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Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman

Titel: Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dibdin
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traf.
    »Was für eine Degradierung?«
    »Meine Spitzel berichten mir, dass auf den Basaren und in den Kaffeehäusern das Gerücht kursiert, dass Gaetanos Fuß von der Liste der vom Aussterben bedrohten Arten gestrichen wurde. Er wird am Montag hier übernehmen, also bereite dich darauf vor, dass du zwangsweise zurück nach Hause in die Toskana geschickt wirst. Beato te! Hätte ich doch auch nur so ein Glück.«
    »Wer ist Gaetano?«
    »Also bitte, der Mann, für den du hier eingesprungen bist! Der dumme Arsch, der sich einen Zeh weggepustet hat, als er mit dem Dienstrevolver herumspielte, den er seit dreißig Jahren nicht mehr benutzt hatte. Früher Polizeichef in Catanzaro und jetzt zum Oberboss über alle Cosenzas ernannt, eine Position, in der er sicher gewaltig die Knute schwingen wird. Gaetano wird diesen Mordfall, der dich vor ein Rätsel gestellt hat, in wenigen Tagen geklärt haben. Nichts für ungut, Aurelio. Hier unten zählt nicht, wer man ist, sondern wen man kennt.«
    Mit einem schelmischen Lächeln verschwand der bergamasco in seinem Zimmer, während Zen zu seinem stapfte. Als er das Großraumbüro im Zentrum des Gebäudes durchquerte, kam Natale Arnone aus einer der Nischen.
    »Ah, da sind Sie ja! Es sieht so aus, als ob die Dinge endlich in Bewegung kommen würden. Statt in sein Büro zu gehen, ist Nicola Mantega heute Morgen zu dem Platz am Busbahnhof gefahren und hat einen großen Karton zu Fratelli Girimonti gebracht. Er war nur ein paar Minuten im Laden, dann begab er sich zu einem Wohnhaus an der Piazza del Duomo im alten Zentrum und hat dort einen Umschlag in den Briefkasten einer Wohnung geworfen, die einem gewissen Achille Pancrazi gehört, Professor für Alte Geschichte an der Universität. Weitere Nachforschungen haben ergeben, dass Professor Pancrazi gestern in Begleitung seines etwa siebzehnjährigen Sohnes Emanuele nach Mailand geflogen und noch nicht zurückgekehrt ist.«
    Zen zündete sich eine Zigarette an, nicht nur wegen des Nikotingehalts, sondern auch wegen der symbolischen Wärme, die sie suggerierte. Die Klimaanlage der Questura war mittlerweile von den Toten erweckt worden, deshalb war sein Büro jetzt nicht mehr heiß und stickig wie diese Container, in denen man von Zeit zu Zeit illegale Einwanderer fand, sondern glich dem Kühlraum in einer Fabrik für Tiefkühlgemüse.
    »Wir werden irgendwann mit dem Professor reden müssen«, bemerkte Zen, »doch das hat keine Eile. Was hat unser Nicola anschließend gemacht?«
    »Er hat die Amerikaner angerufen und sich mit ihnen in San Lùcido, an der Küste bei Pàola, zum Mittagessen verabredet.«
    »Hat er das Telefon benutzt, das wir ihm gegeben haben?«
    »Ja. In dieser Hinsicht scheint er zu kooperieren.«
    »›Scheint‹ könnte genau das richtige Wort sein, Arnone.«
    »Er und die beiden Amerikaner, Signor Manchu und der junge Tommaso, begaben sich in das Restaurant, wo sie etwa neunzig Minuten blieben. Leider war die Situation derart, dass es sich für unser Überwachungsteam als unmöglich erwies, das Gespräch aufzuzeichnen, ohne das Risiko einzugehen, entdeckt zu werden.«
    »Aber Mantega hat doch wohl angerufen, um über diese neueste Entwicklung zu berichten, wie in den Bedingungen zu seiner vorläufigen Freilassung festgelegt.«
    »Nein, Sir.« Über ihnen explodierte eine Bombe, brachte ihre Ohren zum Klingen und versetzte Zens Büro in fast völlige Dunkelheit, da der Strom ausgefallen war.
    »Gesù Giuseppe e Maria cacciati a jettatura e ra casa mia« , murmelte Natale Arnone. Er bekreuzigte sich zwar nicht, machte aber dieses Zeichen mit zwei Fingern, um das Böse abzuwehren.
    »Was hat Mantega als Nächstes gemacht?«, fragte Zen, als ob nichts geschehen wäre.
    »Er … er, äh, begab sich …«
    »Können Sie nicht einfach ›fuhr‹ sagen, Arnone? Sie sind hier doch nicht vor Gericht.«
    »Entschuldigen Sie, Sir. Er fuhr nach Grimaldi, einem Dorf etwa zwanzig Kilometer südlich von hier. Dort suchte er einen berühmten Goldschmied namens Michele Biafora auf. Seine Arbeiten sind in Neapel und sogar in Rom ausgestellt worden. Madonna, che pioggia! Früher hat es nie so heftig geregnet.«
    »Was wollte er dort?«
    »Das wissen wir nicht. Mantega hat sich nicht gemeldet, und auch diesmal konnten unsere Leute die Begegnung nicht beobachten. Aber wir könnten Biafora herholen und direkt befragen.«
    »Nein, nein. Das ist keine Operation, die man schrittweise durchführen kann. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist,

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