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Sterbensschön: Thriller -

Sterbensschön: Thriller -

Titel: Sterbensschön: Thriller - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain , Fred Kinzel
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ansehen, deshalb waren Ihnen die Hände gebunden. Aber wenn ich den Stick nahm und sah, was er enthielt, konnten Sie es in Erfahrung bringen, ohne Ihr Versprechen zu brechen. Sie haben mich allein in Ihrem Büro zurückgelassen. Sie wussten, dass ich schnüffeln würde. Ich hatte Ihnen am Telefon gesagt, dass Gretchen Ryan Motley erwähnt hatte. Sie wussten, dass ich diesen USB -Stick gesehen hatte, und sie wussten, dass ich ihn nehmen würde. Sie haben mich hereingelegt. Sie haben sich geweigert, Gretchens Spiele mitzumachen. Aber sie haben mit mir gespielt.«
    Archie senkte den Blick, als würde er sich schämen oder müsste seine Schuhe, das Pflaster oder eine besonders interessante Ameise betrachten. Dann hob er den Kopf wieder und sah ihr in die Augen. »Wir sind keine Freunde, Susan«, sagte er. »Wir unternehmen nichts zusammen. Ich bin Polizist. Ich bin nicht Ihr Freund.«
    Susans Gesicht brannte. Sie machte einen Zug von ihrer Zigarette, während sie überlegte, was sie sagen sollte. Sie wusste, was er gerade tat. Er versuchte, sie wegzustoßen. Er war absichtlich gemein zu ihr, damit sie beleidigt von dannen stolzierte und er sich in Ruhe in der Falle suhlen konnte, die Gretchen ihm gestellt hatte.
    Nichts da.
    Er sagte ihr nicht alles. Er sagte ihr nicht einmal die Hälfte.
    »Sie haben sie besucht, hab ich recht?«, sagte sie.
    Falls sie auf eine Reaktion gehofft hatte, wurde sie enttäuscht. Archie zuckte nicht, er rührte keinen Muskel. Wenn man sein Geld damit verdiente, tote Menschen zu betrachten und mit Psychopathen zu reden, lernte man mit der Zeit wahrscheinlich ziemlich gut, seine Gefühle zu verbergen. Sie sah zu, wie er ihr die Zigarette sachte aus den Fingern nahm, einen langen Zug machte und sie dann auf dem Asphalt austrat. »Sie sollten aufhören«, sagte er. »Bevor die Dinger Sie umbringen.«

38
    Archie betrachtete das Bild des toten Jungen.
    Seine Fenster waren offen, und eine warme Nachtluft hatte sich in der Wohnung ausgebreitet, zusammen mit einem schwachen Geruch nach Laub, das in der Flut verfault war. Archie streckte sich und versuchte, eine bequemere Stellung auf dem Boden einzunehmen. Der Versuch endete mit einer etwas unbequemeren.
    Der tote Junge hieß Thomas, und die relevanten Einzelheiten seines Todes ließen sich in einem Aktenschuber aus Pappe unterbringen.
    Thomas hatte in der Forest Street in Bellingham, Washington, gewohnt, einer Universitätsstadt an der Bellingham Bay nördlich von Seattle. Es war eine kleine, idyllische Stadt, eingerahmt von dicht mit Nadelwald bedeckten Hügeln, mit einigen kahlen Stellen aufgrund jahrzehntelanger Rodung.
    Archie erinnerte sich an den Fall. Er erinnerte sich an alle Fälle.
    Thomas war eines Tages nach der Schule zum Forest & Cedar Park aufgebrochen. Es war ein kurzer Weg über zwei Blocks in einer Straße, in der die Leute ihre Haustür nicht abschlossen. Allein in diesem Jahr hatte die Task Force Gretchen neunzehn Leichen zugeordnet. Aber sie hatte immer weiter südlich und östlich zugeschlagen: Seattle, Olympia, Spokane, Yakima. Nördlich von Seattle, so nahe an der kanadischen Grenze, hatte sich die Öffentlichkeit sicherer gefühlt.
    Archie löste das Foto von der Akte und betrachtete es, versuchte zu sehen, was er die ersten tausend Male nicht gesehen hatte, ein Detail, einen Hinweis darauf, dass dies nicht Gretchens Werk war.
    Alles Spurenmaterial wurde in der Innenstadt verwahrt. Gigabytes von Daten – digitale Fotos, Berichte, eingescannte Dokumente – lagen passwortgeschützt irgendwo auf einem Server. Doch im Lauf der Jahre hatte sich Archie mit Kopien der Originale sein eigenes Schatten-Ablagesystem geschaffen. Gretchen hatte ein paar Dutzend der Hunderte von Morden gestanden, derer sie verdächtigt wurde. Jetzt, da sie im Gefängnis saß, würden die meisten ihrer mutmaßlichen Opfer in einem Fegfeuer der kalten Fälle verbleiben, noch offene, aber halb gelöste Fälle, für immer Gretchen Lowell zugeschrieben.
    Auf dem Foto in Archies Hand lag Thomas tot zwischen Farnen auf das samtene Moos eines Waldgebiets gebettet, das zur Universität gehörte, etwa sechs Kilometer von seinem Zuhause entfernt. Er lag auf dem Rücken, Arme an der Seite, Beine geschlossen, wie eine verlorene Puppe.
    Er trug die Sachen, mit denen er das Haus am Nachmittag zuvor verlassen hatte: Bluejeans, ein grünes T-Shirt, Turnschuhe.
    Aus der Ferne hätte man denken können, er lebte.
    Doch die schonungslose Vertraulichkeit der Farbaufnahme

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