Sterbensschön: Thriller -
geschickt hatte, damit sie in Sicherheit waren.
Bliss hatte den Fernseher laufen. Alle Lokalsender berichteten live. Bliss zappte sie durch, als könnte einer von ihnen etwas Neues wissen, einen Funken Hoffnung bieten. Aber es waren überall die ständig wiederholten gleichen Bilder. Pearl in einer Reihe von Fotos der Jugendbehörde, das Phantombild von Colin Beaton und das Video einer Pressekonferenz, die inzwischen stattgefunden hatte – der Polizeichef, der Bürgermeister und Archie, frisch gewaschen und mit einem sauberen Anzug. Aufnahmen von ihrem Haus, das von Scheinwerfern angestrahlt war und in dem Polizisten ein und aus gingen. Beaton war immer noch auf freiem Fuß, Pearl blieb weiterhin verschwunden.
Bliss wechselte einmal mehr den Sender. Sie sah blass aus, ihr Mund war ein schmaler Strich.
»Archie findet sie«, sagte Susan.
»Archie hätte dich umbringen können«, sagte Bliss, ohne den Blick vom Fernseher zu nehmen.
Seit der Arzt sie über Archies Entscheidung informiert hatte, Susan gewaltsam aus ihrer Betäubung zu wecken, kochte Bliss vor Zorn. Vielleicht wäre es ihr besser gegangen, wenn sie Gelegenheit gehabt hätte, Archie anzuschreien. Aber als sie es erfuhr, war Archie bereits weg gewesen, und ihr blieb nichts übrig, als wütend vor sich hin zu grummeln.
»Er wusste, was er tat«, sagte Susan, auch wenn sie sich da selbst nicht so sicher war.
Bliss wandte den Kopf zu Susan, sie sah angespannt aus. Als sie eine Hand auf das Bein ihrer Tochter legte, spürte Susan ein Zittern. »Verschwende deine Zeit nicht mit ihm«, sagte sie leise. »Seine Ehe ist nicht ohne Grund gescheitert.«
Wie wenig sie doch wusste, dachte Susan.
»Ich hole mir Wasser«, sagte Susan. Sie stand auf und ging in die Küche. Leos Küche bestand aus lauter Edelstahl und scharfen Kanten. Leo machte gerade Tee. Die Ärmel seines leuchtend weißen Hemds waren aufgerollt und seine schwarze Hose frisch gebügelt. Er sah Susan an und lächelte. »Kamille«, sagte er.
Susan setzte sich auf die schwarze Granitarbeitsfläche neben die beiden weißen Keramiktassen, die er für den Tee bereitgestellt hatte. »Hast du was zu schnupfen?«, fragte sie.
Leo zog die Stirn kraus. Er griff nach dem Wasserkocher und goss dampfendes Wasser in die Tassen. »Hältst du das im Augenblick für eine gute Idee?«
»Ich finde, es ist gerade jetzt eine sehr gute Idee«, sagte Susan. »Ich brauche etwas, das mich aufbaut.«
Er nahm einen Löffel und bewegte den Teebeutel erst in der einen Tasse, dann in der anderen. Susan roch den kräftigen, blumigen Duft der Kamille. »Alles aus«, sagte Leo.
Sie stieß ihm den Zeigefinger in den Oberarm. »Du lügst«, sagte sie.
»Du kommst gerade aus dem Krankenhaus, Susan.«
Susan stieß sich von der Küchentheke. »Dann lass uns feiern«, sagte sie. Sie marschierte in Richtung Schlafzimmer, und er folgte ihr. Sie wusste, wo er hin und wieder ein Gramm aufbewahrte. Es war nicht so, als bemerkte sie nicht, dass er gelegentlich kokste. Sie war nicht blöd. Sie öffnete die oberste Schublade seiner Kommode, und er schloss die Schlafzimmertür. In der Schublade war eine Toilettentasche aus Leder. Susan nahm sie heraus und öffnete den Reißverschluss. Das Kokain war in einem kleinen Plastikbeutel, wie man ihn in Perlenläden bekommt. Es gab auch einen schwarzen, etwa fünf Zentimeter langen Strohhalm.
»Gute Neuigkeiten«, sagte Susan. »Sieht aus, als hättest du doch noch was übrig.«
Sie schüttelte ein wenig von dem weißen Pulver auf das glatte, dunkle Holz der Kommode.
»Von dem solltest du auf keinen Fall viel nehmen«, sagte Leo.
Susan hörte nicht auf ihn. Sie strich ihr Haar hinter die Ohren, hielt sich ein Nasenloch zu und schnupfte.
Sie schreckte sofort zurück. Ihre Nase brannte, und ihre Augen tränten. Sie rieb sich die Nase und hüpfte auf und ab. »Mann, ist das stark.«
»Es ist unverschnitten«, sagte Leo ruhig.
»Gib mir ein Taschentuch«, sagte Susan und wedelte mit der Hand.
Er legte ihr ein Stofftaschentuch in die Hand. Er war der Typ, der Stofftaschentücher hatte.
Susan schnäuzte sich und gab ihm das Taschentuch zurück.
Sie fühlte sich großartig. Ihre Arme kribbelten. Ihr Gehirn fühlte sich warm an. Sie hatte den Eindruck, mehr Sauerstoff zu bekommen, als wäre ein Dunstschleier angehoben worden.
»Das Zeug ist wirklich verdammt gut«, sagte sie.
»Archie wird mich umbringen«, sagte Leo.
»Warum ist es dir so wichtig, was Archie denkt?«, sagte
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