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Sterbendes Land Utopia

Sterbendes Land Utopia

Titel: Sterbendes Land Utopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
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Krotchs breiten Brustkasten, geschlitzte grüne Puffärmel, grüne Hosen, gelbe Gamaschen und knallrote Schuhe, dazu ein rotes Barett, gaben ihm ein draufgängerisches Aussehen. Er war bis an die Zähne bewaffnet. Dennoch hatte er den schäbigen Pelzüberwurf nicht aufgegeben. Er trug ihn lässig über dem Küraß, mit einer Goldkette geschnürt. Mit dem frisch gestutzten Bart sah er um etliche Jahre jünger aus.
    »Pe’Ichen muß dir eine Grenzer-Uniform verschaffen, sobald du eingeschworen bist«, erklärte Krotch.
    An seinem Sattelhorn schwappte ein Weinschlauch. Waley war überzeugt davon, daß er nach der Hälfte des Weges leer sein würde.
    Nach kurzer Zeit begann Krotch zu singen. »Oh, wir Männer von der Grenze sind tapfer und kühn, und solange junge Mädchen wie Rosen blühn … «
    Er nahm einen tiefen Schluck und sagte: »Lassen wir den Unsinn. Blödes Lied. Macht unsere Männer nur sentimental.«
    Er begann von neuem, diesmal mit einem größeren Refrain.
    Wir kennen das Land in Süd und Nord,
    Wir jagen die Predakker immerfort.
    Wir schießen und reiten,
    Wir kämpfen und streiten
    Für unsre Prinzessin zart,
    Für unsre Prinzessin zart.
    Wir schießen und reiten,
    Wir kämpfen und streiten
    Für ein blaues Augenpaar.
    Er holte mit einer Hand die Armbrust aus der Sattelschlinge und zog mit der anderen einen Pfeil aus dem Köcher.
    »Was bedeutet das Lied?« fragte Waley.
    »Bedeuten, mein Junge? Was es bedeuten soll? Woher weiß ich das! Sieh mal da drüben hin. Ich möchte wissen, ob du dir dein Abendessen selbst schießen kannst.«
    Waley folgte seiner Handbewegung. Am blauen Himmel kreiste ein kleiner dunkler Punkt, der schnell größer wurde und sich in ein großes Tier mit ledrigen Schwingen verwandelte.
    »Du bekommst einen Schuß, Jack. Danach mußt du alles benützen, was du dir von Pe’Ichen ausgebeten hast.«
    Waley hob seine Armbrust und spannte die Sehne. Seine Hände zitterten. Dann ließ er sich zu Krotchs ungläubigem Staunen langsam vom Pferd gleiten und lief zum Straßenrand. Ein Blatt, groß und breit. Ein Stock, lang und gerade. Ein schnelles: »Einen Schild, Pe’Ichen, aber beeil dich!«
    Er sah den Predakker jetzt deutlicher. Die Schwingen schlugen rhythmisch, der Schnabel mit den scharfen Zähnen senkte sich, die roten Klauen waren gezückt.
    Mühsam bestieg Waley wieder sein Pferd. Krotch atmete auf und sagte: »Also, einen Moment lang dachte ich, daß du …«
    Der Predakker stieß zu.
    »He«, rief Krotch entrüstet. »Er greift ja uns gar nicht an. Verdammter Feigling. Los, Jack, reite!«
    Der Predakker ließ sich in die Deckung der Bäume vor ihnen fallen. Die Pferde galoppierten schneller, und ihre Hufe klapperten hart über das Heideland. Krotch beugte sich über den Nacken seines Tieres.
    »Los, meine Gute! Beweg deine müden Knochen! Los, beeil dich!«
    Waley folgte. Er wurde auf seinem Gaul wild durcheinandergeschüttelt. Er rang nach Luft. Sein Hinterteil schmerzte. Seine Schenkel waren wundgerieben. Aber er ritt hinter Krotch her.
    Hinter einem niedrigen Buschdickicht kauerten zwei Männer und zwei Frauen in einer flachen Mulde. Ihre Tiere umgaben sie wie ein Wall, und sie hatten sich zusätzlich mit Zweigen und Blättern geschützt. Ein weiterer Mann lag verkrümmt am Weg.
    Eine der Frauen, eine dickliche Matrone mit mütterlichem Gesichtsausdruck, weinte. Die beiden Männer trugen Armbrüste und versuchten aus der Deckung zu schießen. Sie waren nicht sehr geschickt. Die andere Frau befand sich weiter im Hintergrund. Waley sah nur einen kostbaren Umhang und rotgoldenes Haar.
    »Wir haben es eng hier«, sagte der ältere Mann. Er atmete rasselnd. »Aber ihr seid willkommen …«
    »Ein Krotch versteckt sich nicht vor einem Predakker«, sagte Krotch so stolz, daß Waley erstaunt aufsah.
    »Ihr versteht nicht …«, stotterte der jüngere Mann, ein schwächliches Geschöpf, dessen Hände kaum die Armbrust halten konnten.
    Krotch zog die Augenbrauen hoch. Der Predakker schwebte über ihnen. »Er wartet auf das Weibchen«, stellte Krotch ruhig fest. »Es wäre besser, ihn gleich zu töten, bevor er Hilfe bekommt.«
    »Aber er ist doch außer Reichweite«, protestierte Waley.
    Krotch stieg ab. Er ging ein paar Schritte über einen staubigen Weg, bis er eine geziegelte Straße erreichte. Er begann zu humpeln und legte sich dann quer über den Weg auf den Rücken. Der Bogen lag auf seinem breiten Brustkasten.
    »Vergiß nicht, Jack – du mußt ihn mit dem ersten Bolzen

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