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Sterbendes Land Utopia

Sterbendes Land Utopia

Titel: Sterbendes Land Utopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
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ziehe mich an, wie ich will. Merk dir das, du mickeriges Produkt. Dich haben sie ja mit dem Abfalleimer ausgegossen.«
    »Na, na«, sagte Krotch und schnalzte vorwurfsvoll. Er spuckte eine Fischgräte aus, rülpste und sagte dann zufrieden: »Wir sollten Pläne machen.«
    Waley nickte.
    »Es ist mir egal, was unser Girl mit den sieben Schleiern macht«, fuhr Krotch behaglich fort und strich sich über den vorgewölbten Bauch. »Aber wie steht es mit dir, mein Freund? Ich bin für die Stadt …«
    »Stadt?« fragte Waley schnell.
    »Natürlich. Dorthin wollten uns die Grünen doch bringen.«
    »Als Sklaven?«
    »Nein – das verrückte Wort habe ich seit ewigen Zeiten nicht mehr aus dem Mund eines vernünftigen Mannes gehört. Nein, nein, die Grünen machen alles hübsch legal. Sie bringen uns auf die Auktion. Wir unterschreiben, daß wir für so und so viele Jahre eine Stelle annehmen.«
    Drubal hatte Waley erzählt, daß es die Sklaverei nicht mehr gab. »Ich sehe keinen Unterschied.«
    »Es sind die Arbeitsverträge. Wir unterschreiben, verstehst du?«
    Waley verstand nicht, aber er war im Augenblick zum Diskutieren zu faul. Die Flüsternden Zauberer hatten ihn von Mimi weggeholt. Er mußte wieder zurück zu ihr. Er zweifelte nicht daran, daß er den Weg finden würde. Aber Krotch machte ihn mit seinem Gerede von der Stadt unsicher. Neue Abenteuer lockten Waley. Er konnte sich eigentlich die Stadt ansehen – wahrscheinlich ein paar baufällige Ziegelkästen, die bunt durcheinandergewürfelt waren. Er sollte sich in der Welt umsehen, bevor er sich zu Drubal und Mimi zurückmeldete. Das würden sie doch von ihm erwarten, oder? Ein junger Draufgänger wie er!
    Unabhängiger Jack Waley!
    »Schön«, sagte Jack Waley. »Ich komme mit, alter Freund. Ich möchte mir deine Stadt ansehen.«
    »Es ist nicht meine Stadt, du lausiger Anfänger.«
    Waley fuhr hoch, aber Krotch streckte seine kräftige Hand aus. »Nichts für ungut, alter Freund. Mein loses Maul hat mir schon immer Scherereien gebracht. Die Stadt ist eine der fünf Städte des Scorso. Ich möchte von dort ein Schiff nehmen und heimfahren.«
    »Nimmst du mich mit?«
    »Mit Vergnügen.«
    Nachdem sie ausgeruht waren, gingen sie in die Richtung, in der Krotch mit seinem Waldläuferinstinkt die Stadt vermutete. Er klatschte mit der Hand gegen den Schwertgriff. »Wenn uns jetzt eines der kleinen grünen Schreckgespenster in den Weg kommt …«
    Zur Vorsorge beschaffte sich Waley von Pe’Ichen eine Armbrust und einen Köcher voll Bolzen. Gemeinsam gingen die beiden durch den Wald.
    Ein Schrei hielt sie an. Sie drehten sich um.
    Die Hände an die Perlenschnüre und Brustplatten gepreßt, rannte die Alte humpelnd hinter ihnen her.
    »He, wartet auf mich!«
    Sie stolperte über ihre Schellen, schrie auf, fiel der Länge nach hin und hielt die Juwelen und bunten Schleier fest. Das schwarz gefärbte Haar umwehte sie, wie es sich für eine richtige Hexe gehörte.

 
8
     
    Meroe, eine der fünf Städte des Scorso, verblüffte Jack Waley. Er hatte eine Ansammlung schäbiger Hütten und halb verfallener Bauwerke erwartet. Und nun sah er ein zum Leben erwecktes Pompeji – eine unwirkliche Stadt, in der eigentlich Geister hätten umherwandeln müssen.
    Die drei Wanderer aus dem Wald standen nun auf hartem Straßenpflaster und beobachteten den Verkehr. Große weiße Pferde übernahmen den Transport, bunt gekleidete Menschen kamen und gingen. Sie strömten aus hohen Bürobauten, deren künstliche Kristallfronten wie Sterne glitzerten. Man spürte den Puls der Großstadt. Vom Meer her kam ein salziger Geruch, und sie hörten die traurigen Rufe der Möwen und Seeschwalben.
    »Also, das ist doch …«, sagte Jack Waley verwirrt.
    »Meroe – so ein stinkendes Loch«, fauchte die Alte und wedelte mit dem roten Umhang, den sie ihr aufgedrängt hatten. »Wenn ich in früheren Jahren je hier getanzt hätte, wären ihnen die Augen aus dem Kopf gefallen, das kann ich euch sagen. Stadt – pah! Ein paar Drecksbuden!«
    »Ich finde sie ganz sauber und gepflegt, Salome«, sagte Waley.
    »Riech doch mal die See!« sagte Krotch mit verzückter Miene. »Wenn wir erst auf einer Galeere sind …«
    »Auf einem Lugger«, unterbrach Waley geistesabwesend.
    »… dann geht es auf nach Brianon.«
    Sie kamen an einer Gruppe von jungen Männern vorbei – alle extravagant in Spitzen, Pelze und Rüschen gekleidet – und Salome streckte den dürren Hals, um sie näher anzusehen. Sie schmatzte mit

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