Sterbensschön: Thriller -
zu sehen. »Und dann war er einfach da«, sagte Susan. »Er hatte eine Machete. Und er war voller Ziegenblut. Wir konnten nicht an ihm vorbei, deshalb sind wir nach oben gelaufen und haben uns im Badezimmer eingeschlossen.« Susan wischte sich die Nase mit dem freien Handrücken ab und murmelte: »Wir müssen unbedingt einen richtigen Abflussreiniger besorgen.«
Archie drückte ihre Hand. »Was fällt Ihnen noch ein?«, fragte er.
Susan betrachtete ihre und Archies verschränkten Finger, dann sah sie Henry an. »Warum seid ihr so schmutzig?«, fragte sie.
»Gartenarbeit«, sagte Henry.
»Konzentrieren Sie sich auf Ihre Erinnerung«, forderte Archie.
Susan nickte und blickte auf etwas, was er nicht sah. »Er lachte und warf mit Bibelzitaten um sich«, sagte sie. »Wir ernten, was wir gesät haben, und solches Zeug. Pearl und ich haben uns aus Spiegelscherben und Handtüchern Waffen gemacht, und er war kurz davor, die Tür aufzubrechen, deshalb haben wir sie heimlich aufgesperrt, und als er sich dagegenwarf, ist er ins Bad gestolpert, und wir haben ihm Teebaumöl in die Augen gespritzt, und ich habe ihm mit einer Glasscherbe ins Bein gestochen. Er ließ die Machete fallen, und Pearl hat sie aufgehoben. Aber da hatte er mir bereits die Spritze ins Bein gerammt.« Sie berührte ihren Oberschenkel. »Genau hier. Was war es?«
»Ein Beruhigungsmittel«, sagte Archie mit einem Seitenblick zu Cloop.
»Es hat sofort gewirkt«, sagte Susan. »Ich konnte Pearl nicht mehr helfen. Aber sie hatte die Machete. Ich habe zu ihr gesagt, sie soll sie benutzen.«
Archie sah Claire fragend an.
»Wir haben keine Machete gefunden«, sagte Claire. »Und ich glaube nicht, dass Pearl sie benutzt hat. Dafür ist nicht genug Blut da.«
Bliss stürmte in den Raum und erstarrte. Ihr Mund war ein rot geschminkter Kreis. »Ich hätte nicht weggehen dürfen«, jammerte sie.
»Mir geht es gut, Mom«, sagte Susan. Bliss stieß Cloop zur Seite, stürzte ans Bett und nahm sie in die Arme. Susans Hand glitt aus Archies Griff, als sie die Umarmung erwiderte.
Archies Hand pochte, da das Blut wieder zirkulierte.
»Ich habe versucht, sie zu beschützen«, sagte Susan.
Bliss hielt Susan fest. Als sie den Kopf hob, blieb ein roter Ring von ihrem Lippenstift an Susans Hals zurück.
Susans Mund war klein, so wie er immer wurde, wenn sie besorgt war.
»Was ist?«, fragte Archie.
»Er sagte: ›Hast du den Herrn angenommen, Pearl?‹«, antwortete Susan. »Als er sie vor dem Wohnheim packen wollte, hat er sie Margaux genannt.«
»Vielleicht hat er gehört, wie Sie Pearl zu ihr gesagt haben«, meinte Henry.
Susan schüttelte mit Nachdruck den Kopf. »Ich habe ihren Namen nicht gesagt, kein einziges Mal.«
Es war nicht das Einzige, was Archie beunruhigte. Wenn Colin Beaton Pearl gejagt hatte, weil er dachte, sie habe ihn am Tatort von Jake Kellys Entführung gesehen, wieso ließ er Susan dann am Leben?
Er musste raus hier, er musste anfangen zu suchen. Aber als er aufstand, ergriff Susan seine Hand.
»Sie müssen sie finden«, sagte sie. »Versprechen Sie es.«
»Alle Kräfte sind mobilisiert. Wir haben einen öffentlichen Fahndungsaufruf in drei Bundesstaaten erlassen. Das FBI wird hinzugezogen. Wir finden sie.«
»Versprechen Sie es«, sagte Susan. Sie sah ihm in die Augen. »Denn wenn Sie es versprechen, glaube ich es.«
Archie zögerte. Er sah auf ihre und seine Hand hinunter. Seine Hand war schmutzig, schwarz unter den Fingernägeln, mit festgebackener Erde an den Knöcheln. Die weiße Decke war überall schmutzig. Alles, was er berührt hatte. Susan schloss ihre zweite Hand um seine.
Er sah sie an. Und er musste gegen den Drang ankämpfen, sich vorzubeugen und ihr einen Kuss auf die Stirn zu drücken. Denn wenn er das tat, würde er mehr wollen. »Ich finde sie«, sagte er. »Ich verspreche es.«
Susans Blick huschte über seine Schulter in Richtung Tür. »Leo«, sagte sie. »Wer hat dich angerufen?«
Archie wandte den Kopf und sah Leo Reynolds in den Raum spazieren.
»Das war ich«, sagte Archie und entzog Susan seine Hand. »Sie und Ihre Mutter brauchen einen Platz, wo Sie sicher sind.«
62
Das Kokain war fort. Es war das Erste, was Susan unter dem Vorwand, eine Dusche zu brauchen, überprüft hatte. Die ganze Sporttasche war fort. Als hätte sie nie existiert.
Jetzt saß sie mit nassen Haaren und in Leos Bademantel gehüllt auf seiner Couch und dachte über die Ironie nach, dass Archie sie und Bliss zu einem Drogendealer
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