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Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman

Titel: Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dibdin
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plötzlich wieder in seine düstere und mürrische Stimmung zurückgefallen war.
    »Die Hölle existiert, aber sie könnte leer sein«, sagte er.
    »Scusami?«
    »Sie glauben, dass sie das Grab des Alarich gefunden haben, doch als sie es freilegen wollten, war da nur eine kreisrunde Mauer aus Steinen, angefüllt mit Flussgestein. Jetzt glauben sie, dass es schon früher entdeckt worden sein muss und dass das ganze Zeug gestohlen wurde. Deshalb haben sie alles zusammengepackt und fliegen heute Nachmittag mit ihrem Privatjet zurück. Die Frage ist nur, ob ich sie begleite.«
    »Warum sollten Sie das tun?«, murmelte Mantega. »Nach der Begegnung zu urteilen, die ich vorhin auf der Straße mitbekommen habe, scheinen Sie in der Heimat Ihrer Vorfahren ja prima zurechtzukommen. Meinen Glückwunsch! Jetzt müssen wir nur noch eine Möglichkeit finden, wie Sie hier Ihren Lebensunterhalt verdienen und die reifen Früchte unserer hohen Berge und fruchtbaren Täler voll auskosten können, bildlich gesprochen. Ich weiß, dass Sie mit dem Gedanken spielen, ein Restaurant aufzumachen, aber solche Unternehmungen erfordern viel Geld, damit sie gelingen.« Er beugte sich vor und sah Tom durchdringend an. »Doch zum Glück habe ich eine Idee für Sie. Vor drei oder vier Jahren trat eine gewisse Person mit einem sehr ungewöhnlichen Vorschlag an mich heran.« Mantega verstummte und blickte sich misstrauisch um. »Ihnen ist klar, dass das, was ich jetzt sage, streng vertraulich ist«, fuhr er in verschwörerischem Tonfall fort. »Nichts davon darf jenseits der vier Wände dieses Raumes wiederholt werden. Einverstanden?«
    Tom brachte nur ein krampfhaftes Zucken zustande, da er gleichzeitig die Schultern hob und nickte.
    »Der Name des Individuums braucht uns nicht zu interessieren«, fuhr Mantega fort. »Es reicht wohl, wenn ich sage, dass seine Geschichte so unwahrscheinlich war, dass ich sie mir noch nicht mal zu Ende angehört habe. Im Gegenteil, ich hab ihm ins Gesicht gelacht und ihm unmissverständlich erklärt, er solle mich mit solchem Unsinn nicht noch einmal belästigen, und ihm die Tür gewiesen.« Mantega beugte sich noch weiter zu Tom vor. »Doch nach dem, was Sie mir gerade erzählt haben, frage ich mich jetzt, ob das nicht vielleicht der größte Fehler meines Lebens war!«
    Forsch und geschäftsmäßig richtete er sich wieder auf, während er die Gedanken in seinem Kopf ordnete, bevor er weitersprach.
    »Dieser Mann behauptete, mit Hilfe einer supermodernen Radartechnologie, deren Strahlen in den Boden dringen können und die man auf einen Wagen mit Vierradantrieb montiert hatte, hätten er und seine Komplizen während der Trockenzeit, wenn der Busento nur noch ein Rinnsal ist, das Grab des Alarich entdeckt. Dann wären sie mit Baggern zurückgekehrt, hätten die Grabkammer aufgebrochen und den Inhalt gestohlen.«
    Er hielt inne, um diese sensationelle Behauptung wirken zu lassen. Tom Newman zeigte nur eine minimale Reaktion, doch zumindest schien er zuzuhören.
    »Dieser Mann hat sich, wie er selber sagte, deshalb an mich gewandt, weil ihm klar geworden sei, als er diese unermesslichen Schätze in Händen hielt, dass es praktisch unmöglich war, sie gewinnbringend zu veräußern. Keines dieser Stücke konnte ohne gültigen Nachweis über die Herkunft legal verkauft werden. Andererseits wollte er verständlicherweise die Stücke nur ungern einschmelzen und für den Materialwert verkaufen. Deshalb hatte er gehofft, ich könnte entweder die notwendigen Papiere beschaffen oder ihm helfen, einen potenziellen Käufer zu finden, der bereit war, über solche lästigen Details hinwegzusehen.«
    Mantega warf seinem Besucher einen raschen Blick zu. Tom hörte zwar immer noch zu, aber er wirkte nicht sonderlich interessiert.
    »Sie sagen also, dass es hier in der Gegend jemanden gibt, der das Zeug, nach dem meine Leute gesucht haben, im Keller oder sonst wo versteckt hat?«
    »Das sage ich absolut nicht! Abgesehen von allem anderen hatte ich seit jener Angelegenheit vor ein paar Jahren mit dem Betreffenden keinen Kontakt mehr. Selbst wenn wir annehmen, dass seine Behauptungen stimmen, wissen wir nicht, was er in der Zwischenzeit möglicherweise mit dem Schatz gemacht hat. Doch da laut Ihrem Bericht das Grab tatsächlich irgendwann von jemandem geöffnet und leer geräumt worden ist, besteht zumindest die Möglichkeit, dass die Kunstschätze, die es enthielt, noch existieren und nicht weit von der Stelle, an der wir jetzt sitzen,

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