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Sterben War Gestern

Sterben War Gestern

Titel: Sterben War Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Waffender
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Therapeuten?“
    „Ich hab immer andere. Mich will keiner zweimal.“ Er musterte Ewald. „Und wie heißt dein Problem?“
    Glücklicherweise setzte sich in diesem Augenblick unaufgefordert ein etwa Zwanzigjähriger zu ihnen.
    „Habt ihr schon gehört? Es ist noch jemand umgebracht worden. Diesmal die Schwester einer ehemaligen Patientin von hier.“ Seine Stimme klang ängstlich. „Meint ihr, das ist ein Psychopath, der es auf Menschen wie uns abgesehen hat?“
    „Du meinst, auf Irre?“ Stefan nahm einen Schluck Wasser aus dem Glas, das vor ihm auf dem Marmortisch stand. „Da macht er aber Nägel mit Knöpfen, wenn er gleich die ganze Familie abserviert. Hat doch schon mal einer gemacht, aber in größerem Stil, oder?“
    Der Jüngere zog die Augenbrauchen hoch und wandte sich an Ewald: „Ich bin übrigens Mirko.“
    „Hallo.“ Ewald nannte seinen Namen. „Sagt mal, wart ihr eigentlich schon mal beim Chefarzt persönlich?“
    „Ich bin zweite Klasse, für mich hat der keine Zeit. Ist aber ein cooler Typ“, antwortete Stefan.
    „Ich war schon zweimal bei ihm“, sagte Mirko. „der hat ziemlich was drauf. Was er einem sagt, hat Hand und Fuß. Der nimmt kein Blatt vor den Mund.“
    „Ich hab gehört, er verschreibt gerne Tabletten.“
    „Mir nicht.“ Mirko schüttelte den Kopf. „Der setzt doch vielmehr auf seine eigenen Therapiemethoden.“
    „Auf was denn zum Beispiel?“, fragte Ewald nach.
    „Hypnose. Das ist total faszinierend. Der versetzt dich echt in eine Art Trance. Er fragt dich Dinge, und du hörst dich selbst antworten, als wärst du jemand anders.“
    „Klingt nicht besonders verlockend.“
    „Das ist nicht so, wie man das aus Filmen kennt. Man ist die ganze Zeit wach. Es ist bloß, als würde man antworten, ohne vorher nachzudenken. Man sagt einfach, was man im Kopf hat, und man sagt Sachen, die man sich normalerweise dreimal überlegt. Also ich bin jedenfalls dann unheimlich ehrlich. Auch mir selbst gegenüber.“
    Verstehe, dachte Ewald und machte sich innerlich Notizen, um später Inge Bericht zu erstatten.
    „Hier kriegt man nicht mehr Tabletten, als man sowieso schon hat. Mir dosieren Sie immer alles runter. Oder geben mir neue Pillen, die überhaupt nicht wirken. So homophatisches Zeugs.“
    Ewald konnte sich gerade noch verkneifen, Stefan zu verbessern, beinahe hätte ihn seine Ausbildernatur überkommen.
    „Ich bin froh, dass ich genug Rezepte dabei habe, um bei Bedarf aufzustocken.“ Das letzte hatte Stefan ihnen zugeflüstert und sprach jetzt wieder lauter. „Die sind schon in Ordnung hier. Würden am liebsten alles mit Sport in den Griff kriegen. Hauptsache Entspannung und Bewegung. Ich hab vielleicht einen Muskelkater vom Walken und Schwimmen vorige Woche! Ich bin jeden Abend so fertig, da schlafe ich von ganz alleine, und für schlechte Stimmung habe ich gar keine Zeit. Das geht erst wieder los, wenn ich zu Hause bin.“ Bei diesen Worten wandte er sich Mirko zu. „Falls ich da jemals wieder ankomme und mich nicht vorher dein Psychopath umbringt.“
    „Sehr witzig. Alle reden darüber, die Schwestern auch.“
    „Die Ärzte nicht?“, fragte Ewald.
    „Die sind doch am Wochenende gar nicht da. Nur einer für Notfälle. Der kommt, wenn er angerufen wird.“
    „Wohnen die denn alle hier in der Nähe?“
    „Welp wohnt ganz schick in einer Villa bei Warnemünde. Der Rest wohnt entweder in Rostock oder hier.“ Stefan holte ein Päckchen Kaugummi aus seiner Trainingsjacke und bot den andern beiden davon an. „Zikowski zum Beispiel wohnt in einer Ferienwohnung.“
    „Woher weißt du das denn? Warst du mal da?“
    „Quatsch. Ich habe ihn in seinem Garten gesehen. Müsste auch mal was dran gemacht werden. Aber der macht sich im Leben nicht für einen hübschen Rasen die Hände dreckig.“
    „Ich finde den in Ordnung“, verteidigte Mirko den Arzt. „Ich bin in seiner Gruppe, und das ist ganz toll.“
    „Habe ich was gegen ihn gesagt? Der war ja letztes Jahr auch mein Bezugstherapeut. Voll okay. Trotzdem hat der in seinem ganzen Leben noch nichts Richtiges gearbeitet. Nur studiert wie blöde. Und alles nur, um so Deppen wie mir zu helfen, das richtige Programm im Oberstübchen einzuschalten.“
    Ewald Klee fragte sich, ob Stefan tatsächlich so wenig von sich hielt oder ob er mit dem Minderwertigkeitskomplex nur kokettierte. Er war ein Typ Mann, mit dem er vor Wochen kein einziges Wort gewechselt hätte. Dem er Äppelwoi und Bembel ebenso zutraute wie die

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