Sten 7 - Vortex - Zone der Verraeter
knapper, als mir lieb ist. Haben wir mittlerweile nicht schon genug Krieg gespielt?«
»Allerdings.«
»Weißt du, was ich am interessantesten an diesem Abend fand?«
Sten wußte es. Jemand hatte wissentlich versucht, den Bevollmächtigten Botschafter des Ewigen Imperators umzubringen. Nicht im Kampfgetümmel, sondern auf einen direkten Befehl hin.
Jedes Wesen, das mit einem Minimum an Verstand ausgestattet war, mußte wissen, daß solch ein Mord eine sofortige und unerbittliche Reaktion von Seiten des Imperators hervorrufen würde.
Sten wurde klar, daß es hier auf Jochi Leute gab, zumindest einzelne Fraktionen, gegen die sich all die Irren, mit denen er es bislang zu tun gehabt hatte, wie gesunde, friedliche Lebewesen ausnahmen.
Die Frage lautete also: Wem gehörte diese Pseudoarmee?
Granatwerfer... schwere Maschinengewehre... Männer, die wie ausgebildete, zumindest halbausgebildete Soldaten angriffen?
Sie mußten zu jemandem gehören.
Sten blieb nichts anderes übrig, als das wütende Geheul abzuwarten. Er war bereits auf die Geschichte gespannt, die sich jemand zum blutigen Tod zweier Kompanien von Banditen ausdenken würde.
Doch während der nächsten Tage wurde der Zwischenfall kein einziges Mal erwähnt.
Von niemandem.
Nicht einmal von Ruriks Polizei.
Kapitel 13
Das Angebot war sehr kurz gehalten. Es war
handgeschrieben, auf drei Seiten offensichtlich echt antikem Papier. Der blutlose Mann, der dem Ewigen Imperator gegenübersaß, las es durch und legte die Seiten wieder auf den Schreibtisch.
»Ihr Kommentar«, fragte der Imperator.
»Interessant, Sir.« Sehr neutral.
Das kam jedoch nicht überraschend, da alles an Poyndex neutral zu sein schien. Er war zuvor, in den letzten Tagen des Krieges gegen die Tahn, Chef des Mercury Corps, des Imperialen Geheimdienstes, gewesen. Als ergebener, leidenschaftsloser Soldat hatte er danach auch dem Privatkabinett gedient. Im Zuge eines Schachzugs der internen Politik hatte man ihn später zum jüngsten Mitglied dieses Kabinetts gemacht.
Als der Imperator zurückkehrte, verriet Poyndex jedoch das Kabinett. Er wußte genau, daß er sich dafür nicht mehr als sein Leben erbitten konnte.
Mit dem Attentat auf den Imperator hatte er nicht das geringste zu tun gehabt, und auch sonst war er öffentlich nie als Mittäter der vielfältigen Säuberungsaktionen und anderen Grausamkeiten, die im Namen des Kabinetts verübt worden waren, in Erscheinung getreten.
Der Imperator nahm sein Angebot an - und bald darauf war dem Privatkabinett das Rückgrat gebrochen; Poyndex verschwand irgendwo im Hinterland des Imperiums.
»Sie scheinen sich nicht darüber zu wundern«, sagte der Imperator.
»Sir ... Darf ich offen reden?«
Jetzt schwieg sich der Imperator aus. Poyndex interpretierte das Schweigen als Erlaubnis.
»Ich wundere mich nur, daß ich noch am Leben bin, Euer Majestät. Als Sie meine Rückkehr zur Erstwelt befahlen, war ich mir sicher, daß ...«
»Nein«, unterbrach ihn der Imperator. »Hätte ich Sie ausschalten wollen, dann wäre das in aller Verschwiegenheit geschehen und zu einem Zeitpunkt, an dem der allgemeine Zorn noch hohe Wellen schlug. Ich befand jedoch, daß das Interregnum nicht durch Schauprozesse noch länger in Erinnerung bleiben sollte. Außerdem sind Sie mir als fähiger Geheimdienstchef sehr gut in Erinnerung.
Jetzt brauche ich Ihre Dienste. Ich möchte, daß Sie diese neugeschaffene Einheit übernehmen, die Interne Sicherheit. Sie muß etwas anders als das Mercury Corps geführt werden, denn ihr Personal wurde aus nichtmilitärischen Kanälen rekrutiert, und das wird auch so bleiben. Die Leute müssen einen Treueeid auf mich schwören, nicht auf das Imperium, sondern auf mich persönlich.
Ihre Aufgaben und Pflichten kenne ich allein. Die einzige Pflicht, die sie zu erfüllen haben, sowohl in den Augen der Öffentlichkeit als auch in den internen Berichten, ist mein persönlicher Schutz. Dieser Aufgabe werde ich die größtmögliche Interpretation zukommen lassen.
Sämtliche IS-Missionen werden von mir erteilt, ihre Ausführung wird mir direkt berichtet. Es gibt keine weiteren Stationen in der Befehlskette. Bei ihren Missionen genießt die Einheit höchste Priorität. Sämtliche Berichte werden mündlich oder in nur einer Kopie an mich erstattet. Das Imperiale Archiv wird darüber keine Akten führen. Also: Wie lautet Ihre Antwort?«
»Da ist keine große Wahl zu treffen, Euer Majestät«, sagte Poyndex. »Allein das Wissen um die
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