Sterbensschön: Thriller -
»Ich weiß, dass Mrs. Beaton unregelmäßig Geld von ihm erhielt und hin und wieder eine Postkarte. Sie sagte, er sei viel umhergezogen. Ich weiß nicht einmal, womit er seinen Lebensunterhalt verdient.«
»Haben Sie einmal ein Foto von ihm als Erwachsener gesehen?«, fragte Archie.
Reverend Lewis schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube nicht.«
»Mrs. Beaton hat die Kirche verlassen.«
»Richtig. Nach Melissas Tod machte sie eine Glaubenskrise durch. Wir glauben an eine wörtliche Auslegung der Heiligen Schrift. Wir glauben an die Heilkraft von Gebeten und Handauflegen.«
»Sie suchen keine Ärzte auf?«
»Nein«, sagte der Reverend.
»Niemals?«
»Es zu tun würde Zweifel an Gott ausdrücken.«
»Aber Sie haben sich um Mrs. Beaton gekümmert, nachdem sie die Kirche verließ.«
»Auch wenn sie kein Gemeindemitglied mehr war, war sie immer noch ein Kind Gottes.«
Archie ließ das Foto aus dem Kuvert gleiten und zeigte es dem Reverend. »Als ich vor ein paar Tagen im Haus der Beatons war, hing ein Foto an der Wand«, sagte er. »Es war genau wie das hier, nur dass an Colins Stelle ein Mädchen war. Fällt Ihnen dazu etwas ein?«
»Ein Mädchen?«
»Hatte Melissa eine enge Freundin oder eine Cousine?«
»Das ist fast zwanzig Jahre her. Haben Sie bei der Highschool nachgefragt? Vielleicht sind ein paar von ihren alten Lehrern noch im Dienst. Kann sein, dass die sich an jemanden erinnern.«
Archie ließ nicht locker. »Waren zu jener Zeit Mädchen in Melissas Alter in der Gemeinde?«
»Es ist eine kleine Gemeinde.«
»Gibt es Fotos, die ich mir ansehen könnte?«, fragte Archie. »Kirchliche Picknicks oder Feste?«
»Ich kann Nancy das Archiv durchsehen lassen, aber versprechen kann ich nichts. Wir waren bis vor fünf Jahren in einem Gebäude oben am Hügel. Wir haben viele von unseren Unterlagen bei dem Brand verloren.«
Archie hielt seine Stimme ruhig. »Was war die Brandursache?«
Der alte Mann lachte. »Ich glaube, die Versicherungsgesellschaft nannte es eine ›Tat Gottes‹. Sie sind wahrscheinlich an den alten Grundmauern vorbeigefahren. Direkt oben am Hügel. In der Lowell Street.«
48
»Wissen Sie, wie viele Lowell Streets es gibt? Wahrscheinlich eine in jeder Stadt.« Huffington saß an ihrem Schreibtisch und aß Thunfisch aus einem Gefrierbeutel. Es war nach fünf, aber Huffington machte nicht den Eindruck, als wollte sie demnächst nach Hause fahren.
»Ich weiß«, sagte Archie.
»Und wenn Gretchen aus St. Helens wäre, meinen Sie nicht, dass sie inzwischen jemand erkannt hätte?«, fragte Huffington. »Ihr Gesicht war drei Jahre lang in sämtlichen Nachrichtensendungen.«
Huffingtons hellbraunes Haar war nach hinten gekämmt. Archie bemerkte neue Kinderzeichnungen in ihrem Büro. Offenbar hatte es eine weitere Führung gegeben.
»Ich glaube, sie hat ihr Aussehen verändert«, sagte Archie.
»So sehr verändert man sich nicht«, sagte Huffington. Sie klaubte noch ein Stück Thunfisch aus dem Beutel und steckte es in den Mund. »Sie glauben, sie stand den Beatons nahe genug, um mit auf ein Familienfoto zu gelangen – aber nur auf eins, das inzwischen verschwunden ist. Sie glauben, sie hat Papa Beaton getötet. Vielleicht mithilfe des Sohnes, Colin. Und die beiden fingen an, auf Serienmördertour zu gehen. Wobei er manchmal ihre Signatur benutzte. Und jetzt hat er Mama umgebracht.«
Es klang noch verrückter, wenn sie es sagte. »Sie müssen mir nur helfen, es zu beweisen«, sagte Archie.
»Gretchen Lowell redet also nicht.«
»Nicht so recht.«
»Sie hat Sie immerhin so weit gebracht«, sagte Huffington.
»Sie will, dass Ryan Motley gefasst wird.«
»Und Ryan Motley ist Colin.«
»Das ist meine Theorie«, sagte Archie.
Huffington blätterte in einigen Papieren auf ihrem Schreibtisch. »Das letzte Mal hat man von Colin gehört, als er vor acht Jahren in Boise einen Strafzettel bekam«, sagte sie, während sie einen Bericht überflog. »Er hatte damals einen Führerschein aus Nebraska, aber der ist abgelaufen, und danach ist er nirgendwo mehr aktenkundig.«
Archie notierte sich das Datum des Strafzettels wegen Geschwindigkeitsüberschreitung und die Adresse auf dem Führerschein. Eins der Kinder war um etwa diese Zeit in Boise mit Gretchens Signatur ermordet worden.
»Was ist mit Melissa?«, fragte Archie. »Der Reverend ihrer alten Kirche sagt, sie sei verheiratet gewesen. Können wir ihren Mann ausfindig machen? Vielleicht weiß er, wo Colin ist.«
»Ich werde sehen,
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