Sten 8 Tod eines Unsterblichen
sich der Arbeiterboß ein,
"dann spielen wir den Schlamassel hoch, in den uns die hohen Tiere und die Hinterbänkler der Föderation hineingeritten haben. Bevor Sie sich versehen, liegen Ihnen die Leute bettelnd zu Füßen, garantiert."
"Und dann geben Sie dem Drängen widerstrebend
... und in aller Bescheidenheit... allmählich nach", sagte der Premierminister.
Die Geschäftsfrau bedachte ihn mit ihrem charmantesten Lächeln. "Hatten Sie daran gedacht, Mr. Richards ? Mehr oder weniger?"
Kea lachte. "Die anderen haben mir ein wenig länger Glauben geschenkt als Sie hier."
"Deshalb sind wir auch die Nummer eins", erwiderte Geldsack.
"Nummer eins ... aber ohne einen Kandidaten", konterte Kea. "Damit sitzen Sie mit der Konkurrenz im gleichen Boot. Auf diese Weise ersticken beide Parteien in der Schlinge des schieren
Wählerverdrusses. Und selbst wenn Sie gewinnen ...
Die Föderation ist ein einziger Sauhaufen. Und Sie haben sie dazu gemacht. Was haben Sie
diesbezüglich vor? Mit welchen großartigen Ideen können Sie aufwarten?"
Eisiges Schweigen war die Antwort. Aber Kea hielt es für notwendig, seinen Standpunkt absolut deutlich zu machen. "Der gegenwärtige Zustand der Föderation ist kein Hirngespinst, meine Freunde", sagte er. "Die Wirtschaft liegt am Boden. Insgesamt sind zwanzig verschiedene Kriege unterschiedlicher Größe im Gange. Sie haben es mit Hungersnöten, Dürren und einer stagnierenden Industrie zu tun. Die Inflation läuft Amok, die Zinsen schießen in den Himmel... falls es überhaupt noch jemanden gibt, der Geld aufnehmen will. Abgesehen davon, meine Dame ... und meine Herren, stehen Sie meiner Meinung nach recht gut da."
"Sie müssen an uns interessiert sein", sagte der Gewerkschaftsboß, "sonst hätten Sie Ihren Eimer vor unserer Ankunft nicht so sorgfältig mit Steinen gefüllt. Ich nehme an, daß Sie verstanden haben, was ich damit sagen will."
"Ich habe Sie sehr wohl verstanden."
"Damit sind wir wieder beim Preis angelangt", sagte Geldsack.
"Was könnte ich denn noch verlangen?" fragte Kea. "Ich habe AM2. Das bedeutet, daß ich bereits alles kontrolliere - angefangen ganz oben bei den Sternen."
"Sagen Sie es uns, Mr. Richards", sagte der Gewerkschaftsboß. "Was verlangen Sie?"
Kea sagte es ihnen. Im Gegensatz zur ersten Gruppe gab es keine Einwände, keine
Verhandlungen.
Der Handel wurde an Ort und Stelle perfekt gemacht.
Port Richards, Tau Ceti, A.D. 2222
Der sanft geschwungene Hügel war wie ein Teppich mit einer dicken, flechtenartigen Pflanze überzogen, violett mit grünen, stecknadelkopfgroßen Knospen, die jeden Tag in der Abenddämmerung ein berauschendes Parfüm verströmten. Kea schlenderte den Hang hinauf und atmete den Geruch tief ein. Er war allein, abgesehen von der allgegenwärtigen Sicherheitsabschirmung. Kurz bevor er den Hügelkamm erreichte, blieb er vor Anstrengung keuchend stehen, um sich auszuruhen.
Kea drehte sich um und ließ den Blick über sein Ferienlager schweifen. Das zynische Straßenkind in ihm mußte lachen. Das Zeltlager bestand aus seinem eigenen Zelt - einem zwei Stockwerke hohen Pavillon aus tatsächlich goldenem Gewebe - und mehr als sechzig kleineren Zelten für Hauspersonal, Sicherheitsleute und andere Angehörige des Trosses.
Kea schnaubte verächtlich. In der Öffentlichkeit wurde sein Ausflug als einfacher Zelturlaub verkauft. Als wohlverdiente Ruhepause von der schrecklichen Last seines Amtes als Präsident der Föderation. Der Tatsache, daß er seinen Urlaub auf einer soeben freigegebenen Welt im Tau-Ceti-System verbrachte, die ihren Namen ihm zu Ehren trug, wurde von seinen Lieblingskommentatoren in den Livies viel Raum geschenkt.
"Ist es nicht überaus passend", hatte einer von ihnen gesagt, "daß dieser bescheidene Mann... dieser einfache Mann des Volkes ... Präsident Kea Richards ... ausgerechnet weit draußen zwischen den Sternen neue Energie tankt?"
"Die meisten Analytiker werten diese Reise als hochsymbolisch", sagte ein anderer. "Dank Kea Richards konnte die Zivilisation ihre Grenzen bis weit hinaus ins Unbekannte ausdehnen. Jetzt ruft uns Präsident Richards in Erinnerung, daß dort draußen noch viele Welten darauf warten, von uns erobert zu werden. Daß unsere Zukunft eine niemals endende Herausforderung im Grenzland ist."
Diese Reise ins Grenzland war ein weiterer Stein, den Kea in seine Legende mauerte, an der er seit zehn Jahren baute. Die Legende des einfachen Mannes; des hemdsärmeligen Anpackers; des Mannes,
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