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Sterbendes Land Utopia

Sterbendes Land Utopia

Titel: Sterbendes Land Utopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
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schleppte sich zu den Tretbrettern. Dann grinste der Koloß aus seinen schwarzen Zahnlücken.
    »Ich kann mich nicht rühren«, keuchte Waley am Morgen des heißen siebenten Tages. »Ich bin so steif wie ein Brett, Whippy …«
    »Mister Whippy, du lausiger Klumpen von Dreck! Kann sich nicht bewegen, was? Warte, ich werde dir Beine machen, Treter! Stampf! Du faule Ratte! Stampf, du Dreckskerl! Stampf, stampf!«
    Und klacks! machte die Peitsche. Klacks, stampf! Klacks, stampf! Wimmernd schleppte Waley sich zu den Brettern und trat und trat …
    Mister Whippy ließ sein »Ding-dong« erschallen und erhöhte die Tretbretter.
    Zu jeder Zeit, ob Tag oder Nacht, Morgen oder Abend, konnte das schreckliche Dingdong erklingen. Dazu pfiff die Peitsche, und sie stampften.
    Holzbretter rotierten an seinem Kopf vorbei, an seiner Brust, an seinen Hüften, an seinen armen, geschwollenen Beinen. Holzbretter, die ihn umkreisten, dingdong, klacks-klacksklacks, stampf, stampf …
    Er blieb am Leben.
    Er schaffte es gerade noch.
    Nach vierzehn Tagen entdeckte er mit dem merkwürdig unsicheren Gefühl eines Forschers, der sich in unbekannte Tiefen wagt, daß er an andere Dinge als die Tretmühle denken konnte. Sie bekamen viel zu essen – schließlich brauchte der Schiffsherr kräftige Treter. Seine Füße hatten plötzlich unerträglich geschmerzt, und der Schiffsarzt, ein dicklicher Mann mit den Händen einer Frau, hatte die Blasen aufgestochen und mit Salbe bestrichen. Dann wurden seine Füße mit sauberen, gelben Lumpen bandagiert. Jack Waley konnte nun an andere Dinge als das Treten denken.
    Er dachte. Mister Whippy knallte mit seiner Peitsche, und auf dem engen Deck kreisten Goldflecken. Das Meer klatschte rhythmisch in die breiten Schaufeln und wurde mit einem mächtigen Gurgeln wieder ausgestoßen.
    Er dachte und dachte.
    Eine Bombe.
    Das war die einzige Antwort.
    Eine Bombe. Eine hübsche, runde Bombe, die mit Rauch und Feuer ein Leck in die Moonflower schlagen würde.
    Er gewöhnte sich daran, immer in die gleiche stinkende Ecke zu kriechen, wenn sie aus den Käfigen entlassen wurden. Und bald hatte er ein Häufchen aus Staub, Haaren, Fingernägeln und ein oder zwei Holzsplittern. Er wagte es nicht einmal, einen Blick auf den Boden zu werfen.
    Wie damals, als er sich vergeblich ein Funkgerät gewünscht hatte, fürchtete er das Schlimmste, während er seine Schätze zusammentrug. Aufseher, Miniaturausgaben von Mister Whippy, strichen unaufhörlich herum und paßten auf, daß niemand den Namen Pe’Ichen aussprach.
    Er suchte keine Mitverschwörer. Er wollte das verdammte Schiff allein in die Luft sprengen, er ganz allein.
    Ach, hochmütiger Jack Waley!
    Kein Mensch soll einen anderen zum Sklaven machen. Dieses oft zitierte Wort hatte bisher immer Waleys Spott und Gelächter hervorgerufen. Jeder wußte, daß man in gewisser Hinsicht immer der Sklave eines anderen war. Jack Waley zum Beispiel war ein Sklave seines Magens und damit ein Sklave der großen Gesellschaften, die ihm halfen, den Hunger zu stillen. Das Leben schuf selbst die Sklaverei.
    Aber diese Formen der Sklaverei waren verschleiert und maskiert und höflich verborgen. »Zehn Prozent Lohnsenkung, Jack. Wenn es dir nicht paßt, kannst du ja gehen.« Es war deutlich, aber man hatte doch immer das Gefühl gehabt, eine freie Entscheidung zu treffen. Hier arbeiteten die Menschen unter der Aufsicht der Peitsche und wußten, daß sie Sklaven waren. Sie waren Sklaven, und auch nicht die fadenscheinige Ausrede des »Arbeitsvertrags« konnte das verbergen.
    Jack Waley, ein Sklave …
    »Zumindest«, sagte er sich wütend vor, als die Peitschenknechte den dünnen Brei, das Fleisch und das grobe Brot brachten, »zumindest konnte ich mir die Art der Sklaverei selbst aussuchen.«
    Er ließ Pe’Ichen eine zweite Metallschale herbeischaffen, die er zwischen die Planken des Decks stopfte und mit dem Stroh zudeckte, das ihre einzige Unterlage war. Das Stroh würde ihm noch sehr nützlich sein …
    Wenn jemand die Schale fand, würde er nur denken, daß es sich um eine vergessene Essensschale handelte.
    Weiter ging die Reise, unter dem Dingdong von Mister Whippy und den aufmerksamen Ohren der anderen Aufseher, die nach dem Wort Pe’Ichen horchten.
    Die Galeere Moonflower mit ihren vornehmen Passagieren, die durch Seidenmarkisen vom Arbeitsdeck abgetrennt waren, mit ihren unablässig drehenden Schaufeln, erreichte endlich den felsumgürteten Hafen von Phyrae.
    »Phyrae mit den

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