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Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman

Titel: Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dibdin
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die sechs zurückkommen, lädt mein Kontaktmann sie in irgendeinem Lokal in Bagdad zum Essen ein. Er übergibt ihnen ein bisschen Falschgeld mit ein paar echten Scheinen obendrauf, dann fingiert er einen Anruf und sagt, er muss weg, irgendeine geschäftliche Scheiße. Den Irakis ist das piepegal. Sie sind bezahlt worden, und vor ihnen steht dieses wunderbare arabische Essen, das sie so sehr vermisst haben. Wenige Minuten später hält draußen ein Auto, der Fahrer sprintet davon und … Nun ja, den Rest kannst du dir selbst denken.«
    Er verscheuchte den Kellner, der ihnen gerade aus Lamamilch hergestelltes Seetang-Eis schmackhaft machen wollte.
    »Du meinst so was wie Permatod?«, sagte Jake. »Mann, das ist heavy. Könnten wir nicht einfach …«
    Martin schüttelte genauso entschieden den Kopf wie zuvor. »Nein, Jake. Wenn wir diese Sache durchziehen wollen, müssen wir alles abstreiten und jederzeit eine Tabula rasa hinterlassen können. Anders geht es nicht.«
    »Was ist mit deinem Kontaktmann in Bagdad?«
    »Er weiß nicht, für wen ich arbeite, und schon gar nicht, was wir vorhaben, und er will es auch nicht wissen.«
    »Aber er weiß, dass zu unserem Deal gehört, dass diese Männer umgebracht werden?«
    »Ja, plus alle, die sonst noch im Lokal oder draußen auf der Straße sind. Klar weiß er das. Aber er hat gesagt, wenn man im Irak arbeitet, macht man sich nach ein paar Monaten über so was keine Gedanken mehr.«
    Jake setzte ein gequältes Lächeln auf. »Ja, wir sind wohl nicht mehr in Kansas.«
    »Du kannst jederzeit nach Kansas zurückkehren, wenn du das willst«, erwiderte Martin. »Ich kann diese Sache sofort beenden, und niemand wird je etwas davon erfahren. Wir erzählen dem Regisseur, das Projekt wär geplatzt, lösen Rapture Works auf und zahlen Aeroscan aus. Du brauchst nur ein Wort zu sagen. Aber wenn wir auf eine Goldader stoßen, und das könnte bereits diese Nacht passieren, dann drohen uns internationale Haftbefehle und Gefängnisstrafen von etlichen Jahrzehnten. Also muss ich es auf meine Weise machen.«
    Er lehnte sich mit einem zerknitterten Grinsen zurück und betrachtete sein Gegenüber durchdringend, aber leidenschaftslos. Der Kellner näherte sich.
    »Ich habe Tomaten-Paprika-Sorbet! Das wird mit Süßkartoffel- und Kürbisbeignet serviert!«
    »Also?«, fragte Martin.
    Schließlich blickte Jake seinem Peiniger in die Augen und stieß einen Laut aus, der an das Piepsen einer Jungkrähe erinnerte. »Iiih! Als die den Schatz versteckt haben, wurden die Arbeiter hinterher doch auch umgebracht. Also ergibt das irgendwie Sinn.«
    »Du erteilst mir also die Befugnis weiterzumachen?«
    Jake wand sich hin und her, brachte aber schließlich ein schiefes Schulterzucken zustande.
    »Wie wär’s denn mit Kaffee?«, fragte der Kellner flehentlich. »Ich habe eine biologisch angebaute Bohne aus einem Farmkollektiv im San Ignacio Valley von einer wunderbaren Helligkeit, mit einem feinen Säuregehalt und einer spritzigen Note, die jedoch nicht den Geschmack dominiert.«
    »Ich bin gut«, sagte Jake.

7
    Der Flug von Mailand hatte wegen eines Streiks der Gepäckleute über eine Stunde Verspätung, außerdem hatte Tom in der allerletzten Reihe gesessen, gleich neben der Bordküche und den Toiletten, und der kleine Flughafen von Lamezia Terme war fast menschenleer, als er endlich die Halle betrat. Öffentliche Verkehrsmittel fuhren längst nicht mehr, und das letzte Taxi war auch schon weg. Eine elektronische Tafel an der Wand zeigte, dass die Außentemperatur sehr angenehme dreiundzwanzig Grad betrug, und nachdem er bereits die ganze letzte Nacht unterwegs gewesen war, hätte es Tom nicht viel ausgemacht, sich auf einer Bank oder unter irgendeinem Gebüsch auszustrecken und sofort einzuschlafen. Doch das war dann letztlich nicht nötig.
    Als er auf die Gepäckbänder zuging, wurde er von einem gut angezogenen, dickbäuchigen Mann mittleren Alters angesprochen, dessen Gesichtsausdruck rasch zwischen Freude, Trauer, Respekt und Aufmunterung wechselte.
    »Signor Newman? Ich bin Nicola Mantega. Wie Sie sich vielleicht erinnern, haben Sie mich vor ein paar Tagen aus den Vereinigten Staaten angerufen. Sie sagten, Ihr Vater hätte von mir gesprochen.«
    »Oh ja, richtig.«
    »Sie erwähnten außerdem, dass Sie heute Abend mit dem letzten Flugzeug aus Mailand kommen würden. Ich freue mich sehr, Sie kennen zu lernen. Schade nur, dass dies nicht unter erfreulicheren Umständen geschieht.«
    Nachdem sie Toms

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