Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman
Küchenmesser einen Kaiserschnitt an ihrer Leiche gemacht. Wie durch ein Wunder hat der Junge überlebt.« Sie wandte sich Zen zu und sah ihn prüfend an. »Nun, pretino mio , habe ich meine Beichte abgelegt. Ich schwöre Ihnen vor Gott und als ehrbare Frau, dass alles, was ich Ihnen erzählt habe, der Wahrheit entspricht. Werden Sie mir die Absolution erteilen oder mich verhaften? Doch das ist mir egal. Diese Welt bedeutet mir nichts mehr, und die nächste Welt wird noch viel schlimmer sein. Aber zumindest habe ich etwas in meinem Leben erreicht. Ja, ich werde in die Hölle kommen, aber ich habe dieses Miststück zuerst dorthin geschickt. Und nicht erst im Leben nach dem Tode, sondern bereits in dieser Welt, leibhaftig mit all ihren Sünden, ohne Beichte und ohne Segen, und ich stand draußen auf der Piazza und habe zugehört, wie sie geschrien hat.«
Zen war nicht in der Lage, ihrem Blick standzuhalten, und schaute zur Seite.
»Jetzt sind Sie dran«, sagte Maria. »Giorgios Urgroßvater wusste, was er zu tun hatte, als die Calopezzatis ihm sein Eigentum genommen haben. Ich wusste, was ich tun musste, als Ottavia Calopezzati meine Freundin getötet und ihr Baby gestohlen hat. Und auch Sie wissen, was Sie tun müssen.«
Zen stand auf. »Ich bin nur ein einsamer Habicht, signora . Und es sieht so aus, als würden hier in Kalabrien immer die Krähen gewinnen.«
Er drehte sich um, ging davon und ließ sie in der trostlosen Landschaft allein zurück.
52
»… bedauerlicherweise, aber es gibt viele andere antike Stücke, ungeheuer seltene, schöne und unermesslich wertvolle, die wir Ihnen gerne zum Verkauf anbieten würden. Es wird ein bisschen dauern, sie von ihrem sicheren Aufbewahrungsort zu einer geeigneten Lokalität zu bringen, wo sie geprüft werden können, doch vorausgesetzt, dass das Interesse Ihres Klienten an der Ware echt ist und er über ausreichende Mittel verfügt …«
»Sie haben den Kerzenständer also nicht?«
Nicola Mantega hätte selbst einen Plumplori-Affen mit der ungeheuren Langsamkeit der Geste beschämt, mit der er den Schmerz, die Demütigung und das unendliche Bedauern ausdrückte, die es ihn kostete, bestätigen zu müssen, dass die heilige Menora aus dem Tempel zu Jerusalem leider nicht zu den Gegenständen gehörte, die seine Kontaktpersonen im Grab des Alarich gefunden hatten.
»Natürlich haben Sie sie«, erwiderte Martin Nguyen.
»Er hat doch gerade gesagt, sie hätten sie nicht«, warf Tom Newman ein.
»Halt dich raus und übersetz einfach, Junge.«
Das Gespräch fand in einem Fischrestaurant an der Küste statt. Mantega hatte ein großes Essen daraus machen wollen, doch Martin hatte ihm das ausgetrieben. Er hatte den Vormittag am Flughafen verbracht, fast drei Stunden dafür verplempert, die nachgemachte Menora aus den Händen von ein paar Rowdys vom Zoll zu kriegen, die anscheinend meinten, sie arbeiteten für den KGB, und war deshalb nicht in Stimmung für eine weitere verschwenderische kulinarische Opernaufführung ohne Untertitel. Deshalb aßen sie alle gemischte Fischplatte vom Grill mit Salat. Sie waren die einzigen Gäste in dem Anbau hinter dem Lokal, und die Kellner, die offenbar spürten, um was für eine Art Treffen es sich handelte, hielten sich auf Distanz.
»Okay«, sagte Martin gewichtig, »bevor wir fortfahren, brauche ich eine mündliche Zusicherung von Ihnen beiden, dass nichts von dem, was heute hier besprochen wird oder später daraus resultiert, an Außenstehende weitergegeben wird. Sind Sie damit einverstanden?«
Tom Newman nickte und flüsterte Nicola Mantega etwas auf Italienisch zu. Nach kurzem Nachdenken nickte dieser ebenfalls. Martin Nguyen ließ sein furchterregendes Lächeln aufblitzen.
»Sie fragen sich vielleicht, weshalb Ihre Zustimmung zu dieser Bedingung notwendig ist. Die Antwort ist, dass der Plan, den ich jetzt vorschlagen werde, uns eine Anklage wegen Betrugs, Verabredung zum Begehen einer Straftat und, zumindest in meinem Fall, wegen Steuerhinterziehung einbringen könnte.«
Er wartete die italienische Übersetzung ab - Tom schien leichte Schwierigkeiten mit der juristischen Terminologie zu haben - und dann Mantegas Reaktion. Bisher schien alles reibungslos zu laufen, deshalb war er überrascht, als Tom plötzlich eine Meinung äußerte.
»Da können Sie auf mich wohl nicht zählen, Mr Nguyen.«
Martin legte sein Besteck hin, nippte an seinem Mineralwasser und starrte auf die Wellen, die sich träge an einem Strand brachen, der
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