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Sterbendes Land Utopia

Sterbendes Land Utopia

Titel: Sterbendes Land Utopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
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genau wissen konnten, zu welchem Zeitpunkt es zerfiel. Ihr Schicksal hing davon ab, daß sie keinen Fehler machten. Auf Waleys Stirn stand der Schweiß.
    Bril setzte sich mit seinem breiten Rücken vor Waley, damit er konzentriert arbeiten konnte.
    Clark sagte mit verzerrtem Gesicht: »Ich habe die Feilen weitergegeben.«
    »Was?« Strams Blick war merkwürdig. »Wartet nur, bis ich Mister Whippy in die Finger bekomme …«
    »Er wird nie wieder sein Dingdong benutzen«, kicherte Clark.
    Nacht. Durch die Luken kam nur der schwache Widerschein der Laternen, die sich am Ende der Strickleiter befanden. Man sah die Umrisse der Aufseher, die langen Peitschenzungen …
    Alles lag bereit. Alles war fertig. Aus Stroh geschaffen und im Stroh verborgen lagen Kampfäxte, Speere und Schwerter – Waffen, die zur Rache aufforderten. Waley hielt die Zündschnur in der Hand und bemühte sich, sein Zittern zu unterdrücken. Die anderen konnten nicht verstehen, weshalb sie die Ecke verlassen mußten. Sie glaubten an einen Teufel, der entfesselt würde …
    Waley riß das Zündholz an. Gelbe Flammen knisterten.
    Er berührte die Zündschnur, und Funken liefen auf winzigen Füßchen weiter. Ein kleiner Funke – aber er war die Flamme der Freiheit.
    »Was geht hier unten vor?« Ein Aufseher hob die Laterne, begann mißtrauisch nach unten zu klettern und hielt die Peitsche griffbereit. Seine schweren Stiefel krachten auf die Planken.
    Jemand streckte die Hand aus und hielt sein Bein fest. Ein anderer zielte ohne Hast mit dem Speer. Ein anderer fing die Laterne auf, die zu Boden fallen wollte.
    Knister, knister, brannte die Lunte ab. Sie warf scheußlich flackernde Schatten.
    Ein zweiter Aufseher stieß einen lauten Ruf aus. Stiefel trampelten über das Deck. Fesseln wurden abgestreift und klirrten zu Boden. Die kühle, frische Nachtluft drang herunter. Lichtstrahlen tanzten über angespannte, blasse Gesichter, über wirre Barte und funkelnde Waffen …
    »Alarm! Soldaten heraus! Meuterei! Meuterei …«
    »Es ist keine Meuterei«, knurrte Waley, der mit Bril, Clark und Stram zurückgewichen war. »Es ist der Tag der Abrechnung.«
    »Worauf warten wir noch?« rief Bril. »Die Soldaten können jede Sekunde mit ihren Schußwaffen da sein.«
    Es roch nach Schweiß und Angst …
    »Wir warten auf …«, begann Waley.
    Doch es war unnötig, den Satz zu Ende zu führen.
    Die Bombe explodierte. Der Bug des Schiffes und eine Flanke wurde in Stücke gerissen. Rauch und Flammen legten sich erstickend um die Galeere. Kaltes, grünes Meerwasser drang ins Schiffsinnere.
    »Nach oben!«
    Die Kampfaxt in der Rechten, stürmte Bril die Treppen nach oben. Die anderen Sklaven folgten ihm mit funkelnden Waffen. Speere flogen. Schwerter klirrten.
    Der Tag der Abrechnung war gekommen.
    Später versuchte Waley diese Stunden aus seinem Gedächtnis zu löschen. Menschen, die wie Tiere behandelt werden, reagieren wie Tiere.
    Waley sah den Ring der Männer um Mister Whippy. Es gab keine Gnade für ihn.
    »Du hast es dir selbst zuzuschreiben«, murmelte Waley vor sich hin.
    Und dann spürte er das kalte, grüne Wasser um sich. Die Moonflower sank. Sein Körper hatte sich nach dem Naß gesehnt. Es wusch den Schmutz und Schweiß von ihm ab. Aber es konnte nicht die Bilder löschen, die sich ihm eingeprägt hatten.

 
10
     
    »Du hast sie also hereingelegt«, sagte Krotch behaglich, schob den leeren Krug zurück und rülpste. »Du hast Glück gehabt, mein kleiner Treter.«
    »Bitte.« Waley zuckte zusammen. »Nenne mich nie wieder so. Es ist eine schreckliche Erinnerung.«
    »Ich dachte, ich hätte dir die Sitten des Landes beigebracht – aber nein, eine kleine Schlampe schlägt mir bei der erstbesten Gelegenheit ein Schnippchen. Puh!« Er wischte sich mit der Hand über den Bart und Schnurrbart. Dann hob er den frisch gefüllten Krug und sah mit einem breiten Grinsen der gut gebauten Serviererin nach. »Immerhin – du lernst. Hardra mußte eine Schimpfkanonade von Dolly über sich ergehen lassen, das kann ich dir sagen.«
    »Tut mir leid, daß ich ihn niedergeschlagen habe«, murmelte Waley. »Aber verstehst du …«
    »Ich weiß, mein Junge, ich weiß. Hardra erzählte uns, wie schlau es die Schlampe anstellte. Aber als wir am Dock ankamen, hatte das Schiff schon losgemacht.« Er kicherte und nahm einen tiefen Schluck. »Doch du hast mir eine gute Ausrede verschafft, Dolly allein zu lassen – ohne ihr die schuldigen Grünen zu zahlen.«
    Sie saßen in einem

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