Sten 7 - Vortex - Zone der Verraeter
Ansicht, auch wenn das Axiom von Kilgours über alles geschätzter Mama stammte. Sten war fest davon überzeugt, daß der Ärger stets so lange auf einen einprasselte, bis man weder ein noch aus wußte. Und dann kriegte man noch zwei Tiefschläge extra verpaßt.
Die Tür zum Nachrichtenraum glitt fauchend zur Seite, und Cind stürmte herein. Er war froh, sie zu sehen. Ihr Gesichtsausdruck erfreute ihn jedoch ganz und gar nicht.
»Laß mich raten: Du bist nicht gekommen, um mir mitzuteilen, daß Iskras Vorstellung vom Paradies auf den Straßen von Rurik Wurzeln gefaßt hat?«
»Es sei denn, im Paradies marschieren Sturmtruppen auf, die Massenverhaftungen durchführen«, antwortete Cind.
Sten reagierte so diplomatisch, wie er es vermochte: »Was?
Sag das noch einmal!«
»Ich bin den Gerüchten von den vermißten Leuten nachgegangen«, sagte sie. »Es sind keinesfalls nur Gerüchte.
Ich habe Augenzeugen. Familienoberhäupter, manchmal sogar ganze Familien, werden ringsum festgenommen und weggebracht. Von Iskras Soldaten.«
»Welches Spiel spielt dieser Mann nur?« fragte Sten. »Ihm wird die ganze Sache um die Ohren fliegen, bevor er richtig angefangen hat.«
Einer der Nachrichtenoffiziere gab ihm Zeichen. »Ich habe wieder einen Anruf vom jungen Milhouz«, sagte er. »Er ist noch dran. Er sagt, es sei außerordentlich wichtig, ein Notfall.«
»Ganz bestimmt«, sagte Sten. »Lügen Sie ihn an. Sagen Sie ihm, mich hat die Beriberi erwischt oder sonstwas. Und dann besorgen Sie mir Dr. Iskra. Ich muß ihn sprechen. Sofort!«
Einige Minuten später erschien das dünnlippige Gesicht Iskras auf dem zentralen Vid-Schirm.
»Wie ich höre, liegt bei Ihnen etwas Dringendes vor«, sagte Iskra.
»Ich hätte gern eine Erklärung von Ihnen, darum geht es, Doktor.«
»Mir gefällt Ihr Ton nicht, Herr Botschafter.«
»Ich singe nun mal in dieser Tonart«, gab Sten zurück,
»wenn ich erfahren muß, daß ein politischer Führer, den ich unterstütze, gefährlich knapp davor steht, den Mann bloßzustellen, dem ich unmittelbar unterstehe. Den Ewigen Imperator.«
»In welcher Hinsicht tue ich das?«
»Dr. Iskra, mir liegen bestätigte Berichte vor, daß Ihre Soldaten Massenverhaftungen vornehmen.«
»Hätten Sie mich zuerst gefragt«, konterte Iskra glatt, »dann hätte ich Ihnen diese Tatsache bestätigt. Damit wäre Ihnen ein Haufen Ärger erspart geblieben - und ein Mißverständnis.«
»Schön. Ich höre.«
»Richtig. Es wurden einige Verhaftungen vorgenommen«, sagte Iskra. »Sie als Massenverhaftungen zu bezeichnen, ist meinem Verständnis nach reichlich übertrieben. Die Angeklagten wurden der Einfachheit halber ungefähr zur gleichen Zeit festgenommen, so wie sie auch gemeinsam zur Festung Gatchin gebracht wurden, wo sie jetzt einsitzen.
Gatchin ist der Ort, an dem traditionellerweise die Personen inhaftiert werden, die von der Öffentlichkeit angeklagt werden sollen. Ich versichere Ihnen jedoch, daß es sich hierbei lediglich um Routinevorgänge handelt, die einzig dazu dienen, dem Cluster wieder zu einer gewissen Stabilität zu verhelfen.
Meine Leute brauchen Beweise dafür, daß im Altai-Cluster wieder die Gerechtigkeit Einzug hält.
Die betreffenden Personen sind unterschiedlicher Verbrechen angeklagt. Einige davon schwerwiegend. Offen gesagt erwarte ich, daß sich viele dieser Anklagen als falsch erweisen werden und daß die Verhafteten die Opfer niederträchtiger und rachsüchtiger Wesen sind.
Wie jedoch bereits erwähnt: Das Volk verlangt nach Prozessen. Deshalb werde ich ihm diese Prozesse geben. Faire Verhandlungen. So daß jeder, der fälschlicherweise angeklagt wird, seinen Namen in aller Öffentlichkeit wieder reinwaschen kann.«
>Was für ein Haufen Dreck<, dachte Sten. »Was geschieht mit den Schuldigen?« fragte er.
»Mischen Sie sich da nicht sehr heftig in Angelegenheiten ein, die Sie nichts angehen?« fragte Iskra zurück. »Was hat der Imperiale Botschafter mit dem Rechtssystem der Altaianer zu schaffen?«
»Überhaupt nichts«, gab Sten zu. »Ich bin jedoch fest entschlossen, dafür zu sorgen, daß die Befehle des Imperators ausgeführt werden. Das heißt, er erwartet eine Rückkehr zu stabilen Verhältnissen im Altai-Cluster. Es ist diesem Ziel nicht gerade dienlich, Doktor, wenn Sie Anlaß für neue Blutfehden schaffen.«
»Ich verspreche Ihnen, Herr Botschafter, daß die Verhandlungen absolut fair ablaufen werden. Und ich werde mit den Schuldigen so gnädig wie möglich verfahren.
Weitere Kostenlose Bücher