Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman
gelang es Rocco zu sprechen. »Was soll ich sagen?«
»Giorgio wird mit ziemlicher Sicherheit nicht in der Wohnung seiner Schwester in der Via del Serpente sein, aber irgendwer wird dort sein. Du sollst sagen, du hättest eine dringende Nachricht, die unverzüglich weitergegeben werden muss. Die Nachricht lautet, dass Nicola Mantega Giorgio bei ihrem gemeinsamen Plan, gefälschte Antiquitäten an einen Amerikaner zu verkaufen, betrügen will. Du hast herausgefunden, dass Mantega mit einer dritten Person vereinbart hat, die gewünschte Ware zu liefern, und damit Giorgio übergeht und um seinen Profit bringt. Dann wirst du hinzufügen, dass dieser Deal kurz vor dem Abschluss steht und dass Giorgio oder jemand, der für ihn sprechen kann, Nicola Mantega so schnell wie möglich, am besten noch diese Nacht, zu einem privaten Treffen bestellen soll. Neunzig Sekunden.«
Letztlich verging doch noch fast eine halbe Stunde, bevor Rocco mit der Schnellwahltaste die Nummer in sein Handy eingab, das Zen ihm zurückgegeben hatte. Es war zwar gänzlich gegen seine Natur, das zu tun, was vernünftig war, doch der Polizeichef hatte ihn irgendwie dazu überredet. Den Ausschlag hatte die Bemerkung über diese Tussi gegeben, die ihn gestern Abend so fürstlich in den Arsch getreten hatte, dass die nämlich aussagen würde, dass er, Rocco Battista, keineswegs nervös und kopflos gewesen war, sondern genau gewusst hätte, was er tat. Niemand hatte je unterstellt, dass Rocco auch nur einen vagen Schimmer davon hatte, was er tat. Die Aussicht, in einer öffentlichen Verhandlung vor all den Richtern und avvocati in ihren piekfeinen Klamotten als kompetent dargestellt zu werden, war ihm zu Kopf gestiegen. Vielleicht würde das ja sogar im Fernsehen gesendet! »Laut Aussage der Hauptzeugin der Anklage, einer erfahrenen Polizistin von untadeligem Charakter, wusste Rocco Battista ganz genau, was er tat.« Einen fingierten Anruf bei Giorgio zu machen, der ihn eh immer wie ein Stück Scheiße behandelt hatte, war ein kleiner Preis für eine grandiose öffentliche Beurteilung, die seinen Status auf der Straße für immer verändern würde.
57
Der Flug mit dem Hubschrauber war vielleicht der schönste Augenblick in Jakes Leben. Okay, der hatte scheißviel Geld gekostet, aber es kam schließlich nicht jeden Tag vor, dass man es seinem Echtzeitgegner so richtig zeigen konnte.
Phil Larson arbeitete immer noch an der Logistik, wie man die Aeroscan-Ausrüstung zurück in die Staaten kriegen könnte, also hatte Jake ihn einen Transporthubschrauber von der Firma mieten lassen, mit der er bei den Bodenuntersuchungen zusammengearbeitet hatte. Damit wollten sie auf den Ozean hinausfliegen, und da es angeblich was mit dem Film zu tun hatte, brauchten sie viel Laderaum für die sperrige Filmausrüstung. Danach lief alles wie ein gut geschriebenes Programm. Das Englisch des Piloten war zwar kaum zu verstehen, doch nachdem sie einmal in der Luft waren, entpuppte er sich als echter Stuntflieger, und außerdem war der Lastwagen mit der Ladung pünktlich da gewesen. Das einzige Problem war, dass Martin Nguyen mitgekommen war, also hatte Jake ihn irgendwie zu dem Flug einladen müssen. Es wäre cooler gewesen, es allein zu machen, aber Nguyens Muskeln und sein Körpereinsatz könnten sich immer noch als nützlich erweisen, wenn es so weit war, trotz des Transportrollengitters auf dem Boden des Laderaums. Jake erklärte dem Piloten, er solle ein paar Meilen oder Kilos - oder wie immer die das hier nannten - aufs Meer hinausfliegen, dann richtig tief auf die Wasseroberfläche hinuntergehen und sich dabei so schräg legen, dass sie die Tür des Laderaums öffnen könnten. Der Typ schien das verstanden zu haben und hatte Jake und Martin Gurtzeug und Halteseile gegeben, damit sie nicht aus der offenen Tür fielen, außerdem Headsets, damit sie bei dem Motorenlärm miteinander reden konnten und Jake ihm Anweisungen geben konnte, ohne ins Cockpit zu kommen.
»Wir haben uns in dieser Sache nicht kurzgeschlossen, Jake!«, ertönte Martins hohl klingende Stimme über die Bordanlage, während der Heli einen Waldhang hinaufflog. »Wie soll ich diesen Vorgang ohne einen Datenausdruck projektmanagen? Wo fliegen wir hin? Was ist angesagt?«
»Ninja Looting. Wir lassen was verschwinden.«
Martin fing wieder an zu labern, und Jake stellte kurzerhand die Lautsprecher aus. Wär klasse, so etwas zu haben, wenn Madrona anfing, über Babys zu palavern. Der Hubschrauber flog nun
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