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Sterbendes Land Utopia

Sterbendes Land Utopia

Titel: Sterbendes Land Utopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
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Mimi und die grünen Wälder. Die Männer trugen Zeugungssymbole. Die Mädchen hatten die Hände gefaltet und die Köpfe gesenkt und hielten sich dicht an den jeweils auserwählten jungen Mann. Ihre innere Hoffnungslosigkeit ließ sich nicht verbergen.
    »Es wird keinen Sinn haben«, sagte Krotch hart. »Es hat noch nie etwas genützt.«
    »Hochzeit?« fragte Waley. »Ich dachte immer, das wäre eine Strafe für die, die nicht mehr loskamen.«
    »Das würde ich nicht sagen, Junge. Ich war glücklich verheiratet …« Krotchs lauter Baß war plötzlich rauh und leise geworden. »Eine hübsche Frau, ein schöner Sohn – aber sie starben … Ich bin viel in der Welt herumgekommen, aber ich habe keinen Ersatz gefunden. Werde wohl auch keinen mehr finden.« Er warf den Kopf zurück, und sie gingen an der Prozession vorbei. »Und jetzt saufe ich eben und bin nur unserer Prinzessin treu …«
    Waley sah ihn nicht an. Er inspizierte die zerfallene Fassade eines Gebäudes.
    »Ein Leben ist das«, sagte Krotch. »Ein Leben.«
    Waley ließ geraume Zeit vergehen, bevor er antwortete. »Die Paare – wollen wohl heiraten?«
    »Wir hoffen immer noch, Jack, immer noch.«
    »Auf Kinder?«
    »Schon das Wort zerreißt einem das Herz. Wir dachten, wir hätten gesündigt. Wir suchten nach einem Ausweg. Wir haben alles versucht. Aber nichts, überhaupt nichts kann unser Geschick ändern.«
    Eine Welt voll von Menschen, die immer älter wurden. Kein neues Leben blühte. So jung und sorglos Jack Waley war, der Gedanke erschreckte ihn.
    Die Allee vor ihnen wurde von einem niedrigen Palast in der Form eines Schlachtschiffes abgeschlossen. Zu beiden Seiten der Straße zogen sich Nebengebäude hin. Fensterscheiben glitzerten, Säulen und Portale ragten in die Höhe, Banner flatterten von mehr als hundert Masten. Der große Rasenplatz wurde von Kieswegen durchschnitten.
    Waley sah einen kleinen, runden orangefarbenen Roboter, der den Rasen versorgte. Er unterdrückte einen Ausruf der Verwunderung. Die Leute von Kerim kannten Roboter! Der Gedanke erstaunte und faszinierte ihn. Es fügte sich gut in das Bild der Kristall- und Stahl-Wolkenkratzer.
    »Der Palast gehört Pordenfors«, sagte Krotch strahlend. Er hatte im Augenblick vergessen, welches Leid auf seinem Land lastete. »Hier wohnt Prinzessin Kerith, wenn sie sich in der Stadt aufhält.«
    »Ah«, sagte Waley. »Die Prinzessin.«
    Krotch klopfte ihm auf die Schulter. »Ich weiß, was du denkst, mein Sohn. Du bist nicht der einzige. Aber schlage dir diesen Unsinn aus dem Kopf.«
    »Hm, ich glaube auch …«
    »Glaube lieber nichts. Ich selbst …« Er holte tief Atem. »Sie ist mit Larne von Rot-Jafare verlobt.«
    »Dieser Schlappschwanz!« rief Waley entrüstet. »Der paßt doch nicht zu ihr.«
    »Ich weiß. Aber das würde ich an deiner Stelle nicht zu laut herausposaunen, mein Junge. Es könnte dir schaden.«
    Wieder spürte Waley, daß er zu wenig wußte. Immer wieder betrat er verbotenes Gelände.
    Und so sagte er nur: »Ich nehme an, sie ist froh, daß sie von ihm keine Kinder bekommen kann.«
    »Sie werden es versuchen«, meinte Krotch. »O ja, sie werden es versuchen. Wie alle anderen. Und es wird ihnen nicht gelingen. Wie den anderen.«
    »Hast du denn überhaupt keinen Glauben mehr, Krotch?«
    »Nein. In unserem Land gibt es nichts Gutes mehr. Man spürt es. Opfer, Gebete, gutes Beispiel – das hat keinen Sinn. Das ganze Land ist von der Wurzel her verfault.«
    Krotch war an diesem Tag offensichtlich in einer düsteren Stimmung.
    Waley sah die grauen Mauern und gelben Säulen an, die schwungvolle Architektur, die Flaggen und Robotergärtner, die Sonne, die alles in einen goldenen Schleier hüllte, und die präzis ausgerichteten Soldaten in ihren gelb-bronzefarbenen Uniformen, die Prinzessin Kerith bewachten. Er war ein Mann, der etwas von Automation verstand, von Kybernetik, von Transistoren, von Atomenergie, von Kunststoffen und Reisen zu den Sternen. Und doch freute er sich. Er hatte ein Schwert an der Seite, die Sonne schien, Krotch war sein Freund, und er durfte die Prinzessin beschützen. Er wurde wohl senil.
    Senil oder nicht, er hatte einen gehörigen Durst bekommen, und sie setzten sich in eine saubere kleine Wirtschaft im Erdgeschoß eines fünfzigstöckigen Wolkenkratzers. Er war dem Palast sehr nahe, und sie hatten eine gute Aussicht auf die Bäume und Rasenflächen.
    »In der Nähe des Pordenfors-Palastes haben sie die Gebäude niedrig gehalten«, sagte Krotch und

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