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Sterbensschön: Thriller -

Sterbensschön: Thriller -

Titel: Sterbensschön: Thriller - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain , Fred Kinzel
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besuchen. Im Krankenhaus ging es dann ruhiger zu. Es gab weniger Fragen. Archie überlegte, ob man sie aufgeweckt, aus dem Bett geholt und dann in den Stuhl gesetzt hatte, als er seinen Besuch ankündigte, oder ob sie die ganze Nacht so verbringen sollte.
    »Ich habe einen Freund mitgebracht«, sagte Archie.
    Gretchen saß seitlich zu ihnen, und als sie den Kopf drehte, konnte Archie hören, wie sich Henrys Atmung beim Anblick ihres aufgedunsenen Gesichts veränderte.
    »Ah, schön«, sagte sie ausdruckslos. »Henry.«
    »Hallo, Gretchen«, sagte Henry. Seine Freude über ihren körperlichen Zustand war mit Händen zu greifen. Er ging mit federndem Schritt ganz nahe an sie heran und musterte sie eingehend, als wäre sie ein Gebrauchtwagen, von dessen Kauf er absehen würde. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Sie sehen gut aus«, sagte er.
    Er genoss das viel zu sehr.
    Gretchen sah Archie böse an.
    Henry strahlte. Er rieb sich die Hände. »Sieht Gretchen heute Abend nicht wunderbar aus?«, sagte er an Archie gewandt.
    »Musste das sein?«, fragte Gretchen und sah Archie dabei an.
    Archie stand an der geschlossenen Tür von Gretchens Zimmer. Er beobachtete die beiden einen Moment lang. Henry, der sich praktisch bog vor hämischer Freude, rosarot im Gesicht und mit glänzenden Augen; Gretchen schäumend in ihrem Stuhl. Henry brauchte diesen Moment. Er musste Gretchen leiden sehen, ihrer Schönheit und Macht beraubt. Gretchen hatte Henry etwas Wichtiges genommen, sie hatte ihm Archie genommen, seinen besten Freund, seinen Partner. Und ein Teil von Henry konnte das keinem von beiden vergeben. Deshalb brauchte er diesen Augenblick. Und Archie gewährte ihn Henry.
    Henry lachte sie aus, und Archie ließ ihn. Und nach einer Weile richtete sich Henry auf und wischte sich die Tränen aus den Augen. Er sah zu Gretchen hinunter und trat gegen das Rad ihres Rollstuhls. »Wir müssen reden, Süße«, sagte er.
    Sie versuchte, zu Archie hinüberzusehen.
    »Ich«, sagte Henry, packte beide Armlehnen ihres Rollstuhls und beugte sich über sie. »Nicht er. Sie und ich müssen reden.«
    »Ich finde es nicht sehr interessant, mit Ihnen zu reden.«
    »James Beatons Witwe wurde gestern ermordet«, sagte Archie von der Tür her. Gleich zur Sache kommen. Henry und Gretchen würden einander stundenlang umkreisen, wie zwei Hunde beim Revierkampf.
    Gretchen nickte. Der Mord an Dusty Beaton war in den Nachrichten gewesen, aber Archie merkte ihr an, dass sie bisher nichts davon gewusst hatte. Sie hatte keine Erwiderung parat. Das war nicht ihr Spiel.
    Selbst Henry merkte es. »Möchte das hübsche Fräulein, dass ihr Freund sich neben sie setzt?«
    Gretchen rührte sich nicht. »Das hübsche Fräulein wird keinen Mucks sagen ohne ihn«, antwortete sie.
    »Es läuft folgendermaßen«, sagte Henry und drehte den Rollstuhl so, dass er zu dem Stuhl neben dem Bett zeigte. »Wir beide werden uns unterhalten, und wenn Sie brav sind, darf Archie kommen und sich aufs Bett setzen.« Henry zwängte seine mächtige Gestalt in den Plastiksessel gegenüber von Gretchen, dann blickte er zu Archie und schlug leicht auf die Matratze. Archie ging hinüber und setzte sich auf den Rand von Gretchens Bett, sodass die drei praktisch Knie an Knie saßen.
    »Ich habe heute Abend mit der Elektroschocktherapie angefangen«, sagte Gretchen. Sie zog die Augenbrauen skeptisch hoch und sah Archie an. »Der neue Doktor, den du mir als Chef meines Teams besorgt hast, meint, das ist das Beste für mich.«
    »Hey, das ist wie der elektrische Stuhl«, sagte Henry und schlug sich lachend aufs Knie. »Nur in kleinen Dosen.«
    Archie wandte den Blick ab, er sah auf die weiße Wand hinter Gretchens Kopf. Noch vom andern Ende des Raums konnte er das Graffito ausmachen, das in die Wand geritzt und mit der Zeit von mehreren Schichten Farbe übermalt worden war. Töte mich. Sie lauschen.
    Henry das Reden überlassen, so war es abgemacht.
    »Ich habe ein Alibi«, sagte Gretchen. »Ich war hier, als Mrs. Beaton ermordet wurde.«
    »Tja, die Sache ist nur die«, sagte Henry, »dass man die Witwe Beaton ausgeweidet und verstümmelt hat. Jemand hat ihr die Nase aus dem Gesicht gemeißelt und auf dem Teppich liegen lassen.«
    Archie sah Gretchen an.
    Sie lächelte ihn an. »Hört sich bekannt an«, sagte sie.
    Henry schob sich zwischen sie. »Wer hat sie getötet?«, fragte er.
    Gretchen lehnte sich zurück. Ihre Reaktionen waren einen Tick verlangsamt, wie bei jemandem, der

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