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Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Titel: Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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fiel auf Seifert. »… euch vier«, verbesserte er sich rasch, »namentlich erwähne. Außerdem kriegt ihr eine halbseitige Anzeige für eure Organisation, kostenlos. Einmal wöchentlich, drei Monate lang. Das dürfte eure Bosse besänftigen. Und außerdem wird diese Firma morgen dichtmachen, wenn das hier reibungslos abläuft. Das kommt den Versuchstieren und damit eurer Sache doch zugute. Und wegen der Behörden braucht ihr euch keine Sorgen zu machen. Wenn das alles vorbei ist, interessiert sich niemand mehr für vier Jungs, die sich an einen Zaun gekettet haben, das versichere ich euch.« Fragend blickte er in die Runde. »Also, was ist? Ihr könnt euch selbst und der Welt etwas Gutes tun, oder ihr schwingt eure Ärsche zurück ins Auto und verschwindet wieder in der Bedeutungslosigkeit. Ihr habt die Wahl.«
    Wie auf Befehl richteten sich alle Blicke auf Christian. Als der merkte, dass von ihm eine Entscheidung erwartet wurde, ließ er bedächtig von seinem Kinn ab und holte tief Luft. »Na schön«, sagte er, »wie soll das Ganze denn ablaufen?«
    »Ihr müsst bloß die Wachleute ablenken«, antwortete Koschny. »Wie ihr das anstellt, bleibt allein euch überlassen. Ich muss nur ungesehen an denen vorbeikommen.«
    »Ich komme mit«, verkündete Seifert entschlossen.
    Koschny dachte einen Augenblick lang über das Angebot nach, bevor er es ablehnte.
    »Aber warum nicht? Ich kenne mich aus und könnte Ihnen da drin von Nutzen sein.«
    »Es ist zu gefährlich. Zu zweit ist das Risiko größer, dass einer von uns beiden erwischt wird. Und wenn das passiert, setzen die euch dieses Mal nicht einfach mit einem Bußgeldverfahren wieder vor die Tür. Diese Typen haben wahrscheinlich mehrere Menschen auf dem Gewissen, und wenn wir uns nicht beeilen, werden es mindestens noch zwei mehr.«
    Seifert nickte enttäuscht.
    »Hören Sie zu«, sagte Koschny und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich will nicht, dass noch mehr Menschen in Gefahr geraten. Sie bekommen Ihre Revanche, okay?«
    »Okay«, gab Seifert sich zufrieden. »Aber Sie müssen ins Hauptgebäude.«
    »Wieso sind Sie so sicher, dass die beiden da drin sind?«
    Seifert deutete durch die engen Maschen des Zaunes. »Sehen Sie die kleineren Gebäude links daneben, mit den großen Fenstern?«, fragte er, und Koschny nickte. »Das sind die Verwaltungsbüros. Die liegen alle zur Straße hin. Wenn da irgendwas im Gange wäre, könnte man Licht in den Fenstern sehen.«
    »Und beim Hauptgebäude nicht?«, fragte Koschny skeptisch.
    »Doch. Aber das hat einen ausgebauten Keller. Da unten sind die Labors mit den Analysegeräten, wo auch die Tierversuche stattfinden, und ein großer Lagerraum für Chemikalien und Proben. Die meisten Räume da unten haben keine Fenster, das ganze Gebäude hat nämlich ein modernes Abluftsystem. Ideal, um jemanden festzuhalten, der nicht gesehen werden soll, schon wegen der Wachen.«
    »Gut mitgedacht«, lobte Koschny. »Schon mal daran gedacht, Reporter zu werden?«
    Seifert grinste stolz.
    »Na schön«, sagte Koschny, »erklären Sie mir, wie ich am schnellsten da reinkomme, ohne dass mich jemand sieht?«
    »Ich habe eine bessere Idee«, meldete sich Jo. »Es gibt eine ungefährliche Methode, wie er Sie trotzdem begleiten kann.«
    »Ach ja, und was für eine?«
    »Haben Sie ein Handy?«

37
     
     
     
     
     
     
     
    A uf dem grauen Namensschild an seinem Hemd stand A . Meier. Entspannt saß er hinter seinem Schreibtisch und war in ein Buch vertieft. Einer der Vorteile des Nachtdienstes war, dass man zum Lesen kam und am Tage den Kopf für andere Dinge frei hatte. Keine Fremden, auf die man achten musste, keine ständigen Einlasskontrollen. Ja, Nachtarbeit hatte ihre Vorzüge. An diesem Abend jedoch war auf dem Gelände ungewöhnlich viel los. Sein Dienst hatte um 22 Uhr begonnen, und um diese Zeit war meistens niemand mehr in den Gebäuden, bis auf ein paar Labortechniker, die über ihren Versuchen gelegentlich die Zeit vergaßen und dann spätabends völlig übermüdet nach Hause fuhren. Aber normalerweise kam um diese Uhrzeit niemand mehr. Heute schien das anders zu sein. Zwei Eintragungen hatte er in seinem Wachbuch vermerkt. Die erste bereits um 22:23 Uhr. Ein Saab Cabriolet; er erinnerte sich noch genau an die teure Lederausstattung. Der Fahrer, ein ziemlich gestresster Mann um die fünfzig, hatte einen Sonderausweis, der ihn berechtigte, das Gelände jederzeit zu betreten. Mehr brauchte Meier nicht zu wissen. Er vermutete,

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