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Sterbendes Land Utopia

Sterbendes Land Utopia

Titel: Sterbendes Land Utopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
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Privatraum des Goldenen Kalbs. Der Nachtwind rüttelte an den Läden, das Laternenlicht schien hell auf den Wein und die Gläser.
    »Wo ist Salome?«
    »Da, wo sie hingehört. Sie tanzt für Dolly.« Er rülpste wieder und beugte sich vertraulich vor. »Ich sage dir eines, Jack. Salome hatte ganz recht. In Meroe haben sie vom Tanzen keine Ahnung. Hier in Phyrae – im goldenen Phyrae mit den Ölbäumen – tanzen sie einen Ringelreihen! Salome wird sich in der Provinz noch die Herzen erobern.«
    »Arme Alte. Hoffentlich halten ihre Beine durch.«
    Er hatte immer noch seine vertrauliche Miene aufgesetzt. »Hör mal, Jack. Keiner weiß, daß du die Galeere versenkt hast – schade übrigens, daß ich es nicht gesehen habe. Du wirst dich allmählich nach einer Arbeit umsehen müssen.«
    »Hm-m, ich glaube auch.«
    Eine neue Achtung zeigte sich in Krotchs Blick, als er Jack Waley betrachtete. Er hatte Augenzeugen gehört, die überall die Geschichte vom Untergang der Galeere verbreiteten. Waley hatte ihm seine eigene Story erzählt, und Krotch hatte gesagt: »Ein Mann, der eine Galeere versenkt und sich aus einer Tretmühle befreien kann, ist ein ganzer Kerl, Jack.«
    Waley hatte überlegt, daß er sich vielleicht als Waffenschmied niederlassen könnte. Doch dann fiel ihm ein, daß er höchstens eine oder zwei Büchsen herstellen würde, bevor die Leute Pe’Ichen um Nachahmungen baten. Man legte keinen Wert auf dauerhafte Geräte. Seit er hier in Phyrae war, hatte er mindestens dreimal erlebt, wie ein Gebäude zusammengestürzt war. Den Leuten schien es nichts auszumachen. Sie gingen einfach weiter.
    Waley machte sich seine Gedanken darüber. Er hatte also von Anfang an richtig vermutet. Das Problem war überall das gleiche. Auf Kerim gab es keine Kinder.
    Phyrae war früher ein eindrucksvoller Seehafen gewesen. Die Stadt lag immer noch strahlend im Sonnenschein da. Aber überall sah man die häßlichen Spuren der Zerstörung. Gebäude waren eingefallen, und auf den Straßen lag der Schutt. Hier wie in Meroe wurden die Wagen von Pferden gezogen. Und das kam Jack Waley komisch vor. Es gab eben doch manche Dinge, die er nicht verstand.
    Jetzt streckte er den Arm nach dem Wein aus. Er trug einen neuen roten Wildlederanzug. Der alte Clark hatte recht gehabt – goldenes Phyrae, goldener Wein. Er zog den leichten, hellen Wein dem schweren Rotwein von Krotch vor.
    »Und wozu würdest du mir raten, mein Freund?«
    »Komm mit mir. Ich sagte dir doch, daß ich in der Gilde der Grenzer von Brianon bin. Ober-Predakkerkiller. Ich kann dafür sorgen, daß du in die Gilde aufgenommen wirst. Hm …« Er zuckte mit den Schultern. »Du müßtest natürlich unten anfangen …«
    »Natürlich.«
    Krotch lachte. »Die Anfänger erwischen nur immer die Schwanzfedern, weil die Predakker zu schnell sind.«
    »Hm. Aber ich kann mich erinnern, daß ich es im Wald nicht schlecht getroffen hatte. Ich hatte einen beträchtlichen Anteil zu unseren Mahlzeiten geliefert.«
    »Sicher, sicher.« Krotch schien plötzlich gedrückter Stimmung zu sein. Er stellte den Becher mit schwerfälliger Hand ab. »Mein Gott, wie lange hatten wir schon keine Anfänger mehr. Viel zu lange …«
    Der Mangel an Selbstmitleid beeindruckte Waley. Krotch erhob sich. »Nun?«
    Waley nickte. »Ich komme mit – wenn ihr mich gebrauchen könnt.«
    Es war eine Stelle. Er konnte Pe’Ichen nicht um Grüne bitten, und auf dem Weg zum Wald zurück mußte er schließlich von irgend etwas leben. Er hätte sich höchstens als Treter verdingen können, um zurück nach Meroe zu kommen, und er wußte, daß er das nie im Leben machen würde.
    »Aber später möchte ich zurück nach Meroe und in die Wälder.«
    »Natürlich. Du willst heim.«
    Für Krotch war Waley immer noch der Hinterwäldler, den die Flüsternden Zauberer gefangen hatten. Er ließ ihn in dem Glauben.
    »Ja.«
    »Dolly hat mir die Fahrt hierher bezahlt. Grüne sind hier nicht sehr gern gesehen …«
    Jack Waley sah ihn verwundert an. »Aber womit zahlt man denn hier, wenn die Grünen …«
    »Mit Preds. Daks. Predaks.«
    Schwach dämmerte Waley der Zusammenhang. Ober-Predakkerkiller …
    Er holte tief Atem. »Was ist ein Predakker?«
    Krotch beschrieb es ihm ausführlich.
    »Und die Aufgabe der Grenzer ist es, Predakker zu töten, um eine Währung zu schaffen?«
    Krotch wirkte etwas gekränkt. »Nur zum Teil, mein Junge. In der Hauptsache bewachen wir Prinzessin Kerith. Das ist ein Mädchen!« Er verlor sich in

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