Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sten 7 - Vortex - Zone der Verraeter

Sten 7 - Vortex - Zone der Verraeter

Titel: Sten 7 - Vortex - Zone der Verraeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bunch Cole
Vom Netzwerk:
sehen, daß Sie sich von der Familientragödie erholt haben«, sagte er.
    »Richtig«, erwiderte Menynder, und sein Kopf schob sich kaum merklich einen Millimeter seitwärts, in Richtung von Iskras Emblem. »Niemand kann meine Dankbarkeit darüber auch nur erahnen, daß ich ein paar neue Freunde gewonnen habe, die meinen Trübsinn verjagt haben. Sie haben mir auf eindrucksvolle Weise klargemacht, wie wichtig der Rest meiner Familie und mein Besitz wirklich sind, und mich ermuntert, endlich die Trauerkleidung abzulegen.«
    Genau wie Sten vermutet hatte. Menynder war dazu gezwungen worden, zu erscheinen.
    Eine Militärkapelle gab quietschend und laut aufheulend etwas von sich, was man als Musik bezeichnen konnte. Dr.
    Iskra schritt in Begleitung einiger Adjutanten die Palasttreppe hinunter und überquerte langsam den großen Platz in Richtung Tribüne.
    »Irgendeine Idee, warum der gute Doktor die Truppenübung nicht von seinem üblichen Platz aus verfolgt?« flüsterte Sten Kilgour zu.
    »Das hab' ich auch gefragt, und man hat mir gesagt, die Palastterrasse sei zu weit weg. Der Doktor wolle nahe bei seinen lieben kleinen Helden sein.«
    »Das ist aber eine billige Lüge.«
    »Ja. Außerdem beunruhigt mich, daß die Tribüne nicht richtig gebaut ist.«
    Kilgour hatte recht. Sie war gerade mal anderthalb Meter hoch. Dabei besagte einer der elementaren Grundsätze in Sachen präventiver Maßnahmen hinsichtlich möglicher Volksaufstände, Tribünen sollten so hoch sein, daß die Menge sie nicht stürmen konnte.
    Die Würdenträger salutierten, als Dr. Iskra die Tribüne betrat.
    Becken wurden scheppernd zusammengeschlagen, die Militärkapelle spielte zum Abschluß noch einmal richtig auf und brach dann abrupt ab.
    In der plötzlich eintretenden Stille vernahm Sten das weit entfernte Zittern der Panflöte irgendeines Straßenmusikanten.
    Und dann, wie auf Kommando, riß die Wolkendecke auf und wurde von einem kräftigen Wind zerpflückt, als handelte es sich um schmutziges Bettzeug. Ein unglaublich blauer Himmel leuchtete plötzlich über den Köpfen.
    Die Kapelle ließ das nächste kakophonische Musikstück ertönen, und die Parade begann.
    Der Platz der Khaqans schien nur noch aus dem Krachen von metallbeschlagenen Stiefelsohlen, dem unheimlichen Dröhnen von Panzerfahrzeugen und dem Takt der Marschmusik zu bestehen. Ab und zu konnte Sten die inszenierten Hochrufe der Menge hören.
    Er applaudierte nach altaianischer Gepflogenheit, indem er den Unterarm gegen den Oberschenkel schlug, und immer neue Reihen von Soldaten paradierten an der Tribüne vorbei.
    »5. Bataillon, 6. Regiment. Die eiserne Wache von Perm«, teilte der unsichtbare Kommentator über das
    Lautsprechersystem mit.
    »Haben wir die nicht schon gesehen?«
    »Nein, Skipper. Das war das 6. Bataillon, 5. Regiment. Du mußt besser aufpassen.«
    »Wie lange wird er diese Truppen denn noch an uns vorübertraben lassen?«
    »Das macht er verdammt noch mal so lange«, flüsterte Alex,
    »bis uns die Augen bluten und wir nur noch besinnungslos von den Wundertaten Iskras lallen. Man nennt es Massenhypnose, alter Knabe.«
    »Es ist Zeit-«, sagte Cind. Gehorsam rollte sich der Beobachter vom Teleskop weg und klemmte sich hinter sein eigenes Gewehr. Cind nahm seine Position ein; jetzt begann ihre Schicht. Aufmerksam beobachtete sie die Dächer und Fenster des Palastes, die sie zu ihrem eigenen Sektor erkoren hatte.
    Die anderen Mitglieder ihrer Scharfschützenteams taten mehr oder weniger dasselbe. Immer einer auf
    Beobachtungsposten, der andere an der Waffe. Ein Beobachter konnte nur kurze Zeit wirklich effektiv arbeiten; man verwechselte zu schnell gefährliche Bewegungen mit einem Vorhang, der im Wind wehte; man sah Bedrohungen, die nichts weiter waren als der Schatten, den ein Schornstein warf; oder man sah Dinge, die überhaupt nicht existierten.
    Der Stil, in dem der Palast der Khaqans erbaut worden war, und vor allem die unzähligen Schnörkel und Verzierungen machten ihre Aufgabe nicht eben leichter. Man hätte das Ganze glatt als Frühe Unromantische Wasserspeier-Skulptur bezeichnen können.
    Cind und ihr Beobachter waren auf einem der Palastdächer in Stellung gegangen. Sie hatten ihre Waffen und Reservemunition auf einer annähernd ebenen Fläche deponiert, waren anschließend mit äußerster Vorsicht zum höchsten Punkt des Daches gekrochen und hatten dort ihren
    Beobachtungsposten bezogen. Eine ausgebleichte rote Haube im genau gleichen Farbton wie das

Weitere Kostenlose Bücher