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Sterbendes Land Utopia

Sterbendes Land Utopia

Titel: Sterbendes Land Utopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
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Träumereien. »Das wäre etwas für mich.«
    Der Boden begann zu zittern, und die Gläser klirrten. Die Serviererin sah mit einem verrutschten Häubchen herein. »Die Krönungsstraße ist zusammengefallen. Kein Grund zur Besorgnis.«
    »Sollen wir …?« begann Waley.
    »Mach dir keinen Kummer, Junge. Die Leute haben sich Häuser ausgewählt, die sich von selbst repariert haben, kurz bevor …«
    »Sich selbst repariert?«
    »Ja. Aber das hat alles aufgehört – vor neunzehn Jahren.« Er sah Waley scharf an.
    Waley hob den Becher, um seine Unsicherheit zu verbergen.
    »Wir hatten Hütten«, sagte er und wischte sich über die Lippen. Weiter sprach er nicht, denn jetzt fiel ihm ein, daß Drubal und die anderen nie an ihren Wohnungen gearbeitet hatten. Vielleicht hatten sich ihre Hütten früher auch selbst repariert …
    Wenn er überlegte, so mußte er feststellen, daß er keine jungen Mädchen und Burschen unter neunzehn Jahren gesehen hatte. Und nun noch die Geschichte mit den Häusern, die sich selbst reparierten. Irgend etwas mußte vor neunzehn Jahren geschehen sein, das das Leben auf dem Planeten von Grund auf geändert hatte.
    »Du willst also in die Gilde?«
    »Bitte.«
    »Gut. Einer, der eine Galeere versenken und eine Tretmühle einschlagen kann, ist gerade recht für die Gilde.« Er lachte dröhnend und verschüttete etwas Wein. »Darauf essen und trinken wir jetzt.«
    Die Serviererin kam zurück und stellte eine Laterne auf. Das Licht ließ ihre helle, weiche Haut golden aufschimmern. Ihre Augen waren niedergeschlagen. Krotch sah sie prüfend an. Dann sagte er:
    »Genug, Jack. Morgen sprechen wir weiter. Aber jetzt wartet dein Zimmer auf dich. Gute Nacht.«
    Waley ging.
    Er schlief in einem engen Raum, und das Meer rauschte unter seinen Fenstern. Er hörte nicht, ob sich die Tür nebenan öffnete oder nicht.
    Seine Träume waren zuerst wirr. Doch dann sah er die Bucentaur vor sich, in grelles Rot gehüllt. Maisie d’Angelo und Diana Darkster lächelten ihm zu, und dann verwandelten sie sich in zwei Mister Whippies und wurden immer größer. Er sah eine riesenhafte Peitschenschnur, an deren Ende ein Schraubenschlüssel drohte. Und dann konnte er sich selbst sehen. Er wußte, daß es nur ein Traum war, aber er konnte sich nicht aus den Wahnvorstellungen losreißen. Der Schraubenschlüssel umsummte ihn wie eine Hornisse. Und dann sprang der Erste Ingenieur herbei, packte den Schraubenschlüssel und schmetterte ihn Waley ins Gesicht. In diesem Augenblick schien er sich plötzlich auf der Moonflower zu befinden.
    Als Waley aufwachte, stand er splitternackt in einer Ecke zwischen Bett und Schrank, hatte sich in das Bettzeug verwickelt und klapperte mit den Zähnen.
    Blöder Ingenieur – und blöde Maisie d’Angelo. Selbst jetzt, wo sie als Atome im Raum schwebten, konnten sie einem ehrlichen Mann den Schlaf rauben. Mehr erschüttert, als er zugeben wollte, stolperte er zurück ins Bett und vergrub sein Gesicht in das mit Korkbröckeln ausgestopfte Kissen. Er schlief – zwar nicht gerade den Schlaf der Gerechten, aber den Schlaf der noch nicht Erwischten.
    Ein Jack Waley, der an Schlaflosigkeit litt? Das gab es nicht!
    Früh am nächsten Morgen – nach einem anständigen Essen und einem Becher goldenen Weins – machte sich Waley mit Krotch auf den Weg. Sie ritten die Kerim-Ausgabe eines Pferdes. Es war muskulös und rundlich, langbeinig und eigensinnig. Sie verließen den Hafen im Zuckeltrab, und Waley drehte sich noch einmal in seinem mit Decken gepolsterten Holzsattel um und nahm das Bild der Stadt in sich auf. Die in der Sonne blinkenden Kristallgebäude, die geraden Straßen und sauberen Plätze hätten vor Leben wimmeln müssen. Statt dessen schlenderten ein paar Einzelgänger durch die Straßen, und ein paar von Pferden gezogene Karren schaukelten vorbei. Waley hätte gern mehr von der Kultur des Landes gewußt, die ihn immer wieder mit neuen Gegensätzen konfrontierte.
    Noch während er sich umsah, stürzte ein Mietshaus zusammen. Risse und Sprünge weiteten sich plötzlich nach allen Richtungen aus, und im nächsten Augenblick rutschte das Gebäude in sich zusammen wie ein Kartenhaus.
    Das Donnern der einstürzenden Mauern begleitete ihren Auszug.
    »Die Häuser fallen uns noch über dem Kopf zusammen«, murmelte Krotch unterdrückt.
    Er hatte sich heute morgen in einer Uniform vorgestellt, die Waley durch ihre Zweckmäßigkeit und ihren Prunk ins Auge stach. Ein brauner Harnisch spannte sich um

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