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Sterbendes Land Utopia

Sterbendes Land Utopia

Titel: Sterbendes Land Utopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
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eiserne Muskeln entwickeln, Sehnen aus Stahl und ein Herz aus Obsidian. Er würde mit den anderen den großen Ausbruch planen. Er würde den Aufstand anführen und die aufgedunsenen Herren töten. Und das schönste Mädchen, das sich unter den reichen Herrschaften befand … Nun ja, das konnte noch warten.
    Hartnäckiger Jack Waley, der auch inmitten von Trübsal Trost zu finden verstand …
    Während des ersten Tages hatte sie der Wind schnell vorangetrieben, und Waley hatte das Stöhnen der anderen Neulinge gehört, die nicht wie er die Tiefe des Raumes erlebt hatten. Dann flaute der Wind ab.
    Mit einem fast pathetischen Eifer wollte Waley an die Ruder. Er wollte, daß die Periode der Qual begann, wollte seine Muskeln härten und seinen Rücken kräftigen. Er wollte den großen Tag der Rebellion beschleunigen.
    »Weshalb nimmst du nicht die Fesseln von meinen Händen?« fragte er und schüttelte die Eisenstange, die seine Hände fest verband. »So kann ich nicht rudern.«
    »Rudern, rudern! Sieh zu, daß du in den Käfig kommst, du elender, kleiner Treter.«
    Waley sah sich mit dumpfer Verwunderung auf der Galeere Moonflower um. Sie war kompakt und gut ausstaffiert, dachte ein erschütterter Jack Waley, als er in den Käfig kletterte. Seine Gefährten, bärtig und nackt wie er, fluchten leise vor sich hin und bestiegen diesen Ort gemeinsamer Qual.
    Waley mußte an Mäuse und Wellensittiche denken.
    Nebeneinander standen sechs zylindrische Käfige, aus Holzbalken solide zusammengezimmert. Sie trennten das Schiff ab und bildeten eine eigene Backbord- und Steuerbordlinie. An jeder Außenbordseite befand sich ein riesiges Zahnrad, das in eine Kette griff. Diese wiederum drehte große Schaufelräder. Die Arbeiter kletterten in den Käfig und nahmen ihre Plätze an Tretbrettern ein. Da, wo das Deck mit den Käfigen zusammenstieß, befand sich ein kleiner Vorsprung, auf dem die Aufseher standen. Die Männer mußten schnell von einem Brett auf das nächsthöhere und wieder auf das nächsthöhere steigen. Die Bretter kreisten um sie, und je schneller sie traten, desto schneller kreisten sie. Es war endlos und schwindelerregend.
    »Eine Tretmühle!« schrie Jack Waley. Er sträubte sich heftig. Über seinen Schultern lag etwas Kaltes wie der Faden eines Spinnennetzes. Im nächsten Augenblick brannte der Faden, als würden hunderttausend Volt hindurchgeschickt. Als Waley wieder Luft bekam, begann er zu schreien.
    Eine Hand hob ihn mühelos hoch. Er starrte in das Gesicht des Unmenschen, der ihn bei seiner Ankunft mit der Peitsche empfangen hatte.
    »Du trittst und trittst, bis du umfällst, verstanden?« Das große, schwarze Gesicht verschwamm vor seinen Augen und nahm etwas Gorillahaftes an. »Zurück auf die Bretter, Ratte! Stampf, stampf, auf und ab! Und wenn du deine Beine nicht bewegst, helfe ich mit der Peitsche nach.«
    Und so stampfte Waley, auf und ab, auf und ab.
    Wo waren seine Träume von der muskelbepackten Brust? Wo blieben die starken Schultern und Arme? Wo war die Kraft, mit der er einen steckengebliebenen Wagen allein aus dem Sumpf schieben konnte? Wo, o Träume von gestern, war jetzt die große Rebellion?
    Laufen – nur das Laufen konnte er in diesem Mausekäfig lernen. Starke Beinmuskeln, um davonzulaufen.
    Seine Schenkel brannten wie Feuer. Seine Knöchel knackten. Die Füße schwollen an. Blasen bildeten sich und brachen auf. Aber er machte weiter – auf, ab, auf, ab …
    Die Schaufelräder drehten sich und tauchten in das Meer. Weißer Schaum sprühte auf. Die Galeere pflügte sich stampfend durch die Wellen. Und in ihren Tretmühlen standen die Arbeiter und stampften auf und ab …
    Während all der sieben qualvollen Tage hatte Jack Waley nur den einen Gedanken, seine Beine schnell und hoch genug zu heben, um nicht mit dem Knie schmerzhaft gegen das nächste Brett zu stoßen. Selbst in den Ruhepausen mußte er ständig an den Alptraum der Tretmühlen denken.
    Die Bestie mit der Peitsche, ein schwarzer, behaarter Koloß, bestimmte ihre Arbeitszeit. Im Griff seiner Peitsche befand sich ein kleines Gerät, das mit einem fröhlichen, hellen »Ding-dong« zur Arbeit rief.
    »Ding-dong« klingelte es, und die Arbeiter sprangen aus ihrem qualvollen Halbschlaf auf, stolperten in die Käfige und bestiegen die ewig kreisende Tretmühle, während die Peitschenschnur hinter ihnen züngelte. Whippy, so nannten sie die Bestie mit der Peitsche, machte ein paar kurze Handbewegungen, und ein Säumiger schrie auf und

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