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Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman

Titel: Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dibdin
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man erst recht nicht tun. Ein Weltkulturerbe zertrümmern und historische Kunstschätze von unschätzbarem Wert stehlen, die Eigentum der Regierung sind.« Er deutete mit großer Geste auf ihre trostlose glitzernde Umgebung. »Du findest italienische Hotels scheiße? Stell dir bloß mal vor, wie deren Gefängnisse sein müssen.«
    »Wie läuft das mit diesen Irakis?«
    »Die lass ich kommen, sobald wir dort sind. Mein größtes Problem war, die Maschinen an Ort und Stelle zu kriegen. Nicht etwa, weil diese Kameltreiber nicht wüssten, wie man die Maschinen bedient. Die sind schließlich von Halliburton ausgebildet worden, verdammt noch mal. Aber die Straßenverkehrsregeln im Irak richten sich im Wesentlichen nach der Größe der Waffe, die man bei sich trägt, deshalb konnte ich sie nicht einfach auf den Verkehr hier loslassen. Abgesehen von allen anderen Problemen würden sich die armen Schweine vor Angst in die Hosen scheißen. Sie sind immer noch nicht drüber hinweggekommen, dass man ihnen gesagt hat, sie dürften nicht mal Handfeuerwaffen tragen. Letztlich hab ich die Hardware per Lkw zu einem stillgelegten Steinbruch in der Nähe der Stelle bringen lassen. Mach dir keine Sorgen, das klappt schon alles, es sei denn …«
    »Hier bin ich, Mr Nguyen!«
    Tom war atemlos und nach außen hin diensteifrig, doch er wirkte sehr viel zufriedener, als es der Kauf einer Packung Zigaretten gerechtfertigt hätte. Martin steckte ihm einen Fünfziger zu und sagte, er solle ihn den richtigen Leuten geben, damit Jake was zu essen bekam.
    »Ich hab das Material gelesen, das du mir per E-Mail geschickt hast«, sagte Martin zu Jake, als sie wieder allein waren. »Lass uns mal sehen, ob ich die Geschichte gerafft hab. Ich meine, falls wir verhaftet werden, muss ich doch wissen, worüber ich lügen soll.«
    »Du meinst, du willst mir das irgendwie erzählen? Das könnte meine Aufmerksamkeitsspanne überfordern. Kannst du nicht eine PowerPoint-Präsentation für mich machen?«
    »Dafür hab ich nicht die Geräte, Jake. Ich werde versuchen, mich kurzzufassen. Hör einfach zu und sag mir, wenn ich was falsch verstanden hab.«
    »Klar doch, Mart. Du bist der Boss.«
    Nguyen ignorierte die Spitze. »Aus dem Material, das du mir geschickt hast, plus einigen weiteren Recherchen, die ich online gemacht habe, schließe ich, dass wir nach der Großen Menora suchen, einem der heiligen Gegenstände aus dem ersten Tempel in Jerusalem. Sie ist aus purem Gold, innen hohl, mit einem sechseckigen Fuß und sieben Armen, die für die Planeten plus die Sonne stehen, und wiegt etwa hundert Pfund. Sie stand im Tempel neben der Bundeslade und wurde von den Römern erbeutet, als sie die Stadt vor zweitausend Jahren plünderten.«
    »Korrekt.«
    »Die Römer haben sie also mitgenommen. Das wissen wir deshalb so genau, weil es auf dem Titusbogen eine Abbildung von jüdischen Sklaven gibt, die die Menora in einem Triumphzug tragen. Danach wurde sie in einem ihrer Tempel versteckt. Sieht so aus, als hätten sie die Juden echt gehasst. Es reichte ihnen nicht, sie in einer Schlacht zu besiegen, sie mussten ihnen auch noch ihre bekloppte Ein-Gott-Religion wegnehmen. Wie dem auch sei, dreieinhalb Jahrhunderte später wird Rom selber erobert. Alarich räumt die Stadt aus, dann zieht er nach Süden und stirbt hier in diesem Drecksnest. Seine gotischen Kumpel begraben ihn unter dem Fluss mit all den guten Sachen, die er geplündert hat, dann machen sie eine für die Arbeitstruppe extrem schädliche Vertuschungsoperation.«
    »Du hast es erfasst.«
    Martin kippte seinen Drink in sich hinein. »Lass uns nach draußen gehen«, erklärte er Jake. »Ich muss eine rauchen.«
    Sie traten in die Nachtluft hinaus, die sich drückend auf sie legte. Donner grollte und rumorte, dann war es, als ob über ihnen eine Splitterbombe explodierte, die dicke Wassertropfen auf die Terrasse und den ausgetrockneten Rasen prasseln ließ, auf Büsche und Bäume, und eine kühle, sinnliche Frische erzeugte, die nach Wachstum und Verfall roch.
    »Wow!«, sagte Jake. »Machen die hier auch so was wie Wetter?«
    »Wenn diese Geschichte über Alarich also wahr ist«, resümierte Martin, »dann muss noch jede Menge anderes kostbares Zeug in dem Grab sein, das vermutlich Milliarden wert ist, wenn man einen Käufer finden würde. Aber wir sind nicht an dem Geld interessiert, nur an der Menora, richtig?«
    »Richtig.«
    »Warum? Bist du Jude?«
    Jake grinste. »Sind Bären katholisch? Scheißt der

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