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Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman

Titel: Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dibdin
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ihm endlos vorkam und absolut sinnlos.
    »Ich muss ohnehin zurück nach Hause. Die Polizei hat mich heute Morgen angerufen. Sie ist jetzt bereit, die Leiche meines Vaters für die Beerdigung freizugeben, also muss ich mich um alles Mögliche kümmern, die Verwandten benachrichtigen, das Begräbnis organisieren, das Testament bestätigen lassen …« Sein Blick traf kurz auf Martin, als er gerade einen Tintenfischring aufspießte. »Außerdem möchte ich nicht in irgendwelche kriminellen Aktivitäten hineingezogen werden.«
    Eine von Martins größten Fähigkeiten waren ein instinktives Durchschauen aller Chancen zu jedem kritischen Zeitpunkt und die Bereitschaft, sie zu ergreifen.
    »Das verstehe ich vollkommen. Natürlich musst du dafür sorgen, dass der arme Peter angemessen zur letzten Ruhe gebettet wird. Aber ich verlange ja gar nicht von dir, dass du ein Verbrechen begehst. Ich möchte nur, dass du mein Gespräch mit Signor Mantega übersetzt und hinterher darüber schweigst. Sobald wir eine Einigung erzielt haben, zahle ich dir den Rest deines Gehalts plus eine Zulage von tausend Euro für die Rückführung des Leichnams deines Vaters. Was hältst du davon?«
    Der junge Mann gab sich schließlich mit fünfzehnhundert zufrieden, und Martin kam zum Geschäftlichen. Er fasste sich kurz und blieb recht vage, teils weil er vermutete, dass Toms Italienisch in technischen Dingen nicht so toll war, aber hauptsächlich, weil er nicht wollte, dass Tom mehr als das absolut Notwendige wusste, selbst für die kurze Zeit, die er noch zu leben hatte.
    »Die Menora, die mein Arbeitgeber kaufen will, befindet sich bereits in meinem Besitz«, erklärte er. »Allerdings muss sie noch ein wenig bearbeitet werden, bevor Sie, Signor Mantega, sie dem Käufer an unserem vereinbarten Übergabeort präsentieren. Dieser Vorgang darf nicht länger als vierundzwanzig Stunden in Anspruch nehmen.«
    Mantega wirkte misstrauisch. »Inwiefern bearbeitet werden?«
    »Gealtert. Gebrauchsspuren.«
    Er bemerkte Toms panischen Blick und führte seine Vorstellungen genauer aus.
    »Sie soll aussehen, als hätte es sie schon immer gegeben und als wäre sie die letzten fünfzehnhundert Jahre in einer feuchten Gruft begraben gewesen.«
    Mantega musste das erst mal verdauen. »Also ist das eine …«, begann er.
    »Sie ist das, für was auch immer mein Klient sie hält«, fiel Martin ihm mit einem vielsagenden Blick ins Wort.
    Mantega dachte noch ein bisschen nach, dann nickte er. »Das können wir machen. Aber wozu brauchen Sie mich überhaupt?«
    »Um den Deal perfekt zu machen, Signor Mantega. Mein Klient muss an die Herkunft der Menora glauben, die man ihm zum Verkauf anbietet. Er muss glauben, dass sie aus jenem Grabschatz stammt, den Ihre Klienten angeblich entdeckt haben. Capito? «
    »Ho capito.«
    »Ausgezeichnet. Dann können wir jetzt wohl auf die Dienste unseres Übersetzers verzichten.« Er wandte sich an Tom. »Geh und leiste meinem Chauffeur Gesellschaft. Ich muss noch ein paar Dinge mit Signor Mantega unter vier Augen besprechen.«
    »Aber Sie sprechen doch kein Italienisch, Mr Nguyen.«
    » Hablo il denaro . Ich lasse das Geld sprechen, mein Junge. Das ist eine überall verständliche Sprache. Und jetzt verschwinde.«
    Sobald sie allein waren, kamen er und Mantega hervorragend miteinander aus. Es stellte sich sogar heraus, dass der fette Spaghettifresser ein bisschen Englisch sprach. Sie hatten den Deal in zwanzig Minuten abgeschlossen, worauf Martin zur Toilette ging, um ausgiebig zu pinkeln. Dabei rief er Jake an.
    »Jetzt geht es nur noch um den Preis und die Auslieferung«, sagte er.
    »Keine Frage!«
    »Das sagen die auch. Wir werden es morgen erfahren. Ich mache mir nur Sorgen wegen dem Preis, Jake. Ich meine, genau genommen gibt es für solches Zeug keinen Preis.«
    »Sie ist wertlos?«
    »Sie ist unbezahlbar.«
    »Sie ist nichts wert?«
    »Doch, es ist nur so, dass niemand den Marktpreis kennt, weil es nie einen Markt dafür gegeben hat. Ich handle sie so weit runter, wie ich kann, aber nach dem, was ich gehört habe, bewegen wir uns wohl im siebenstelligen Bereich. Vielleicht anderthalb bis zwei?«
    »Wow, du weißt gar nicht, was mir das bedeutet!« Martin Nguyen machte sich vor dem Hinausgehen die Hose zu. »Ich glaube, ich kann mir ziemlich gut vorstellen, was es dir bedeuten wird«, sagte er.

53
    »Herzlichen Glückwunsch zu deiner Degradierung!«, rief Giovanni Sforza, als Zen ihn auf dem Rückweg in sein Büro auf dem Gang

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