Sten 8 Tod eines Unsterblichen
er trank, zog er ein kleines, stabförmiges Gerät aus seiner Tasche, das er in die Flüssigkeit tauchte. Das winzige Lämpchen am oberen Ende des Stabes leuchtete grün.
Das Getränk war in Ordnung.
Er trank das Glas in einem Zug aus und wankte dann zu seinem Sessel. Der Imperator befand sich am Rande der Erschöpfung. Er zog eine
Injektionspistole aus dem Schreibtisch und preßte die Spitze gegen seinen Arm. Es brannte leicht, ein Ziehen in der Vene, dann machte sein Herz einen Satz. Die Droge versorgte ihn mit neuer Energie.
Seine Hand zitterte, als sie sich erneut nach der Flasche ausstreckte. Der Imperator verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Das war einer der vielen Nachteile dieser Amphetamine.
Ein anderer war, darüber wußte er Bescheid
Paranoia. Ein kurzes Lachen quoll zwischen seinen Lippen hervor. Der kaum wahrnehmbare hysterische Beiklang dieses Lachens ging ihm selbst auf die Nerven. Er mußte mehr darauf achten. Sehr vorsichtig sein. Sich immer wieder vergewissern, daß sein Denkprozeß sein eigener blieb und nicht aus der Apotheke stammte.
Andererseits, wie es so schön hieß, haben selbst Paranoiker Feinde.
Der Ewige Imperator lehnte sich zurück, um seine Situation neu zu überdenken.
Er kam gerade von einer persönlichen Inspektion aus den Verhörzimmern zurück. Seine Lippen kräuselten sich vor Ekel bei der Erinnerung an den Geruch von Blut, Angst, Erbrochenem,
Ausscheidungen. Nur die lauten Schmerzensschreie hatten ihm ein gewisses Maß an Befriedigung verschafft. Nicht, daß ihm derlei Dinge Spaß machten; eigentlich nicht. Das wäre schließlich ein Symptom für den Wahnsinn.
Die Befriedigung resultierte daraus, daß er auf diese Weise sichergehen konnte, daß man sich wirklich darum bemühte, das Geheimnis von Poyndex' Verschwinden zu lüften. Er hatte seinen Verhörführern eingebleut, daß es nicht minder wichtig war, jede Verschwörung aufzudecken, die mit diesem Verschwinden in Zusammenhang stand.
Inzwischen hatten sie schon beinahe ein Dutzend von Geständnissen. Ein paar davon könnten sich sogar als echt herausstellen.
Sie hatten ein Band von Baseekers hysterischem Gebrabbel abgespielt. Sie hatte zugegeben, daß sie nicht an die Göttlichkeit des Imperators glaubte, und gestanden, daß ihre Motivation allein in ihrer Habgier begründet sei. Weiterhin hatte sie enthüllt, daß
Poyndex sie angestiftet habe. Daß sie direkt in seinem Auftrag arbeite.
Es gab bestimmt noch andere. Schon bald würde er das ganze Ausmaß von Poyndex' Spielchen erfahren.
Er bezweifelte, daß Bleick etwas damit zu tun hatte. Aber der Imperator war nicht gewillt, auch nur das kleinste Risiko einzugehen. Natürlich konnte er den Mann nach dem Verhör nicht mehr in seinem Stab gebrauchen. Er mußte sich einen neuen Kämmerer suchen. Das war nun mal der Preis, den ein Herrscher zu zahlen gewillt sein mußte.
Der Imperator leerte sein Glas und schob die Flasche beiseite. Bis zum nächsten Drink würde er noch etwas warten.
Es war Zeit, die Krise noch einmal von allen Seiten zu analysieren.
Nach Poyndex' Verschwinden ergaben sich mehrere Möglichkeiten, die alle nicht gerade angenehm für ihn waren:
1. Poyndex war tot. Vom Feind ermordet.
2. Er war gekidnappt worden.
In beiden Fällen war es möglich, daß man ihn gefoltert und er vor einem oder mehreren Agenten der Rebellen alles ausgeplaudert hatte. Das bedeutete, daß einige der größten Geheimnisse des Imperators verraten waren. Dazu kam, daß es Poyndex selbst gewesen war, der die Entfernung der Bombe aus dem Körper des Imperators überwacht hatte. Und dieses kleine Geheimnis könnte womöglich zum Alva Sektor führen.
3. Poyndex hatte sich plötzlich entschlossen, zur anderen Seite überzulaufen.
4. Poyndex stand schon eine ganze Weile mit den Feinden des Imperators in Verbindung und war geflohen, weil er befürchten mußte, daß sein Verrat in Kürze aufgedeckt werden würde.
5. Wenn Punkt drei und vier richtig waren, mußte er davon ausgehen, daß Poyndex weitere
Mitverschwörer in Arundel selbst hatte.
Der Inneren Sicherheit konnte er nicht mehr vertrauen. Und da Poyndex seine Finger in so vielen anderen Angelegenheiten hatte, galt das auch für jeden anderen Zweig der Imperialen Streitkräfte.
Auch in diesem Fall waren die Geheimnisse des Imperators in Gefahr.
Die eklatanteste Tatsache - nicht Möglichkeit war folgende: 6. Arundel, die allersicherste Einrichtung des Imperiums, war geknackt worden.
Hinsichtlich dieses Punktes
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