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Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman

Titel: Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dibdin
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heißt es alles oder nichts. Danach können wir in Ruhe die Scherben aufsammeln, wie il professore und diesen Goldschmied.«
    Sie standen einen Moment lang schweigend da. Währenddessen leuchtete im Raum flackernd ein schwaches bleiches Licht auf.
    »Ah, die haben den Notfallgenerator zum Laufen gekriegt!«, rief Arnone stolz.
    »Mehr oder weniger«, erwiderte Zen. »Wo ist Mantega jetzt?«
    »In seiner Kanzlei. Ach ja, da ist noch eine Sache. Er hat außerdem den jungen Newman angerufen, allerdings nicht mit dem Telefon, das wir ihm gegeben haben. Er hat an einer Tankstelle auf der autostrada angehalten und einen öffentlichen Fernsprecher benutzt. Wir konnten das Gespräch jedoch über Newmans Telefon mithören.«
    Ein weiteres spektakuläres, lang anhaltendes Donnergrollen ließ ihre Ohren taub werden, als würde das restliche marode Gemäuer von dem zerstörten Staudamm in das überflutete Tal hinunterstürzen.
    »Er hat Tommaso gefragt, was er heute Abend vorhat«, fügte Arnone hinzu.
    »Hat er gesagt, warum?«
    »Nein, und der Amerikaner hat auch nicht gefragt. Er hat Mantega erzählt, er würde den Abend mit seiner Freundin verbringen. Das ist die Digos-Agentin, die Sie auf ihn angesetzt haben. Mirella Kodra.«
    Zen bemerkte Arnones Gesichtsausdruck. »Sind Sie etwa eifersüchtig?«, fragte er leicht boshaft.
    »Nein, nein! Diese Digos-Frauen rümpfen die Nase über gewöhnliche Polizisten wie mich. Außerdem muss sie mit so einem Namen aus einer der albanischen Gemeinden hier stammen. Diese Leute sind sonderbar. Das würde niemals funktionieren.« Er unterdrückte ein Lachen. »Anscheinend ist der Typ, mit dem sie zusammenarbeitet, wenn die ein junges Paar brauchen, ganz offen schwul. Ich hab gehört, er hätte ihr bei einer ihrer vorgetäuschten Knutschereien die Zunge in den Mund gesteckt. Mirella hat ihm ins Gesicht gespuckt und gesagt, er solle seinem Freund eine Wüstenrennmaus in den Arsch schieben!«
    Arnone musste wieder lachen, diesmal so richtig schallend, dann erstarrte er. »Entschuldigen Sie, Sir. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.«
    Zen konnte sich das ganz gut vorstellen, gab aber keinen Kommentar dazu ab. »Sehr schön, Arnone. Und jetzt brauche ich eine Liste aller Personen mit Namen Fardella oder einer dialektalen Abwandlung davon, die in San Giovanni in Fiore geboren wurden oder dort irgendwann einmal gewohnt haben. Suchen Sie erst in unseren eigenen Unterlagen, dann wenden Sie sich an das Rathaus. Aber diskret. Stellen Sie es als routinemäßige verwaltungstechnische Recherche von einer gewissen Dringlichkeit, aber ohne große Bedeutung dar. Erstatten Sie mir so bald wie möglich Bericht.«
    »Subito, signore!«
    Sobald Arnone gegangen war, rief Zen seine Frau an. »Es sieht so aus, als wäre ich bald wieder zu Hause«, sagte er.
    »Soll ich schon die Nudeln aufsetzen?«, fragte Gemma.
    »So bald nun auch wieder nicht, Dummerchen. Aber ich habe aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass meine vorübergehende Versetzung hierher kurz vor dem Verfallsdatum steht.«
    »Das ist gut. Ich hab dich irgendwie vermisst. Du bist zwar nur schwer zu ertragen, wenn du da bist, Aurelio, aber wenn du nicht da bist, kommt mir das Leben doch etwas langweilig vor.«
    »Trägheit des Herzens ist eine Todsünde, mein Kind, die vorsätzliche Weigerung, sich an Gottes Schöpfung zu erfreuen.«
    »Wenn ich es mir recht überlege, kannst du dich nicht doch noch woandershin versetzen lassen? Vielleicht in den Irak.«
    »Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Irakis über eine Sache im Augenblick bestimmt keine Sorgen machen müssen, nämlich über Langeweile.«
    »Was für eine Sauce möchtest du zu den Nudeln?«
    »Was dir am liebsten ist, mein Schatz, solange keine Tomaten drin sind.«

54
    Der Überfall ereignete sich, als Tom und Mirella gerade eine steile Gasse in der Altstadt hinaufgingen. Bisher war der Abend nach Toms Meinung ein Erfolg gewesen, und er freute sich auf den restlichen Teil. Mirella hatte ein Restaurant vorgeschlagen, das er noch nicht kannte. Es befand sich in den Kellern eines uralten Gebäudes in einem mittelalterlichen Vorort namens Arenella, außerhalb der alten Stadtmauer und am anderen Ufer des Flusses. Sobald sie das weiträumige niedrige Gewölbe betraten, wusste Tom, dass er hier schon längst hätte essen gehen sollen.
    Woran merkt man so etwas?, fragte er sich, als man sie zu einem Tisch führte, der im Zentrum des Geschehens lag, aber weit genug von der Wanne mit den

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