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Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman

Titel: Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dibdin
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habe jetzt vor, einen noch besseren Zug zu machen, der das Spiel voranbringt.«
    »Wow«, sagte Madrona.
    »Absolut«, stimmte Jake zu. »Es geht um Folgendes. Okay, die Juden bauen ihren Tempel wieder auf. Aber was ist mit den ganzen Sachen, die sie da drin hatten, mit der verschollenen Bundeslade und dem ganzen Scheiß? Die kann man nicht fälschen. Außerdem glauben eine Menge Leute, dass es sie nicht mehr gibt.«
    »Wieso?«
    »Alles Geschichte. Vor langer Zeit haben die Römer den Tempel abgefackelt und den ganzen Kram geklaut.«
    »Das war die Strafe für die Juden, weil sie von Jesus nichts wissen wollten. Aber hätten die das Zeug dann nicht eingeschmolzen und Schmuck draus gemacht? Hey, weißt du was! Wenn du mir mal was kaufen willst, ich könnt echt ein paar goldene Armreifen gebrauchen.«
    Jake betrachtete die zerklüfteten Felsen und die stacheligen Nadelbäume, dann hob er den Blick zu dem endlos blauen Himmel. »Madrona, ist Gott perfekt?«
    Sie lachte. »Na ja, ich hätte schon längere Beine gebrauchen können, aber klar, natürlich ist er perfekt.«
    »Dann muss alles, was er tut, auch perfekt sein, oder? Also hätte er sich bestimmt kein Spiel ausgedacht, das niemals funktionieren kann, weil eines der wichtigsten Beutestücke für immer verloren ist.«
    »Nehm ich an.«
    »Okay. Wenn die Apokalypse also stattfinden soll, müssen die ganzen Schätze aus dem Tempel noch irgendwo sein. Und ich bin mir ziemlich sicher, wo ein Teil davon die ganze Zeit versteckt war.«
    Madrona sah ungeheuer beeindruckt aus. »Echt, Honey? Was denn?«
    Ihr Mann lächelte unschuldig.
    »So was wie ein Kerzenständer?«

14
    Um Punkt sieben Uhr wachte Claude Rousset aus einem ungestörten, tiefen Schlaf auf, nahm die Thermosflasche Kaffee, die er vor dem Schlafengehen vorbereitet hatte, und trat begleitet von Fifi nach draußen, während seine Frau weiter zufrieden im Bett schnarchte. Die Sonne hatte die Seite des Sees, auf der ihr Wohnmobil stand, noch nicht erreicht, doch weiter draußen glitzerte das Wasser bereits sehr schön in der sanften Brise. Es herrschte absolute Ruhe.
    Fifi lief los, um an ausgewählten Punkten in der Landschaft ihr Geschäft zu machen, während ihr Herrchen seinen Kaffee schlürfte und die Aktivitäten für den bevorstehenden Tag plante. Monsieur und Madame Rousset waren Besitzer eines Möbelgeschäfts in Dijon. Jedes Jahr im August schlossen sie ihren Laden und fuhren mit ihrem Wohnmobil in Urlaub. Nachdem sie sämtliche Regionen Frankreichs gründlich erforscht hatten, viele davon sogar mehr als einmal, hatten sie sich in letzter Zeit weiter vorgewagt. Zunächst in die Schweiz und nach Spanien, dann kamen die ligurische Küste, die Toskana und die amalfitanische Halbinsel. In diesem Jahr hatte Claude seiner Frau vorgeschlagen, da sie doch mittlerweile erfahrene Reisende wären, sollten sie Sizilien und le Calabre sauvage in Angriff nehmen.
    Sabine Roussets Antwort war zunächst ein entschiedenes Nein gewesen, doch am Ende hatte ihr Mann sich durchgesetzt. Angst vor Mafia-Schießereien, Überfällen, Diebstahl, extremer Armut und willkürlicher Gewalt sei absurd und anachronistisch, hatte er erklärt. Italien sei eine führende Industrienation und eines der Gründungsmitglieder der Europäischen Union, und dazu gehörten auch die Gegenden südlich von Neapel. Sabine hatte immer noch ihre Zweifel, doch sie hatte nicht über dreißig Jahre lang dafür gesorgt, dass die Ehe zusammenhielt, ohne zu lernen, wann es sich nicht lohnte, Streit anzufangen.
    Als sie schließlich aus dem Wagen stieg, stand die Sonne bereits über den Bergen, die Temperatur war um mehrere Grad angestiegen, und ihr Mann hatte schon den ganzen Tag verplant. Nachdem sie am Vortag Crotone verlassen hatten, hatten sie Santa Severina besucht und den Bosco del Gariglione, einen der wenigen Überreste des Waldes, der einst dieses Gebirge bedeckt hatte, das die Römer selva , »wild«, genannt hatten, was später zu »Sila« wurde, wie der Michelin-Reiseführer erklärte, aus dem Claude ausgiebig vorlas.
    Abgesehen von dem See, an dessen Ufer sie auf einem Parkplatz an einer Nebenstraße die Nacht verbracht hatten, schien es im Landesinneren nicht mehr viel zu geben, das sich anzusehen lohnte. Deshalb würden sie nach dem Frühstück diese zerklüftete Gebirgslandschaft verlassen und nach Cosenza hinunterfahren (v isite 3 heures environ ) und von dort an die Küste, wo Claude einen empfohlenen Campingplatz mit guten sanitären

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