Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman
reuen.«
»Was?«
»Irgendein Hypertext-Link. Ich wollte sagen, irgendwo in der Bibel, aber ich hab keine Lust, danach zu googeln.«
»Dieses gruslige jüdische Zeug les ich nicht. Sie hatten die Chance, Jesus als ihren persönlichen Retter anzunehmen, und sie haben’s vergeigt.«
»Aber du hast mir doch erzählt, dass die Endzeit ohne den jüdischen Staat nicht kommen kann.«
»Klar, deshalb sind wir doch im Irak. Pastor Gary sagt, obwohl sich herausgestellt hat, dass Saddam gar nicht solche Flugkörper hatte und nie eine Bedrohung für uns war, war er doch eine große Bedrohung für Israel. Deshalb musste der Präsident die Truppen hinschicken. Der andere Kram war nur Show, um die Liberalen ruhigzuhalten.«
Jake beugte sich vor und küsste sie. Gott, wie er diese Frau liebte. Sie war vielleicht nicht gerade das, was man wirklich schön nannte, aber sie war ein absolutes Babe. Süßes Lächeln, krause blonde Haare plus unschuldige blaue Kinderaugen, verbunden mit diesem heißen Body und einer Stimme wie ein Windspiel, das im Sturm aneinanderschlägt, harmonisch, aber mit einem rauen Unterton. Und vor allem liebte er Madrona wegen ihres Verstands. Sie war unglaublich dumm.
Das war ein Problem der zentralen Verarbeitungseinheit und hatte nichts mit Datenspeicherung zu tun, die für Jake ohnehin peripher war. Weshalb sollte man sein System mit einem Haufen meist schlummernder Dateien überlasten, die einzig und allein zum Lesen da waren, wenn das Internet einem alles, was man nicht wusste, in circa 0,19 Sekunden liefern konnte? Jake wusste von praktisch allem nichts, aber er war nicht dumm. Man stieg nicht wie eine Rakete innerhalb der dicht gedrängten Reihen der Microsofties auf, wenn man nicht in der Lage war, eine Störung zu erkennen, die für andere Augen nicht sichtbar war, oder eine elegantere Verbindung von A nach B auszutüfteln ohne den Umweg über Z. Aber Madrona hatte nicht nur noch weniger Ahnung als er von allen Bereichen menschlichen Wissens, außer vielleicht von weiblicher Schönheitspflege, sie war sogar dümmer als Schifferscheiße. Jake fand das hinreißend. Es war, als hätte man einen großen, friedfertigen und verspielten Hund im Haus, mit dem man außerdem noch tollen Sex haben konnte.
»Yeah«, sagte sie. »Bevor die Endzeit kommen kann, müssen die Juden den Tempel wieder aufbauen. Dann schlagen sich Jesus und der Antichrist die Köpfe ein, während wir alle aus dem Himmel zusehen. Das wird in der Offenbarung vorhergesagt. Gott, ich kann es kaum erwarten, den Film zu sehen!«
Jake seufzte. »Yeah, also, wir haben da ein paar Probleme.«
»Echt? Was denn?«
»Der Regisseur wollte die Hauptrolle mit irgendeinem Engländer besetzen, aber der ist ausgestiegen. Außerdem haben wir Probleme mit den Außenaufnahmen in Italien. Ich schicke einen meiner Leute hin. Der soll versuchen, die Dinge zu regeln.«
Madrona machte ihren charmanten Schmollmund und sah ihn von der Seite an. »Ich wollte schon immer mal nach Italien.«
»Ganz cool, Honey. Wir werden unseren Babymoon dort verbringen.«
»Aber ich kapier das nicht. Wenn diese Typen arschig sind, warum macht ihr den Film dann nicht hier? In Nevada, Utah, Arizona oder sonst wo.«
Jake hätte ihr gerne die Wahrheit gesagt, sie in das wunderbare Geheimnis eingeweiht, doch das wäre zu riskant. Die Tatsache, dass Madrona nichts zu sagen hatte, hinderte sie nicht daran, nonstop zu reden, besonders wenn sie mit Freundinnen wie dieser Turbozicke Crystl zusammen war. Die Medien schnüffelten seit Monaten um Rapture Works und sein einzigartiges Projekt herum. Bisher hatte Martin Nguyen dafür sorgen können, dass sie von den kleinen Brocken, die man ihnen hinwarf, viel Aufhebens machten, doch je näher der Drehbeginn rückte, desto hungriger wurden die Raubtiere. Wenn Madrona auch nur einem der Mädels aus ihrer Gebetsgruppe oder ihrem Therapie-Workshop gegenüber die Wahrheit erwähnte, würde bestimmt irgendwer im Umfeld auf die Idee kommen, dass man reichlich Knete machte könnte, wenn man die Geschichte an die Öffentlichkeit lancierte. Andererseits brachte Jake es nicht fertig, Madrona zu belügen. Das war so, als würde man einem Kind die Süßigkeiten klauen.
»Nein, es muss Italien sein. Sieh mal, jedes Spiel hat ein Szenario, und die Spieler müssen dafür sorgen, dass es funktioniert, indem sie die richtigen Züge machen. Dadurch dass die Jungs in Washington gegen Saddam vorgingen, haben sie einen guten Blockadezug gemacht. Und ich
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