Sten 8 Tod eines Unsterblichen
registrierte ein anderer die schlanke Gestalt seiner Geliebten. Sie steckte von Kopf bis Fuß in einem enganliegenden Hausanzug. Es war schon sehr lange her, daß sie mehrere Stunden am Stück miteinander verbracht hatten.
Ein kleiner Teil von ihm verlangte das
Unmögliche. Daß ihr Leben anders verlaufen wäre.
Daß er und Cind normale Menschen mit normalen Problemen wären. Statt dessen verlangte der Kurs, auf dem er sich befand, daß er das Leben derjenigen Person, die ihm am nächsten stand, immer wieder aufs Spiel setzte.
"Herrje, da soll ich doch zur bartlosen Mutter werden", stieß die Frau seiner Träume plötzlich hervor und setzte sich abrupt im Bett auf. "Warte mal, Moment, da haben wir's doch!"
"Was hast du?"
Cind schüttelte ungeduldig den Kopf und fing an, in den Notizen herumzuwühlen. "Ich bin nicht ganz sicher ... aber wenn du eine Sekunde die Klappe halten könntest, mein Liebster, dann..."
Ihre Stimme verebbte, als sie einen kleinen Computer unter dem Stapel hervorzog und sogleich anfing, Daten einzugeben. Sten tat wie befohlen und schaute mit wachsendem Interesse zu, wie sie vor sich hin murmelnd immer neue Informationen zusammensuchte.
Schließlich blickte sie auf. Ihre Augen glänzten vor Erregung. "Ich glaube, ich hab's", sagte sie. "Die andere Peilung, meine ich. Zumindest den Weg, wie wir sie finden."
Cind rückte näher an Sten heran, damit er den kleinen Bildschirm betrachten konnte. "Sieh her...
dieser winzige Faktor, der uns die ganze Zeit über einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Wir gingen davon aus, daß er statisch sei. Oder vielleicht sogar eine vertrackte Streustrahlung von diesem ganzen Sicherheitskram. Aber sieh nur, die Erklärung liegt ganz woanders."
Sie beobachtete Sten argwöhnisch, während er sich die Daten auf dem Bildschirm ansah.
"Vielleicht bin ich auch völlig durchgedreht", sagte sie, plötzlich von Selbstzweifeln gepackt. "Vielleicht hat sich mein Hirn ja in einen von Kilgours geliebten Haggis verwandelt."
"Nein!" sagte Sten und gab eilig ein Überprüfungsprogramm ein. "Ich bin mir ziemlich sicher, daß dein Hirn perfekt funktioniert."
Ein Grinsen ließ seine Mundwinkel bis zu den Ohren wandern. "Es ist ein zweiter Peilstrahl, du hast völlig recht. Er muß es sein. Auf einer anderen Frequenz und in eine komplett andere Richtung!"
Sten loggte sich rasch in den Hauptrechner der Victory ein und ließ die Daten durchlaufen. Nach einigen Minuten erhielt er die Antwort. "Wir haben ihn", stieß er hervor. "Es gibt keine andere Möglichkeit."
Cind schnaubte triumphierend. "Jetzt müssen wir dieses bärtige Wunder nur noch verfolgen ... und Punkt B lokalisieren. Bei dem es sich ... wie ich hoffe ... um eine der Relaisstationen handelt, die Kyes entdeckt hat. Und zwar eine, die sich noch nicht selbst zerstört hat. Von dort aus haben wir die zweite Peilung -voll in die Eier des Imperators!"
Cind kniete sich auf das Bett und hob ihre reizende Hand, um vor Sten zu salutieren. Sie sah unglaublich sexy aus. "Sir! Mit allem Respekt erbitte ich die Erlaubnis, den Fall bearbeiten zu dürfen."
Sten verabscheute die Antwort, die er ihr geben mußte. Er mußte ihr Gesuch ablehnen, was jede Menge Erklärungen nach sich ziehen würde. Und Cind würde sie ihm nicht abkaufen.
Diesmal war er an der Reihe. Er mußte gehen.
Allein.
Nicht nur aus Liebe. Oder aus Angst, sie zu verlieren. >Na ja, nicht nur<, gestand er sich ein und wandte sich wieder den nackten Fakten der Angelegenheit zu.
Als Kyes dem Imperator auf dieser ausgebrannten AM2-Station entgegengetreten war, war er mit einem kompletten Team ehemaliger Mantis-Agenten dort aufgetaucht. Trotzdem war ihm ein Fehler unterlaufen, und die Station hatte sich selbst vernichtet.
So geschickt Cind als Soldatin auch sein mochte, sie verfügte nicht über die Erfahrung eines jeden Mitglieds des Teams ergrauter Haudegen. Dabei ging Sten davon aus, daß die Relaisstation mit weitaus mehr Verteidigungsmitteln ausgestattet war als lediglich mit einem
Selbstzerstörungsmechanismus.
Sten hatte sein halbes Leben bei Mantis zugebracht. Es war nicht sein Ego, das ihm sagte, er sei der Allerbeste der Besten. Sein eingebauter Mantis-Rechner bestätigte ihm diese Einschätzung als knallharte Wahrheit.
Er war die einzig logische Wahl für diese Mission.
Wie jedoch sollte er Cind das alles erklären - so, daß sie es auch akzeptierte und die Situation ungeschminkt, ohne Emotionen betrachtete? Ohne daß sie Mittel und Wege
Weitere Kostenlose Bücher