Sterbensschön: Thriller -
tatsächlich schrie.
Wenn Susan nicht einen Blick auf die Artikel in der Seitenleiste geworfen hätte, hätte sie es gänzlich übersehen. FRAU IN IHREM HAUS IN ST. HELENS ERMORDET . Sie klickte den Link an und las die Geschichte. Dusty Beaton war tot aufgefunden worden. Ihr Tod wurde auf »vorsätzliche Tötung« zurückgeführt. Ihre Leiche war am Morgen von zwei Detectives aus Portland entdeckt worden. Der Artikel war vier Absätze lang. Kein Wort davon, dass ihr Mann vor achtzehn Jahren verschwunden war. »Vorsätzliche Tötung« war nicht so sexy wie »auf dem Portland-Oregon-Schild verbrannt«.
Susan sah auf die Uhr am Bildschirmrand. Einige Minuten vor elf. »Können wir die Nachrichten anschauen?«, fragte sie ihre Mutter.
»Zerstört euren Fernseher«, gab Bliss lautstark zurück. »Das Medium ist die Botschaft. Fernsehen ist Kaugummi für die Augen.«
Gelegentlich wirkten Bliss’ Worte wie Sprechblasen.
»Bitte, Mom«, sagte Susan.
Bliss verdrehte die Augen und vollführte eine Handbewegung großherziger Duldung, als hätte sie ihren Söhnen gerade erlaubt, in den Krieg zu ziehen.
»Ich hole ihn«, sagte Susan.
Sie lief in die Küche, öffnete den Schrank unter der Spüle und zog den Neun-Zoll-Schwarz-Weiß-Fernseher heraus, den Bliss hinter Dr. Bronners Allzweck-Pfefferminz-Flüssigseife und den ungebleichten Papierhandtüchern aufbewahrte. Bliss hatte den Fernseher nur für Notfälle: Kongressanhörungen oder bestimmte Folgen von Masterpiece Theater . Susan schleppte das Gerät ins Wohnzimmer, steckte es ein und schaltete auf Kanal acht. Aber egal, wohin sie die Antenne richtete, sie bekam keinen Empfang.
Als Kind hatte Susan einmal eine ganze Rolle Alufolie zu einem ausgeklügelten Antennensystem verdreht, mit dessen Hilfe sie sich eine Folge von Scooby-Doo ansehen konnte.
Sie klopfte seitlich an den Fernseher und sagte: »Er funktioniert nicht.«
»Das liegt daran, dass es kein frei empfangbares Fernsehen mehr gibt«, erklärte Bliss. Sie hatte die Beine gewechselt, während Susan den Fernseher holen war, und stand nun mit dem rechten Fuß hinter dem Kopf da. »Sie haben mir eine kostenlose digitale Konverterbox angeboten, aber ich sagte, ich brauche keine.«
Das hatte Susan ganz vergessen. War es wirklich schon so lange her, dass sie versucht hatte, in Bliss’ Haus fernzusehen? Der Wechsel zu digitalem Fernsehen bedeutete, dass Bliss’ analoges Gerät ohne Konverter nutzlos war. »Warum hast du den kostenlosen Konverter nicht genommen?«, fragte Susan.
»Aus Prinzip«, sagte Bliss.
»Warum hast du den Fernseher noch, wenn du ihn nicht benutzen kannst?«
Bliss seufzte und wuchtete ihren Fuß noch ein Stück höher über den Kopf. »Für Notfälle.«
»Was willst du tun, ihn nach jemandem werfen?«
Bliss zog eine Augenbraue in die Höhe. »Ich werfe ihn gleich nach dir, wenn du so weitermachst«, sagte sie.
Susan stöhnte frustriert auf und ließ sich auf die Couch fallen. »Wenn du schnelleres W-Lan hättest, könnte ich es mir als Stream anschauen.«
»Wenn ich schnelleres W-Lan hätte, hätten wir beide einen Gehirntumor.«
Susan klickte den Live-Video-Button auf der Homepage von KGW an. Er begann zwischenzuspeichern.
»Was ist so wichtig?«, wollte Bliss wissen.
»Ich möchte etwas überprüfen.«
»Was?«
»Die Frau von jemandem, über den ich schreibe, wurde heute Vormittag ermordet«, sagte Susan. »Außerdem ist da dieser Typ, den sie im Park gefunden haben. Und die Frau, die auf dem Dach verbrannt wurde. Verfolgst du keine Nachrichten?«
»Über solches Zeug mag ich nicht nachdenken«, sagte Bliss. »Das zieht negative Energien an.«
»Da.« Charlene Woods Bild kam in ruckartigen Bewegungen auf den Schirm. Sie stand im Studio mit der City als Fotohintergrund. »Gabrielle Meester. Ermordet.« Das Bild einer dunkelhaarigen, lächelnden Frau erschien als Grafik am Bildrand. Es gab keine Spuren. Wer Informationen hatte, wurde gebeten, sich zu melden.
Susan hörte ein lautstarkes Einatmen und sah gerade noch, wie ihre Mutter die Balance verlor. Bliss purzelte auf die Couch, setzte sich sofort auf und zeigte auf den Schirm. »Die kenne ich«, sagte sie.
»Das ist Charlene Wood«, sagte Susan. »An sämtlichen Bushaltestellen der Stadt hängt ein Plakat von ihr.«
»Nicht die«, sagte Bliss und zeigte auf das Bild von Gabrielle Meester. » Sie.«
» Wie meinst du das, du kennst sie?«, fragte Susan.
»Sie kommt mir bekannt vor«, sagte Bliss.
»Sie kommt dir bekannt
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