Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman
Dinge, die diejenigen, die ihn verhörten, ihm körperlich angetan hatten, sondern ihre absolut verächtliche und gemeine Haltung ihm gegenüber. Mittlerweile waren die ursprünglichen Gorillas durch ein neues Paar ersetzt worden, welches irgendwann wieder durch ein anderes ersetzt werden würde und so weiter und so fort, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Doch am meisten hatte ihn verletzt, dass der Polizeichef ihn als töricht bezeichnet hatte.
Mantega hatte immer von sich behauptet, furbissimo zu sein, ein maestro geschickter Komplotte und dubioser Abkürzungen, um reich zu werden. Als töricht bezeichnet zu werden war für ihn viel schlimmer als die Schläge ins Gesicht und die Tritte gegen die Knöchel, die Zens Untergebene verabreichten, wenn ihre verbalen Fähigkeiten versagten. Er, Nicola Mantega, sollte töricht sein? Er würde diesen Dreckskerlen zeigen, wer hier töricht war, und sich damit gleichzeitig von diesem Albtraum befreien. Indem er sein letztes bisschen Würde zusammenraffte, erklärte er seinen Peinigern, dass er bereit sei zu reden, aber nur mit ihrem Vorgesetzten. Sie wirkten skeptisch, vielleicht sogar enttäuscht, doch es wurden diverse Telefongespräche geführt, und vierzig Minuten später erschien Aurelio Zen in dem Verhörraum im Keller. Er wirkte noch erschöpfter und niedergeschlagener als Mantega, was Letzteren hoffen ließ.
»Ich will einen Deal machen«, verkündete er in entschiedenem Tonfall, um anzuzeigen, dass er die Bedingungen bestimmen würde, und schlug mit der rechten Hand auf den verkratzten Schreibtisch, der neben dem Hocker, auf dem er kauerte, das einzige Möbelstück in dem kleinen, stickigen Zimmer darstellte. Zen zündete sich eine Zigarette an, hustete mehrmals und drückte die Zigarette dann auf Mantegas Handrücken aus. Als dessen Geschrei allmählich nachließ und man ihn mit Gewalt wieder auf den Hocker gesetzt hatte, sah Zen ihn verschlafen an.
»Tut mir sehr leid«, sagte er. »Ich hab Sie für einen Aschenbecher gehalten.«
Mantega war immer noch schwindlig vor Schmerz, und ihm wurde ganz komisch bei dem Gedanken, was ihm noch bevorstehen könnte.
»Warum haben Sie mir wehgetan?«, fragte er, der Stimme nach kurz vorm Zusammenbruch.
»Warum haben Ihre Freunde den Amerikaner ermordet und diesen armen Jungen verstümmelt?«
»Wovon reden Sie? Das sind nicht meine …«
Zen, der auf der Schreibtischkante hockte, sprang auf, packte Mantega am Haar und versuchte, ihm den Kopf nach hinten zu reißen, doch die Strähnen, die er in der Hand hielt, lösten sich, und ein glänzender kahler Schädel kam zum Vorschein.
»Und Sie wollen mit mir einen Deal machen?«, fragte Zen lachend und warf das Toupet auf den Schreibtisch. »Dann sollte das Produkt aber wirklich gut sein, denn der Verkäufer macht nicht gerade viel her.«
»Es ist gut, es ist gut«, murmelte Mantega. »Und es wird Sie zu den Leuten führen, die Sie wirklich haben wollen.«
»Ich höre.«
Mantega holte tief Luft. »Wissen Sie, dieser Hubschrauber, der seit längerem hier im Tal kreist? Alle glauben, dass der Drehorte für diesen Film sucht, der angeblich hier gemacht werden soll. Ich weiß aber, was die in Wirklichkeit tun.«
»Nämlich?«
»Nach einem vergrabenen Schatz suchen.«
»Ich interessiere mich nicht für Schatzsucherei.«
»Natürlich nicht, signore . Ich auch nicht, und im Übrigen ist es sehr unwahrscheinlich, dass sie Erfolg haben. Deshalb habe ich Giorgio überredet …«
»Ah, Sie kennen ihn also …«, murmelte Zen.
»Nur unter diesem Namen, der durchaus falsch sein könnte. Ich kenne seinen Familiennamen nicht, weiß nicht, wo er herkommt, und habe noch nie sein Gesicht gesehen.«
»Was haben Sie diesem Giorgio gesagt?«
»Ich hab ihm vorgeschlagen …«
»Wann war das?«
»Vor zwei Nächten.«
»Am Telefon?«
»Persönlich.«
»Das ist eindeutig gelogen. Sie wurden die ganze Zeit von meinem Überwachungsteam beobachtet, und die haben nichts von einem solchen Treffen berichtet.«
Mantega lächelte verschmitzt. Endlich hatte er einen Punkt gemacht. »Giorgio kam in den frühen Morgenstunden zu mir ins Haus. Er wusste, dass draußen Polizeiposten standen, aber er hat es geschafft, unbemerkt an ihnen vorbeizukommen. Er hat als Kind oben in den Bergen Wildschweine und Wölfe gejagt, und er hat mir erzählt, dass er sich leiser bewegen kann als ein Blatt, das von einem Baum fällt.«
»Sie haben doch gerade behauptet, Sie hätten noch nie sein Gesicht gesehen.«
»Er war
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