Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sterbendes Land Utopia

Sterbendes Land Utopia

Titel: Sterbendes Land Utopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
Vom Netzwerk:
von dem Zeug geglaubt, das mir mein Freund erzählte – er gibt ein bißchen an –, aber die anderen haben es bestätigt. Die Kerle sind die schmutzigsten Gauner diesseits des Laurenchan-Tores.«
    »Die schmutzigsten Gauner«, wiederholte Waley freudestrahlend. »Das geschieht Maisie recht.«
    »Wer ist denn das?«
    »Eine Freundin.« Waley lachte schallend, und wenn Krotch ihn nicht so eisern umklammert hätte, wäre er auf dem Pflaster gelandet. »Wie das bei Freunden so ist – sie ging. Allerdings machte sie den Fehler und kam zurück.« Dann erst merkte er nebelhaft, was er da sagte. Himmel! Er sollte außer sich vor Freude sein, daß sich einige der alten Bucentaur hatten retten können. Er sollte in Demut Gott danken, daß ein paar dieser unglückseligen Schiffsladung hier auf dem Planeten gelandet waren und eine Zuflucht bei Prinzessin Kerith von Brianon gefunden hatten … Er sollte, er sollte …
    Kapitän Rattray, Diana Darkster, das Personal vom Kontrollraum, die dicke Witwe von der Venus, Maisie d’Angelo und – und der Erste Ingenieur waren gerettet worden.
    Wenn nur der Erste Ingenieur mit seinem mörderischen Schraubenschlüssel nicht gewesen wäre …
    Armer Jack Waley!
    »Hallo, Erster!« würde er mit einem freundlichen Grinsen sagen. »Wie nett, daß Sie nicht im Raum umgekommen sind. Freut mich wirklich, Sie hier zu treffen.«
    Er würde antworten.
    »Hallo, Jack Waley!« Und: »Nett, daß Sie hier sind.« Und: »Kommen Sie mal her zu mir!«
    Und Dunkelheit.
    Armer, verlassener, verratener Jack Waley!
    Dann strahlte Krotch, und sein dunkler Baß drang herzhaft und real durch den Schlafsaal der Gilde. »Warte nur, bis du deinen ersten Predakker schaffst. Dann ist alles vergessen, mein Kleiner!«
    Natürlich.
    Dummer Jack Waley!
    Der gute alte Krotch, so behaart, daß man nicht wußte, wo die Haut aufhörte und der Pelz anfing, mit seinen hellen Angebernarben, mit seinen nüchternen Lebensbetrachtungen. Der gute alte Krotch, der sich als Predakker-Lockvogel auf die Straße legte und dann so sanft und besorgt sein konnte – wenn er einem dabei auch Weinwolken ins Gesicht atmete. Drubal und Krotch. Der eine war ruhig und hilfreich gewesen, eine Art Vater und Lehrer. Der andere wild und lärmend, ein Kumpan beim Trinken und Kämpfen. An Mimi wollte er nicht denken, denn das Los dieses Planeten machte ein Zusammenkommen wohl unmöglich.
    Weshalb sollte er sich wegen des Ingenieurs und seines Schraubenschlüssels Sorgen machen? Eines schien sicher. Sie würden Kerim nicht verlassen.
    Jetzt wußte Waley genug von Kerim. Er wußte, weshalb sich das Volk die Heimatlosen nannte. Die Antwort war so eindeutig und dabei so hoffnungslos, daß er sich bescheiden sagte, er müsse in der Zwischenzeit erwachsen geworden sein.
    Oh, unabhängiger Jack Waley!
    Plötzlich erkannte er, was ihm Kerim, was ihm Drubal und Krotch gegeben hatten. Was hatte ihm die terranische Kultur gegeben? Auf welcher Wertskala konnte er aufbauen? All die Wunder der Automation, der Kernphysik, der Kunststoffe-Revolution, alle diese Wunder hatten ihm ein paar Kleider gegeben, einen fast gefüllten Bauch, Literatur, Tri-Di-Sendungen, Medikamente gegen die verschiedensten Krankheiten und das Gefühl, ein Teil der intergalaktischen Kultur zu sein und ein Leben voll Zukunft zu führen.
    Kerim hatte ihm Sklaverei gebracht, Predakker, Flüsternde Zauberer und die Unfähigkeit, Kinder zu zeugen.
    Kerim hatte ihm Drubal und Krotch gebracht und – wenn er ehrlich war – Mimi.
    Nein, es gab keinen vergleichbaren Wertmaßstab. Aber in diesem Augenblick spürte Jack Waley genau, wohin er gehörte.
    Er hatte Glück gehabt. Glücklicher Jack Waley! Nicht jeder bekam die Chance, noch einmal von vorne anfangen zu dürfen. Die meisten können nur so gut wie möglich weiterwursteln, sich hier und da an den steinigen Wegen des Lebens festklammern, mit aufgeschundenen Knien und blutenden Händen. Sie mußten weitermachen, denn das Zurückrutschen war schlimmer als der Tod am Ende des Weges.
    Er hatte Glück gehabt, daß er auf einen neuen Weg gestolpert war…
    Und dann dachte er an den Fluch von Kerim, und er sah seinen Fehler und seinen Egoismus, denn hier gab es keinen echten Anfang. Der Anfang eines einzelnen ist nur ein Teil der Vorwärtsbewegung eines ganzen Volkes. Und die Leute von Kerim bewegten sich nicht vorwärts. Sie sanken tiefer, und in Kürze würde keiner von ihnen übrig sein. Und was war dann mit einem neuen Anfang, Jack Waley?
    Zwei

Weitere Kostenlose Bücher