Sten 8 Tod eines Unsterblichen
Stückchen normaler Materie mit AM2-Partikeln.
Er gab den Kurs ein. Durch die Diskontinuität hindurch, hinein in das andere Universum, das Universum der Schwärze und der Farben. Er navigierte auf Viertelgeschwindigkeit mit Hilfe des Blindflugsystems, das er in langen Jahren harten Nachdenkens entwickelt hatte, eine
wohldurchdachte Weiterentwicklung des
Navigationssystems, das Murph und Doktor Fazlur damals improvisiert hatten.
An der Nase des Schiffes hatte er ein
Distanzortungsgerät angebracht, das jetzt etwas anzeigte. Er näherte sich irgendwelchem interstellaren Schutt, wahrscheinlich kaum mehr als ein halber Meter im Durchmesser. Aber es mußte sich um Antimaterie Zwei handeln; mehr als genug, um sein kleines Raumschiff zu zerschmettern. Er stellte den Stardrive ab, ging kurz auf Yukawa-Antrieb, nahm dann jeglichen Schub weg und ließ sich von der Masseträgheit auf den Brocken Antimaterie Zwei zutreiben.
Ein Blick auf ein zweites Instrument ließ ihn Hoffnung schöpfen. Es registrierte jedes Objekt, das mit der Außenhülle des Schiffs in Berührung kam, und war so sensibel, daß es auf einem Landeplatz auf der Erde einen Regentropfen gemeldet hätte und wahrscheinlich sogar noch geringere Kontakte.
Die Anzeige verriet ihm, daß sein Raumschiff seit Eintritt in dieses verrückte Universum von Partikeln getroffen worden war. AM2-Partikeln. Ohne daß es einen besonderen Effekt gehabt hätte.
Die Signale des Distanzorters hatten sich in ein kontinuierliches Bong-Bong verwandelt. Richards rückte vor eine andere Konsole. Er schlüpfte mit den Händen in Waldos und konzentrierte sich auf die Instrumente. Unterhalb der Schnauze des Schiffes öffnete sich eine Luke, aus der sich eine Sonde herausschob. Eine Klaue. Auch das war eine von Kea erdachte Modifikation. Eine Greifklaue mit Schöpfeimer, alles mit einem Überzug aus Imperium X. Kea fingerte einige Minuten an den ungewohnten Reglern herum. Schweiß tropfte auf die Konsole vor ihm. Falls er sich geirrt hatte, waren nicht nur all die Jahre vergeudet, er würde obendrein schon sehr bald sehr tot sein - falls Imperium X nicht die perfekte Abschirmung war und die AM2 in mehr als nuklearen Höllengluten detonierte.
Die Anzeigen der Sonde besagten, daß sich der Klumpen in der Klaue befand. Mit unbewußt geschlossenen Augen und einem Bewußtsein, das sich auf eine alles auflösende Explosion einstellte, schloß Kea die Waldos. Wieder und wieder. Nichts geschah.
Er war der stolze Besitzer eines Stückchens Antimaterie Zwei. Er zog den langen Arm wieder ins Schiff zurück, und die Luke schloß sich hinter ihm. Die Innenseite des kleinen Laderaums war ebenfalls mit Imperium X verkleidet. Er betätigte einige Regler, und das Schiff ging auf
Lichtgeschwindigkeit, auf eine Flugbahn, die es aus der Diskontinuität herausbringen würde. Das war der Augenblick des wirklichen Triumphes. In diesem Moment, noch vor der Forschung, der Entwicklung, dem Abbau und dem ganzen Rest, hatte Kea Richards sich zum Herrn des Universums gemacht.
Die Welt endete weniger als ein Jahr später in zwei Katastrophen, die sich innerhalb eines Monats ereigneten. Die erste hielt jeden Reporter im Sonnensystem bis hin zu den weit
auseinanderliegenden Welten weiter draußen in ihrem Bann. Deimos war explodiert. Der Mond war jetzt ein vernichteter, irregulärer Asteroid wie Phobos. Die Sache war eigentlich unmöglich.
Monde zerstörten sich nicht selbst. Deimos war bis auf drei oder vier Leute, die sich um die alte Basis Eins gekümmert hatten, unbewohnt gewesen. Nach und nach drangen weitere Fakten ans Licht. Allem Anschein nach war Deimos sehr wohl bewohnt gewesen. Mehrere hundert Männer und Frauen hatten in einem geheimen Laborkomplex rund um die alte Basis Eins gearbeitet. Die Anlagen gehörten Bargeta Ltd. Die Schlagzeilen wurden immer größer. Fünfhundert, nein, sechshundert ... nein, vierhundert-fünfzig Leute waren verschwunden.
Dafür mußte jemand zur Verantwortung gezogen werden.
Die Livie-und Reporterteams belagerten das Hauptquartier von Bargeta Ltd. Der Firmensprecher, ein bleicher und erschüttert wirkender Mann, mühte sich eine vorbereitete Stellungnahme ab. Jawohl, das Labor war ein Forschungszentrum des Konzerns.
Nein, er könne nicht sagen, was dort erforscht wurde, außer daß es mit Raumschiffentwicklung zu tun habe. Nein, Austin wüßte auch nicht, was da geschehen war. Wissenschaftliche
Aufklärungsteams von Bargeta seien bereits dabei, die Ursache der
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