Sten 7 - Vortex - Zone der Verraeter
Haben Sie das in Betracht gezogen?«
Der Fragesteller war Brigadier S!Kt, der rangniedrigste Stabsoffizier im Raum. Außerdem war sie eine Anhängerin Iskras, die man unter dem Khaqan gezwungen hatte, ihren Abschied zu nehmen. Allein die Tatsache, daß sie einer unglaublich reichen Familie angehörte, die traditionellerweise den Khaqan unterstützte, hatte sie davor bewahrt, ganz beseitigt zu werden. Eine der ersten Handlungen Dr. Iskras nach seiner Ankunft in Rurik hatte darin bestanden, ihrer
»Bitte« um ihre Wiedereinsetzung in den Stabsdienst stattzugeben.
»Das habe ich. Diese Vergewaltigungen und Morde waren viehisch. Meinen Mitjochianern gegenüber, gegenüber den Tork, den Suzdal und den Bogazi. Schon jetzt werden Befehle ausgegeben, sämtliches Militärpersonal, das daran beteiligt war, festzunehmen und darüber zu befragen.«
Die Versammlung schien zu erstarren. Douw sank in seinem Sessel zusammen.
Doch Iskra setzte wieder sein Lächeln auf. »Sollte jemand von Ihnen hier für eine der Einheiten, die etwas mit diesen Verbrechen zu tun hatten, verantwortlich gewesen sein, so verstehe ich natürlich sehr gut, welchem Druck Sie von seilen des Khaqans ausgesetzt gewesen wären. Keiner von Ihnen, an dieser Stelle darf ich offen sprechen, wird als etwas anderes angesehen als der ehrenhafte Soldat, der er immer gewesen ist.
Jeder, der anders darüber denkt, muß mit einer entschiedenen Reaktion meinerseits rechnen.
Andererseits begrüße ich jede Hilfe Ihrerseits in dieser Angelegenheit. Wenn Sie mich heute verlassen, wird man Ihnen Fiches mit den Namen der Einheiten und Offiziere übergeben, über die ich genauere Nachforschungen vorschlage.
Sollten Sie von der Unschuld auch nur einer dieser Personen wissen und meine Informanten sich getäuscht haben, informieren Sie bitte sofort einen Angehörigen meines Mitarbeiterstabs.
Sollten Ihnen kriminelle Individuen oder Einheiten bekannt sein, die nicht auf dem Fiche vermerkt sind, bitte ich darum, sie hinzuzufügen.«
Schweigen. Nur wenige Offiziere, unter ihnen General Douw, wagten ein Lächeln. Die lettres de cachet standen ihnen offen.
»Ich glaube, wir verstehen uns in diesem Punkt, ja?«
Nicken. Mehr Lächeln.
»Eine letzte Frage noch.«
»Bitte sehr, General F'lahn.«
»Ihre eigene Familie ... wurde auf die abscheulichste Weise mißhandelt.«
Iskras Gesicht versteinerte. »Das steht auf einem anderen Blatt. Das geht Sie nichts an. Das hat nichts mit dem Staat zu tun. Blut ist Blut. Blut muß mit Blut vergolten werden.
Diejenigen, die dem alptraumhaften Wurm, der sich selbst Khaqan nannte, dabei zur Hand gingen, meinen Vater, meine Familie und meinen Bruder zu vernichten, werden ebenfalls vernichtet werden.
Ich kenne sie.
Ich kenne sie schon seit Jahren.
Als ich auf meiner Pritsche lag und von meiner Heimat träumte, die ich niemals wiederzusehen glaubte, sah ich ihre Gesichter, und ich schwor, daß ich Vergeltung üben würde, sollte sich jemals die Gelegenheit dazu ergeben.
Diese Vergeltung steht nun unmittelbar bevor.«
In der Halle herrschte absolute Stille. Dann wurde die Stille durch den Applaus des Altai-Clusters unterbrochen - alle Anwesenden schlugen sich mit dem Unterarm hart gegen die Brust. Am lautesten applaudierte General Douw.
Schließlich hatte jeder von ihnen, hatte jede Familie ihre Feinde.
Und Blut mußte nun einmal mit Blut vergolten werden.
»... daß ich Vergeltung üben würde, sollte sich jemals die Gelegenheit dazu ergeben. Diese Vergeltung steht nun -« Der Mann schaltete den Recorder ab.
»Was wird Ihr Imperialer Herrscher wohl davon halten?«
fragte Dr. Iskra mit einem herausfordernden Unterton in der Stimme.
»Die Angelegenheit dürfte ihn kaum interessieren«, antwortete der Mann. »Der Imperator erwählte Sie dazu, im Altai-Cluster zu herrschen, weil er davon überzeugt ist, daß Sie die beste Qualifikation dafür mitbringen. Auf welche Weise Sie ihre Macht konsolidieren, steht nicht zur Debatte, schon gar nicht, wenn es um Kleinigkeiten wie die Säuberung der militärischen Hierarchie geht.«
Dr. Iskras Anspannung ließ sichtlich nach. Der Mann erlaubte ihm, sich zu entspannen, während er zu einem Tisch ging und zwei Tassen von Iskras abendlichem Kräutertee eingoß.
»Vorausgesetzt allerdings«, sagte er plötzlich, »daß die Aktion wie geplant durchgeführt wird. Das bedeutet, Sie müssen aufpassen, wie viele private Feinde diese Generäle auf Ihre Liste setzen ... Außerdem muß die Sache sofort
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