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Sterbendes Land Utopia

Sterbendes Land Utopia

Titel: Sterbendes Land Utopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
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goldenen Frauen, dem goldenen Wein und dem goldenen Schlummer«, murmelte ein Alter mit einem Pferdegesicht und dünnem, silbrigen Haar. Er hatte kräftige Zähne und war dafür bekannt, daß er auch die härtesten Überreste der anderen aß. »Goldenes Phyrae!«
    »Und ob es golden ist, du Esel! Du bist so alt, daß du sicher nicht mehr weißt, wie ein Weib aussieht«, spottete ein junger Mann mit einer wilden Haarmähne und wilden Augen.
    Das Schiff lag vor Anker. Die Treter waren in den Laderäumen angekettet. Waley fehlte das Knarren der Bohlen und das Klappern der Bretter. Er hatte sich so an die Geräusche gewöhnt, daß er jetzt nicht einschlafen konnte, ohne sie zu hören.
    Erst jetzt sah er seine Mitsklaven richtig an. Bis dahin hatte er sich nur um das Treten und seine Rachepläne gekümmert. Die meisten Männer waren durch die Grünen hierhergebracht worden. Einige waren wie Waley einem Trick zum Opfer gefallen, und einige hatten gegen das Gesetz verstoßen. Irgendwie mußten die Schiffsherren die Lücken füllen, die während langen Reisen immer wieder entstanden.
    »Wie lange bleiben wir hier?« fragte Waley einen Mann, dessen Brust und Bauch mit einem schwarzen Haarpelz übersät waren.
    »Ein paar Tage. Drei vielleicht. Warum? Ist doch egal.«
    »Ich würde am liebsten Pe’Ichen …« begann der Alte, doch die Peitsche des Aufsehers knallte.
    »Den Namen möchte ich nie wieder hören!« donnerte der Aufseher. Er versuchte die grimmige Miene von Mister Whippy nachzuahmen.
    Der Schwarzhaarige sah mit haßerfülltem Gesicht vor sich hin. »Wenn ich nur die Gabe hätte! Aber ich gehöre nicht zu den Auserwählten von Brianon.«
    Waley wußte, was der Mann meinte, und ein häßlicher Gedanke durchzuckte ihn. Er sagte: »Was würdest du tun, wenn – er dieses Stroh in Äxte und Schwerter, Speere und Armbrüste verwandelte?«
    »Tun?« Das Gesicht des Mannes verzerrte sich. »Oh, ich würde …«
    Aber Waley konnte es nicht tun. Er brachte es nicht über sich. Diese angeketteten armen Gerippe würden im Kampf untergehen. Er konnte sie nicht dazu verurteilen, wenn auch viele lieber im Kampf gestorben wären als für den Rest ihres Lebens in den Tretkäfigen zu stecken. Jack Waley erlebte zum erstenmal das Gefühl, daß er eine seiner Handlungen danach abstimmte, was sie für die anderen für Folgen haben würde.
    »… das Kreuz brechen«, murmelte der Haarige vor sich hin.
    Waley wartete auf das Hereinbrechen der Nacht. Er schlief unruhig, und zwischendurch überlegte er, daß eigentlich viel von dem Leben an der Galeere an seinen abgestumpften Sinnen vorbeigegangen war. Er erinnerte sich vage an einen blonden Jungen, der bei einem Dingdong plötzlich verschwunden gewesen war. Er hatte das Platschen im Wasser gehört. Er dachte daran, wie fest er in jener Nacht geschlafen hatte, als die drei Brüder, die Mister Whippy angegriffen hatten, über Bord geworfen wurden.
    Sein eigener Rücken bot ein Zickzackmuster von Peitschennarben. Mister Whippy verstand sein Geschäft.
    Seine Nase diente nur noch zum Atmen. Er hatte es sich abgewöhnt, bewußt Gerüche aufzunehmen.
    Die Galeere verdiente es, in die Luft gesprengt zu werden. Jack Waley verdiente die Freiheit. Was mit Mister Whippy und seinen Helfern geschah, konnte man außer acht lassen. Aber – diese Männer? Seine Mitsklaven? Was geschah mit ihnen …?
    Er sprach leise und unterdrückt, weihte den Haarigen ein, den pferdegesichtigen Alten, den zornigen jungen Mann in der Ecke, der während des Gesprächs allerlei Ungeziefer knackte.
    Diese drei mußten genügen. Sie waren es vor allem, die an Waleys Gewissen appelliert hatten. Bril, der Behaarte, Clark, der Alte, und Stram, der wilde Jüngling – sie alle rissen die Augen auf, als Waley aus Stroh drei glänzende Feilen schuf.
    »Was …? Aber – wie …?«
    Er nahm selbst die vierte Feile und sagte leise: »Macht euch an die Arbeit und fragt nicht lange. Wir haben Freunde.«
    Einen schmerzlichen Augenblick lang dachte er, daß er die Falschen ausgewählt hatte. Aber dann machten sich die drei schweigend an die Arbeit, ohne vor Rachelust loszuheulen.
    Kaliumnitrat – Schwefel – Holzkohle …
    Staub, Fingernägel-Schnipsel, Strohreste verschwanden und wurden durch etwas Besseres ersetzt.
    Waley rief sich die Tage auf Lazenby III genau ins Gedächtnis zurück. Er mischte die Stoffe in bestimmten Proportionen in seiner Schale. Das schwarze Pulver wurde mit äußerster Sorgfalt behandelt, da sie nicht

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