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Sterben War Gestern

Sterben War Gestern

Titel: Sterben War Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Waffender
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„Notierst du?“
    Er nickte, löste die Kappe von dem Whiteboard-Stift und wandte sich der Tafel zu.
    „Die drei Toten sind der Reihe nach: Angela Esser, Jens Wiskamp und Lydia Kronberg. Wenn wir davon ausgehen, dass der gleiche Täter, der Jens Wiskamp erschossen hat, auch Ellen Weyer vergiften wollte, dann ist es derselbe, der auch Angela Esser auf dem Gewissen hat. Beide Frauen waren Patientinnen in der Seerose , beide waren vollgepumpt mit der gleichen Art von Medikamenten.“
    „Du vermutest den Täter im Umkreis der Klinik?“, wollte Sylvia wissen.
    „Vielleicht. Aber der Mord an Ellens Schwester passt nicht dazu. Warum hat die Person, die den Mord an Lydia Kronberg in Auftrag gegeben hat, nicht auch die anderen beiden Morde gekauft? Im Vergleich dazu ist sowohl die Tötungsart von Angela Esser als auch die von Jens Wiskamp dilettantisch. Bei beiden ist es eine Frage der Zeit, bis wir wissen, wer dahinter steckt. Wieso wollte der Täter ausgerechnet bei der Anwältin die Spuren verwischen?“
    „Und wenn es nicht derselbe ist?“
    Inge Nowak hatte inzwischen einen Briefbogen aufgefaltet. „Verstehe“, murmelte sie vor sich hin.
    „Was verstehst du?“
    Inge ließ das Blatt Papier sinken. „Worum es hier geht.“ Sie deutete auf den Brief in ihren Händen und sagte: „Das ist eine Mahnung von der Unibibliothek. Ellen hat die Ausleihfrist für zwei Bücher überzogen. Soll ich euch mal die Titel vorlesen?“
    „Nun mach es nicht so spannend!“, drängte Timo.
    „ Die Pillenmafia. Korrupte Ärzte, gierige Pharmakonzerne . Und das zweite: Einfach schlucken. Wie Patienten missbraucht werden .“
    Timo pfiff durch die Zähne. „Natürlich. Sie war einem dicken Pharmaskandal auf der Spur. Deshalb auch die Reaktion ihrer Schwester, die kalte Füße bekommen hat.“
    „Das heißt“, sagte Sylvia, „Ellen Weyer war überhaupt nicht krank. Sie wollte nur in der Klinik herumspionieren, um etwas zu enthüllen.“
    „Was ein unbekannter Dritter unbedingt geheim halten will“, schloss Inge. Sie überlegte einen Moment, dann sagte sie: „Beide Patientinnen erster Klasse. Das heißt, sie fallen unter die Obhut von Professor Welp.“
    „Du denkst, der Chefarzt steckt hinter allem?“
    „Ich denke nur laut. Wir haben gegen niemanden etwas in der Hand. Bisher stellen wir nur wilde Vermutungen an. Sonst nichts.“
    „Was hat Ellen Weyer ihrer Schwester geschickt?“
    „Ihre Rechercheergebnisse“, mutmaßte Timo.
    „Wozu?“
    „Tablettenmissbrauch?“
    „Kein Mediziner lässt heutzutage Patienten umbringen, nur um zu verhindern, dass die Öffentlichkeit erfährt, dass er für die Verschreibung bestimmter Medikamente Prozente kassiert. Das ist doch gang und gäbe.“ Sylvia schüttelte den Kopf. „Da steckt etwas anderes dahinter.“
    Inge Nowak stand plötzlich auf, ging ans Fenster und sah in den Himmel. Dann drehte sie sich langsam um. „Und ich glaube, ich weiß auch, was.“
    Ewald Klee hatte nicht lange gebraucht, um nach dem kurzen Telefonat mit Inge einen passenden Gesprächspartner zu finden. Der Mann war um die fünfzig, trug einen auffälligen Schnurrbart und kam, seinem Dialekt nach zu urteilen, aus Ewalds Heimat. Er war dem Manager durch seine eher derben Kommentare gegenüber Mitpatienten und eine gewisse Rastlosigkeit aufgefallen. Er schien alle zu kennen und bewegte sich, als ob er in der Klinik zu Hause wäre. Ob man so wird, dachte Ewald, wenn man zu lange bleibt?
    „Entschuldigung“, sagte er und deutete auf den freien Sessel neben ihm. „Darf ich mich setzen?“
    „Klar doch.“
    „Ich bin Ewald“, begann er und hielt ihm die Rechte hin.
    „Stefan.“ Er drückte seine Hand fest und strahlte ihn an. „Neu, gell?“
    „Freitag angekommen.“
    „Lebst dich bestimmt schnell ein, die Seerose ist spitze.“
    „Wie lange bist du denn schon hier?“
    „Sechs Wochen. Ist aber schon mein drittes Mal. Hoffnungsloser Fall.“ Er lachte und dehnte mit den beiden Daumen seine breiten Hosenträger, die er über einem karierten Hemd trug.
    Für Ewald Klee war die Kleidung seines Gegenübers das, was seine Mutter einen Aufzug genannt hätte, und er hatte Mühe, nicht auf die karierten Socken zu starren, die durch die Zwischenräume der sportiven Sandalen schienen.
    „Wird hier öfter mal jemand um die Ecke gebracht?“ Ewald versuchte betont lässig zu klingen.
    Stefan grinste. „Nee, ist das erste Mal. Aber sonst immer das gleiche Programm.“
    „Auch die Ärzte und

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