Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sterbensschön: Thriller -

Sterbensschön: Thriller -

Titel: Sterbensschön: Thriller - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain , Fred Kinzel
Vom Netzwerk:
Platz, wo wir uns unterhalten können. Ich bin ganz Ohr.«
    Der Platz zum Unterhalten erwies sich als eine Parkbank hinter der Kirche. Die Bank blickte auf eine große Mülltonne und dahinter auf eine Weide, und hinter dieser wiederum lag ein Wohnwagenparkplatz. Die Nachmittagssonne war heiß, aber die Bank stand im Schatten unter einem Baum. Von der Mülltonne ging ein vager Essiggeruch aus, und Archie hörte Krähen in dem Baum streiten.
    »Wie lange sind Sie hier schon Reverend?«, fragte Archie.
    »Lange genug, um der zu sein, nach dem Sie suchen«, sagte der Geistliche.
    »Sie kannten Mr. Beaton«, sagte Archie.
    »Ich kannte die ganze Familie«, erwiderte der Reverend.
    Eine Krähe schwebte herab, pickte etwas auf, das neben der Mülltonne auf dem Boden lag, und flog damit davon.
    »Sind Sie religiös?«, fragte der Reverend.
    Archie zögerte. »Wirkt sich meine Antwort auf Ihre Bereitschaft aus, mir etwas zu erzählen?«
    Der Reverend lächelte. »Ich werde Ihre Fragen so wahrheitsgemäß wie möglich beantworten, unabhängig von Ihrem Seelenheil.«
    »Ich fürchte, mein Seelenheil ist eine verlorene Sache«, sagte Archie und lächelte wehmütig.
    »Wir sind alle Sünder«, sagte der Reverend. »Deshalb suchen wir nach Vergebung.«
    »Ich habe zu viele Mordfälle bearbeitet, um viel auf Vergebung zu setzen«, sagte Archie.
    Der Geistliche nickte nachdenklich. »Menschen sind zu sehr Bösem fähig.«
    »Das haben Sie gesagt, nicht ich«, sagte Archie.
    »Dann glauben Sie also auch nicht an das Böse?«
    »Das setzt einen Mangel an biologischem Verständnis oder Erfahrung voraus«, sagte Archie. »Menschen töten nicht, weil sie böse sind. Sie tun es für gewöhnlich wegen Sex oder Geld.«
    »Aha, ein moralischer Relativist.« Er legte den Kopf schief und sah Archie an. »Und was ist mit Gretchen Lowell?«
    Archie blickte über die Weide hinaus. »Sie wissen also, wer ich bin.«
    »Selbst bei uns hier in St. Helens gibt es Zeitungen.«
    Auf der Weide waren vereinzelte grüne Inseln zu sehen – Unkraut war immer das Letzte, was im Sommer einging. Archie erwiderte den Blick des Geistlichen. »Aus der bin ich noch nicht schlau geworden.«
    Reverend Lewis lockerte seinen Priesterkragen. »Das waren ein paar heiße Monate«, sagte er.
    »Ja, allerdings«, sagte Archie.
    Beide schauten geradeaus. Zwei weitere Krähen landeten neben der Mülltonne.
    »Ich untersuche eine Theorie, der zufolge James Beaton ermordet wurde«, sagte Archie.
    Der Reverend nickte ernst. »Glauben Sie, der Mord an Mrs. Beaton hängt mit dem an ihrem Mann zusammen?«
    »Na ja, es wäre schon ein verdammter Zufall«, sagte Archie. »Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise.«
    »Oh, von Verdammten reden wir hier durchaus nicht selten«, sagte der Geistliche mit feinem Lächeln.
    »Gut«, sagte Archie. »Was wissen Sie über die Beatons?«
    »James ist in St. Helens aufgewachsen, ging regelmäßig zur Kirche«, sagte der Geistliche. »Er ging zum Studium weg, hat Dusty kennengelernt und sie nach seinem Abschluss mit hierhergebracht. Dusty schloss sich der Kirche an, und ich habe die beiden getraut. Nicht lange danach hat James die Steuerberatungskanzlei seines Vaters übernommen. Er und Dusty hatten zwei Kinder. Colin und Melissa waren beide Teenager, als James verschwand.«
    »Wie hat die Familie reagiert?«, fragte Archie.
    »Dusty war vor allem wütend«, sagte der Reverend. »Sie hat ihn wirklich geliebt.«
    »Er hat sie betrogen«, sagte Archie.
    »Sie hat ihm vergeben.«
    Ein warmer Wind kam auf und bewegte das Laub über ihnen. Archie spürte, wie ein Schweißtropfen unter seinen Hemdkragen lief.
    »Die Kinder entwickelten sich nach dem Verschwinden ihres Vaters in entgegengesetzte Richtungen«, fuhr der Reverend fort. »Colin konzentrierte sich sehr auf die Kirche, wurde sehr fromm. Melissa kam vom rechten Weg ab. Nach der Highschool gingen sie beide von hier fort, wie viele junge Leute. Ich habe mehrere Jahre nichts von Melissa gehört, bis sie eines Tages anrief und sagte, man habe Krebs bei ihr diagnostiziert. Sie bat darum, dass wir für sie beten.« Er zupfte an einem seiner riesigen Ohren. »Damals muss sie etwa fünfundzwanzig gewesen sein. Ich weiß, dass sie verheiratet war. Wir erhielten später einen Brief ihres Mannes, der uns mitteilte, sie sei gestorben.«
    »Haben Sie den Brief noch?«
    »Nein, tut mir leid. Die Absenderadresse war irgendwo in Nordkalifornien.«
    »Was ist mit Colin?«
    »Verschwunden«, sagte der Reverend.

Weitere Kostenlose Bücher