas im Laufschritt.
Dann schlössen sich die Tore mit metallischem Scheppern.
Sten ging auf eine Mauer zu, vergewisserte sich, daß ihn niemand sehen konnte, und ließ sich daran herunterrutschen.
>Ein bißchen zu knapp<, dachte er.
Jemedar Lalbahadur Thapa kam auf ihn zu, stand stramm und salutierte.
Sten erwiderte den Gruß. »Sehr gut gemacht.«
»Nicht sehr gut«, sagte der Gurkha. »Schafe und Kinder erschrecken kann jeder. Die Toten der Imperialen Garde sind nach wie vor ungerächt.«
Jetzt setzte auch Sten einen grimmigen Gesichtsausdruck auf. »Heute abend«, versprach er. »Entweder heute oder morgen abend. Dann werden wir keine Kinderspielchen mehr spielen; und wir werden es nicht mit Kindern zu tun haben.«
Es dauerte allerdings noch drei Nächte, bis der wandernde Punkt, der die verräterische Pistole markierte, zur Ruhe kam.
Stens Einsatzplan erfolgte nur mündlich, ohne jegliche Aufzeichnung, und er fiel sehr knapp aus.
Zwanzig Gurkhas. Freiwillige. Bereithalten zu einer Sonderaufgabe um 23 Uhr. Nur Pistolen. Kasernenkleidung.
Beim letzten Punkt hatte Alex die Stirn gerunzelt. »Warum keine phototropischen Tarnanzüge?«
»Ich möchte nicht, daß sich später jemand über diese Sache den Kopf zerbricht«, sagte Sten kurz angebunden. »Es handelt sich hier um ein autorisiertes Gemetzel, nicht um einen privaten Rachefeldzug.«
Selbstverständlich meldete sich die komplette Gurkhaabteilung freiwillig.
Acht Bhor, alles Meisterpiloten. Vier Mannschaftsgleiter.
Standardbewaffnung.
Wieder teilte ihm Cind mit, daß ihr ganzes Team mitgehen wollte. Angefangen bei ihr, fügte sie hinzu.
Sten hatte noch nichts Genaueres über den Spezialeinsatz verlauten lassen. Offensichtlich war das nicht nötig.
Die Soldaten versammelten sich um 22 Uhr. Der Himmel draußen war teilweise bedeckt; schwarze Wolken trieben vor den Scheiben der vier derzeit sichtbaren Monde vorüber.
Die Gurkhas versammelten sich nicht wie gewöhnlich vor dem Kampf noch einmal in der Kaserne. Sie wußten, was ihnen bevorstand. So wie in gewisser Weise alle anderen in der Botschaft. Die Kantinen und Flure waren wie ausgestorben.
Sten und Alex schwärzten sich die Gesichter, legten Tarnoveralls an und überprüften ihre Waffen. Sten nahm sein Kukri, sein eigenes Messer und eine Pistole mit, Alex ein kurzläufiges Gewehr und eine Stahlstange von einem Meter Länge, die er mit nichtrutschendem Klebeband umwickelt hatte.
Alex ging noch einmal in den Nachrichtenraum, um einen letzten Blick auf ihr Ziel zu werfen. Sie hatten nicht nur das Signal aus der Pistole, sondern zusätzlich vier Frick-&-Frack-Teams über dem Gelände eingesetzt; acht weitere standen zur Überwachung der weiteren Umgebung bereit.
Die Gurkhas und ihre acht Bhorpiloten wurden in einer Garage der Botschaft zusammengezogen. Cind befehligte die Formation.
Sten salutierte zurück und befahl den Soldaten, sich zu einer raschen Inspektion zu rühren. Die Gurkhas standen mit gezogenen Kukris stramm. Die Kinnriemen ihrer Schlapphüte klemmten fest unter den Unterlippen, und die Augen waren auf die Unendlichkeit fixiert.
Sten ging die Reihen ab. Eher aus Formalitätsgründen überprüfte er eine oder zwei Klingen. Sie waren natürlich per Hand auf die Schärfe von Rasierklingen geschliffen worden.
Er übergab die Formation wieder an Cind, die daraufhin befahl, die Waffen wieder in den Scheiden verschwinden zu lassen und die Reihen zu schließen. Alex kam mit grimmigem Gesichtsausdruck aus einem Treppenschacht.
»Wir haben es mit einem kleinen Treffen unter Freunden zu tun«, sagte er. »Leben, o leben, schrie sie. Die Sensoren zeigen fünfzehn Geier auf einem Fleck an. Sie halten eine Konferenz ab, vielleicht feiern sie sogar 'ne Party, jedenfalls sieht es aus, als hätte sich die ganze verdammte Zelle an einem Ort versammelt.«
Stens anerkennendes Lächeln war ebenso humorlos.
Dann teilte er seine Befehle aus:
Viermann-Teams. Nach der Landung sofort Richtung Zielgebiet vordringen. Befehl zum Angriff abwarten.
Schußwaffen nur im äußersten Notfall einsetzen.
Und:
Keine Verwundeten. Keine Gefangenen.
Sie trabten auf den Hof hinaus, wo
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