Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman
Ihrerseits meldet. Wenn Sie mir meine gesetzlich verbrieften Rechte verweigern, werden die Richter den Fall zurückweisen.«
Zen lachte selbstgefällig. »Wer hat denn was von Richtern gesagt, Nicola? Ich habe nicht vor, die kostbare Zeit des Gerichts für einen schmierigen kleinen Mittelsmann zu verschwenden. Versuchen Sie doch mal in Ihren dicken Schädel zu kriegen, dass sich hier nicht alles einzig um Sie dreht! Den Ermittlungsrichter interessieren nur die Männer, die Peter Newman entführt und ermordet haben, und mein Interesse an Ihnen bezieht sich ausschließlich auf Ihre Verbindung zu diesen Leuten. Sie wissen, wer sie sind, und höchstwahrscheinlich auch, wo sie sind. Meinen Anweisungen gemäß muss ich eine Möglichkeit finden, diese Informationen von Ihnen zu bekommen.«
Zen wandte sich um und sah aus dem Fenster zu dem Hubschrauber, der die Stadt seit Tagen nervte.
»Arnone«, sagte er leise.
»Ja, Sir?«
»Irgendwann im Laufe dieser Vernehmung ist zu erwarten, dass Signor Mantega versuchen wird, Widerstand gegen seine Verhaftung zu leisten, und mit Gewalt zurückgehalten werden muss.«
»Ich verstehe.«
Zen drehte sich wieder um. Mantega saß erneut in sich zusammengesunken da und bereitete sich auf den langen Weg vor, der ihm bevorstand.
»Was war das für ein Video, das Sie in Ihrem Telefonanruf erwähnt haben?«, fragte Zen. »Von dem Sie Giorgio sagten, er solle nicht versuchen, Sie damit zu erpressen.«
Es kam keine Antwort. Zen klatschte laut in die Hände.
»Na schön, bringen Sie ihn nach unten und übergeben Sie ihn Corti und Caricato. Sie sollen ganz normal anfangen, aber den Druck steigern, wenn nach zwei Stunden noch nichts Brauchbares herausgekommen ist. Und machen Sie einen Plan für die Nachtschicht. Unser Gast soll natürlich keinen Schlaf bekommen. Vielleicht lege ich später selbst eine Runde ein, je nachdem, wie die Dinge laufen.«
39
Martin Nguyen versteckte sich in seinem Zimmer. So hatte er es dem Personal an der Rezeption gegenüber natürlich nicht genannt. Er hatte ihnen erklärt, er wäre bis auf weiteres in einer Telekonferenz und dürfe auf keinen Fall gestört werden, doch in Wahrheit versteckte er sich. Er lag in einem Morgenrock aus Thai-Seide auf dem brutal harten Bett und fragte sich, wie er sich in diesen Leuten nur so sehr hatte täuschen können. Er hatte angenommen, dass der durchschnittliche Italiener genauso dumm, faul und kleinkriminell wäre wie ein gewisses rassisch benachteiligtes Segment der US-Bevölkerung. Darauf war er vorbereitet gewesen. Womit er nicht gerechnet hatte, war, dass sie genauso intelligent und kultiviert waren wie er, wenn nicht sogar noch intelligenter und kultivierter.
Dies war möglicherweise der bisher schlimmste Tag in seinem Leben - abgesehen von seiner Kindheit, die in dieser Hinsicht hors-concours war. Angefangen hatte das Ganze mit einem katastrophalen Treffen mit dem stellvertretenden Bürgermeister von Cosenza und zwei seiner Berater im Rathaus. Von dem Ergebnis in Panik geraten, hatte er Jake angerufen, ohne daran zu denken, dass es dort drüben mitten in der Nacht war, und dann hatte sich zu allem Überfluss auch noch sein verdammter Dolmetscher freigenommen. Gleichzeitig konnte Martin aus rein professioneller Sicht nur bewundern, wie man ihn ausgetrickst hatte. Er sah sich selbst gern als Top-Profi, der sich im Austeilen und Einstecken mit den Besten messen konnte, doch er musste zugeben, dass man ihn diesmal an die Wand gespielt hatte.
Die Italiener besaßen natürlich Heimvorteil, doch ihr Spiel war auch verdammt perfekt gewesen. Nach dem kurzen, keinen Widerspruch duldenden Anruf am Vortag, mit dem man ihn zu dem Treffen vorgeladen hatte, hatte Martin einen feindseligen Empfang erwartet. Doch nichts dergleichen! Man hatte ihn in eine eindrucksvolle, komfortable Suite geführt, ihm Kaffee und sogar Schnaps angeboten - was in den Staaten einen Skandal ausgelöst und zur sofortigen Entlassung der betreffenden Beamten geführt hätte -, ihm höfliche Fragen gestellt, wie es ihm denn in Cosenza gefiele, und Vorschläge gemacht, wie er die restliche Zeit angenehm verbringen könnte.
Doch sobald sie zum Geschäftlichen kamen, wurde klar, dass er nicht mehr viel Zeit haben würde. Der Ton mochte zwar anders gewesen sein als in dem brüsken Telefonanruf, doch der Inhalt blieb der gleiche. Die Genehmigung, die der Filmgesellschaft für Tiefflüge mit dem Hubschrauber in der Umgebung erteilt worden war, würde in zwei
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