Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman

Titel: Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dibdin
Vom Netzwerk:
Versprechungen, dachte er. Aber wie bereits so oft an diesem Tag irrte er sich schon wieder.
    »Fassen Sie sich kurz, Larson«, sagte er in ungeduldigem Tonfall. »Ich warte gerade auf eine Konferenzschaltung mit drei Parteien.«
    »Oh, das tut mir leid, Mr Nguyen. Ich dachte nur, ich sollte Ihnen sagen, dass wir es gefunden haben.«
    »Was gefunden?«
    »Die Daten weisen auf ein kreisförmiges, nicht eisenhaltiges Gebilde mit einem Durchmesser von etwa neuneinhalb Metern hin, ungefähr einen Meter unterhalb des felsigen Flussbetts im Busento-Tal, etwa fünf Kilometer südlich der Stadt. Es könnte allerdings auch ein Fischbecken oder ein Wasserreservoir oder so was Ähnliches gewesen sein, aber es ist zweifellos von Menschen gemacht und sehr solide gebaut.«
    Martin trank seinen restlichen Drink in einem Zug aus. »Kommen Sie sofort hierher«, befahl er Larson. »Ich will Karten von der Gegend in großem Maßstab und einen vollständigen Bericht.«
    Von seinem Zimmer aus rief er über eine verschlüsselte Internet-Verbindung in den Staaten an. Bei Jake war es jetzt zwanzig nach zwölf, und er befand sich gerade in seiner privaten Fitnesshalle.
    »Ja?«, sagte Jake keuchend wie ein gestrandeter Fisch.
    Martin ließ ihn einen Augenblick zu Atem kommen, bevor er antwortete. Nun fühlte er sich nicht mehr machtlos und gedemütigt und hatte keine Eile, die wunderbare Nachricht zu verbreiten.
    »Dieser Firmenjet, den du in Bereitschaft hast«, sagte er schließlich. »Wie lange braucht das gute Stück bis zu dir?«
    »Zwei Stunden? Vielleicht auch mehr. Der steht in Fresno oder so.«
    »Lass die Motoren warm laufen, Jake.«
    Am anderen Ende war ein erfreutes Lachen zu hören. »Weshalb?«
    »Der Typ von Aeroscan kommt jeden Moment hier reingerauscht, um ausführlich Bericht zu erstatten, aber nach dem, was er mir eben am Telefon erzählt hat, sieht es so aus, als wären wir gerade auf eine Goldader gestoßen. Im wahrsten Sinne des Wortes.«
    »Wahnsinn!«
    »Wie schnell kannst du hier sein?«
    »Die Leasingfirma hat gesagt, zehn, elf Stunden. Wie spät ist es bei euch?«
    »Neun Uhr dreiundzwanzig.«
    »Morgens?«
    »Abends.«
    »Wirklich?«
    »Mach dir keine Gedanken darüber. Komm einfach, so schnell du kannst. Ruf mich eine Stunde vor der Landung aus dem Flugzeug an, dann hol ich dich ab. Es wird auf jeden Fall passen, weil wir vor Einbruch der Dunkelheit ohnehin nichts machen können. Inzwischen treib ich unsere irakischen Wegwerfarbeiter zusammen und miete die Maschinen an, die wir brauchen.« Plötzlich fiel ihm etwas ein. »Hey, Jake? Du hast doch einen Pass, oder?«
    »Ein Passwort?«
    »Nein, einen Pass. Weißt du, so ein kleines blaues Büchlein, das die Bundesbehörde ausstellt, mit deinem Namen und deinem Foto drin? Das brauchst du, wenn du hier ankommst.«
    »Blödsinn. Da zeigt man denen einfach seinen Führerschein. Ich bin doch schon überall gewesen. Kanada, Mexiko …«
    »Das sind bloß der Speicher und der Keller von unserem Haus, Jake. Das hier ist ein anderes Haus. Glaub mir, du brauchst einen Pass, um hier reinzukommen.«
    »Okay, dann kauf ich einen online und lass ihn mir über Nacht zustellen.«
    »So läuft das nicht. Das dauert Wochen.«
    »Scheiße, das ist ja typisch zwanzigstes Jahrhundert.«
    »Yeah, aber hör mal, weißt du noch, wie du vor ein paar Jahren mit Paul auf dieser Karibikinsel warst, von der ihm ein Teil gehört?«
    »Und?«
    »Also hattest du damals einen Pass, der wahrscheinlich noch gültig ist. Und noch eine Sache. Dieser Kerzenständer, von dem du gesprochen hast? Ich nehme an, dass du den exportieren willst. Könntest du ein paar nähere Angaben über das Ding machen, damit ich schon mal über die Logistik nachdenken kann? Gewicht, Abmessungen, wie das Ding verpackt werden muss …«
    »Nicht aus dem Kopf. Das ist so was wie das jüdische Nationallogo, bloß, das echte Ding ist aus purem Gold. Ich dusch nur rasch, dann schieß ich dir ein E-Mail-Attachment rüber. Hey, das sind wunderbare Neuigkeiten, Martin! Vielleicht hast du ja eine Zulage verdient.«
    »Das hab ich vielleicht.«
    Martin Nguyen lehnte sich zurück, und ein Lächeln breitete sich auf seinen schmalen Lippen aus. Es war kein angenehmes Lächeln, obwohl Martin tatsächlich mit sich zufrieden war. Er googelte ein bisschen herum, dann ging er auf die eBay-Seite und tippte »Tempelmenora« in das Suchfeld.

40
    Nicola Mantega brach kurz nach vier Uhr morgens zusammen. Der Grund dafür waren nicht so sehr die

Weitere Kostenlose Bücher