Sterbenswort: Thriller (German Edition)
von Ihnen erzählt.«
»Oh, es ist auch schon ein paar Jährchen her.«
Kathrin hatte keine Lust, sich auf weitere Erklärungen einzulassen: »Könnte ich ihn bitte sprechen?«
Frau Pfeiffer hielt mehr schlecht als recht das Sprechmodul ihres Telefons zu.
Gedämpft hörte Kathrin Frau Pfeiffers Stimme: »Kennst du eine Kathrin Vox, Thomas?«
»Voss!«, verbesserte Kathrin, und Frau Pfeiffer, die gar nicht bemerkte, dass ihre Gesprächspartnerin sie sehr wohl hörte, berichtigte den Namen.
Thomas Pfeiffer antwortete mit einer kaum vernehmbaren Fistelstimme: »Nie gehört, weder Vox noch Voss. Ich kenne keine Kathrin.«
»Hören Sie, junge Frau, mein Mann behauptet, er kennt Sie nicht.«
Irgendwie hörte es sich für Kathrin so an, als zweifle Frau Pfeiffer an den Worten ihres Mannes. Aber egal. Die Fistelstimme konnte unmöglich zu dem Gesuchten gehören. Dessen Stimme war zwar hell gewesen, aber bei weitem nicht so hell.
»Oh, dann entschuldigen Sie bitte. Es muss sich um eine Verwechslung handeln.«
»Das vermute ich auch, ja.«
Kathrin war sich nicht sicher, ob Frau Pfeiffer glaubte, was sie sagte.
»Einen schönen Abend noch«, sagte sie und legte auf. Gleichzeitig hoffte sie, dass es auch für den armen Herrn Pfeiffer tatsächlich noch ein schöner Abend blieb. In Gedanken sah sie, wie Frau Pfeiffer ihrem Mann nun eine hässliche Szene machte. Sie stellte sich dabei eine großbusige Walküre vor, die ihren schmächtigen Mann um mindestens zwei Kopfgrößen überragte und ihn zur Rede stellte.
Dass ›Das Örtliche‹ so wenige Einträge ermitteln konnte, überraschte Kathrin. Im Zeitalter des Datenschutzes entschieden sich anscheinend immer mehr Telefonkunden, ihre Rufnummern nicht listen zu lassen. Sie dachte daran, dass sie selbst ihren Anschluss auch nicht hatte veröffentlichen lassen.
Jetzt tippte sie ›stutzkeis‹ und ›berlin‹ direkt in die Suchmaschine.
Die Anzahl der Treffer blieb überschaubar; sie klickte sich durch einige davon und landete schließlich – nach einigen Misserfolgen – auf einer Kleinanzeigenseite.
Im Regionalteil ›Berlin‹ hatte jemand in der Rubrik ›Zu verschenken‹ folgende Annonce gesetzt:
Kratzbaum, Katzentoilette u. a. umständehalber abzugeben, sehr guter Zustand.
Darunter stand ›A. Stutzkeis‹ und eine Festnetz-Telefonnummer. Die Anzeige war keine zwei Monate alt.
Amelie hatte damals immer davon gesprochen, sich irgendwann eine Katze anschaffen zu wollen. Möglicherweise hatte Kathrin Glück und es handelte sich bei ›A.‹ tatsächlich um die Gesuchte.
Sie tippte die Nummer in ihr Telefon und lauschte.
Es klingelte drei Mal, dann hörte sie ein Knacken.
»Amelie Stutzkeis hier.«
Kein Zweifel: Es war die Stimme von Kathrins Freundin aus alten Zeiten. Sie wollte bereits losreden, da sprach Amelie schon weiter: »Ich bin im Moment nicht zu Hause. Nach dem Piepton können Sie eine Nachricht hinterlassen.«
Ein Pfeifen folgte.
»Hallo Amelie? Äh, hier ist Kathrin, Kathrin Voss. Von früher. Aus der WG . Vielleicht wunderst du dich, dass ich mich nach all den Jahren bei dir melde. Aber ich müsste dringend mal mit dir reden. Bitte ruf mich doch zurück. Wie gesagt, es ist wirklich dringend – und wichtig. Hier meine Handynummer …«
Sie sprach die Ziffernfolge langsam und deutlich und wiederholte sie noch einmal.
Dann holte sie sich aus der Küche ein Glas Wasser und tippte ›thomas + pfeiffer + berlin‹ ins weiße Feld der Suchmaschine ein.
›Ungefähr 5 980 000 Ergebnisse‹ wurden gemeldet. Kathrin erschrak über die hohe Anzahl. Sie überflog die Zeilen und stellte schnell fest, dass es erhebliche Zeit kosten würde, alle Meldungen zu überprüfen und abzutelefonieren.
Während sie über eine Alternative nachdachte, lehnte sie sich zurück, und sofort spürte sie, wie Müdigkeit in ihr aufstieg.
Sie gähnte.
Um wieder etwas munterer zu werden, trank sie einen Schluck Wasser.
Gleichzeitig hatte sie einen Gedankenblitz: Thomas’ Eltern!
Sie wusste, wo diese damals gewohnt hatten: in einem Einfamilienhaus in Lichtenrade. Kathrin hielt es für eher unwahrscheinlich, dass sie das Haus, auf das sie seinerzeit sehr stolz gewesen waren, verlassen hatten. Und fürs Seniorenheim müssten die beiden noch viel zu jung sein.
Warum nicht einfach mal vorbeischauen?
Dann könnte sie direkt nach Thomas fragen.
Wie die Straße hieß, wusste sie nicht mehr, aber wenn sie in der Gegend war, würde sie sicherlich zu den Pfeiffers
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