Sten 7 - Vortex - Zone der Verraeter
der Imperator seine Meinung darüber hören wollte, wer nun wirklich der Nachfolger werden sollte.
»Noch etwas«, sagte der Imperator. »Sag ihm, ich setze ihn auf meine persönliche Einladungsliste. Die kurze Liste. Ich erwarte seinen Besuch in ungefähr einem Jahr.«
»Das wird ihm gefallen«, entgegnete Sten. »Mehr Propaganda an der Heimatfront.«
»Allerdings wird ihm das gefallen«, stimmte ihm der Ewige Imperator zu. »Aber nicht das, was ich ihm zu sagen habe.
Unter vier Augen.«
Er spießte das letzte Stück Ziege auf und riß es mit scharfen weißen Zähnen von der Gabel.
Sten tat der Khaqan kein bißchen leid. Es hörte sich ganz so an, als sei er, mit Kilgour gesprochen, ein »ausgesprochener Drecksack«.
Kapitel 4
»Na schön, zugegeben, vielleicht hast du mich gerettet«, brummte Alex. »Ach was, alter Knabe, diese Runde geht auf mich.«
Er erhob sich, stiefelte zur Bar, bezahlte den Barmann und kam mit einem Tablett zurück. Vier Bierkrüge und vier einzelne Schnapsgläser, die mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt waren. Sten zeigte mit einer fragenden Geste auf die Schnapsgläser.
»Quill. Kein Stregg. Den gibt's außerhalb der Bhor-Welten oder außerhalb der Imperialen Palastmauern nicht; hier und jetzt erfüllt auch das Zeug seinen Zweck.«
Sten war von seiner Marathon-Dinner-Marschbefehl-Verschwörungs-Sitzung mit dem Imperator vor einigen Tagen noch immer etwas angeschlagen. Gehorsam kippte er sich den Schnaps in die Kehle, hielt höflich die Luft an und jagte ein Bier hinterher.
»Ist dir bestimmt schon aufgefallen. Ich tu' mein Bestes, um mich anständig zu benehmen und dir Gesellschaft zu leisten«, sagte Alex, nachdem er es Sten gleichgetan hatte. »Dabei hatte ich schon so einen leisen Verdacht, ich könnte ein halber Alkie sein. Hab' das Zeug aufgegeben. Tatsache.«
Die beiden saßen in anonymen grauen Raumanzügen im hinteren Teil einer Raumhafenkneipe in der Nähe von Sowards weitläufigem Landefeld. In der Kneipe herrschte das geschäftige Gebrabbel der Raumfahrer, die betrunken genug waren, um endlich an Bord zu gehen, oder betrunken genug, um sich darüber bewußt zu werden, daß sie in einem Hafen ausgestiegen waren; die üblichen Huren und Bauernfänger halfen beiden Fraktionen bei ihren Vorhaben.
»Ich habe dich wirklich gerettet?«
»Oh, klar doch«, sagte Alex. »Sie war süß, sie war klug, sie war umwerfend - und sie hatte sogar eigenes Geld.«
»Vielleicht hättest du sie doch heiraten sollen?«
»Hätt' ich auch um's Verrecken getan. Das Aufgebot stand schon, die Halle war gemietet. Ich hatte sogar schon einen Gottesmann an der Hand, der die gesamte Zeremonie ohne Kichern durchgezogen hätte. Ich hab' sie sogar meiner guten Mama vorgestellt.«
»Was meinte sie dazu?«
»Sie meinte, wenn ich schon unbedingt heiraten müsse, so jung noch und kaum der Wiege entsprungen, dann könnte sie wohl mit dem Mädel auskommen.«
»Ich sage es noch einmal: Vielleicht solltest du dich wirklich häuslich niederlassen und anfangen, über den kommenden Laird Kilgour of Kilgour nachzudenken.«
Alex schüttelte sich ein wenig. »Ich weiß nicht, alter Knabe.
Es gab mal so einen Moment... aber dann stellte ich mir vor, wie ich so dasitze, die Jahre sind dahin, das Gehirn auch, falls ich jemals eins hatte, alle Zähne sind rausgefallen, ich stopfe irgendeine Pampe in mich rein, schütte Milch in meinen Brandy, um mich herum purzeln die Blagen durcheinander und das alles. Ich stellte mir vor, wie ich so über die gute alte Zeit vor mich hin knarze, daß die moderne Zeit der glorreichen alten nicht das Wasser reichen kann, daß die alten Zeiten zwar vergangen sind, aber damals immerhin ein Mann noch ein Mann war und die Schafe laufen konnten wie der Teufel.
Widerlich. Verdammt widerliche Vorstellung. Und so hab'
ich mir gedacht... rasch einen Blick auf dein Signal geworfen ...
hab' eine hervorragende Entschuldigung aufgeschrieben und bin dann noch vor dem Morgengrauen aus der Hintertür raus.«
»Mr. Kilgour«, sagte Sten. »Welch schnöder Akt der Feigheit! Du hättest es ihnen zumindest erklären müssen!«
»Stell dir das mal vor, alter Knabe. Das Mädel hat meine Mama damit beeindruckt, daß sie sie im Armdrücken besiegt hat. Ich bin zwar verrückt, aber ich bin doch nicht völlig durchgeknallt.«
Sten schaute auf die Uhr. »Wir müssen in zehn Minuten auf der Victory sein. Laß uns austrinken, und dann gehen wir.«
Kilgour kam in Bewegung, alte Kampfreflexe
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